bochum. . Mit Janna Banning verfügt der Bochumer Künstlerbund über eine bemerkenswerte junge Kraft. Ihre Arbeiten sind von betörender Unergründlichkeit.

Janna Banning heißt eine vielversprechende junge Künstlerin, die seit Kurzem dem Bochumer Künstlerbund angehört. Zuletzt hat sich die 34-Jährige verstärkt Aufmerksamkeit verschafft. Eines ihrer Bilder („Tränen in Yves blau“) geriet zum viel beachteten Hingucker in der Übersichtsausstellung im Museum, aktuell setzt sie in der Galerie 13 einen herausfordernden Akzent.

Infos zur Ausstellung und zum Atelier

Die Ausstellung „Rookies“ mit sechs Neumitgliedern des Bochumer Künstlerbundes ist bis zum 28. Juni in der Galerie 13, Huestraße 13, zu sehen. Geöffnet Di. u. Do. 16-19 Uhr, Sa. 12-14 Uhr.

Janna Bannings neues Atelier befindet sich auf einem alten Gewerbehof an der Rheinischen Straße 143 in Dortmund. Infos zur Künstlerin und ihren Arbeiten auf www.jannabanning.de

Janna Banning sieht in der fundamentalen „Verwandlung“ des Menschen durch Kunst ihre eigentliche Aufgabe. „Für mich ist das Absurde Theater eine der treffendsten Metaphern der Realität“, sagt sie.

Banning studierte Bildende Kunst u.a. in St. Joost in den Niederlanden, nun ist sie als freie Künstlerin am Start. „Zwischendurch“ absolvierte sie eine Ausbildung zur Hutmacherin und war Kostüm-Assistentin am Schauspielhaus. Das hat sie aber aufgegeben. „Ich hatte gemerkt, beides geht nicht“, sagt Banning. Kunst und/oder Theater, das sind jeweils kräftezehrende Herausforderungen. Sie wollte sich entscheiden, um sich nicht zu verzetteln. Aber auch, um ihre Kreativität unverdünnt in neue Bahnen zu leiten.

Nicht immer angenehm

In Bochum ist Banning bislang vor allem als Malerin wahrgenommen worden. Etwa mit besagtem „Yves blau“-Porträt, einer schimmernden Studie der Verlorenheit. Oder mit ihrer Quasi-Ikone des Punkers Wölfi Wendland. Diese Bilder sind kraftvoll und von betörender Unergründlichkeit, je näher die Malerin der Wirklichkeit auf den Leib rückt, desto gründlicher scheint sich deren Zusammenhang aufzulösen.

„Don’t wake her“ (Öl auf Leinwand), 2007
„Don’t wake her“ (Öl auf Leinwand), 2007 © JB

Sie malt abstrahiert, mit Bezug zum Figurativen, das sich allerdings der simplen Deutung entzieht: „Don’t talk“ zeigt eine Frau mit geschlossenen Augen. Sie ist dem Betrachter ganz nah, aber hinter ihren Lidern doch auch unsagbar weit entfernt.

In „Don’t wake her“ liegt ein Mädchen mit Maske auf dem Bett, hier wird die Bezogenheit aufs eigene Innere in der Abgrenzung vom Gegenüber noch gedoppelt durch den Schlaf und die Maske. „Mich interessieren allgemein menschliche Befindlichkeiten“, sagt Janna Banning. Nähe und Verlassenwerden, Gefühle und Verstecken von Gefühlen, Leidenschaften, Tränen. Auch Schönheit, gerade weil sie so zerbrechlich ist: Malerei als fernes Echo der Innenwelt.

Künstlerin zeigt das Verstörende in der Welt auf

„Tränen in Yves blau“ (Öl, Acryl, Ölpastel, Kreide auf Leinwand)
„Tränen in Yves blau“ (Öl, Acryl, Ölpastel, Kreide auf Leinwand) © JB

Installationen und Performances sind etwas, das Banning ebenfalls interessiert. In diesen Darstellungsformen entblößt sie sich als Künstlerin, macht sich verletzbar: Man denke an Assemblagen wie „Nasenbluten“ (ein mit Blut verfremdetes Geschirrtuch) oder an „Neuschnee“, eine beinahe lyrische Tuch-Meditation über das Schweigen und die Kraft der Stille.

Dass sie auch politisch denkt, beweist Janna Banning in der aktuellen BKB-Ausstellung. „Rotes Gold“ heißt ihre konzeptionelle Arbeit, die Performance, Prospekte und Objekte verbindet und die sich – eindringlich in der Aussage und ästhetisch überzeugend – mit der Ausbeutung von Leiharbeiterinnen in der Erdbeer-Produktion in Spanien auseinandersetzt.

Man sollte sich Janna Bannings alle Banalitäten hinter sich lassenden Arbeiten also unbedingt widmen. Aber sich auch davor in Acht nehmen, denn ihre Kunst kann die gewöhnliche Unverbindlichkeit der Alltagswelt mit einem Schlag auslöschen. „Jedes gute Bild ist ein Fehltritt“, sagt sie, und meint das nicht ironisch. Diese Künstlerin weiß um das Verworrene und Verstörende in der Welt, sie macht es für den Betrachter klarer, „zeigt es auf“. Das kann nicht immer angenehm sein.