Bochum. . Eine umjubelte Premiere feierte die Neufassung des Bochumer Musicals Starlight Express. Reva Rice überzeugte in der Rolle als Dampflok Mama.
„Starlight Express, sage mir jetzt, wo bist du, zeig dich mir.“ Der Sternenhimmel funkelt, als Rusty gewohnt inbrünstig die Starlight-Sequenz anstimmt. Doch erstmals ist die junge Dampflok dem Himmel ganz nah. Wie von Geisterhand (das Hydraulik-Podest ist kaum sichtbar) hebt Rusty ab. Ein, zwei Meter. Umschwirrt von 28 Glitzerdrohnen. Der emotionalste Moment der neuen Starlight-Show, die eine umjubelte Premiere feierte.
Nicht weniger als den Beginn eines „neues Zeitalters“ hatte Star-Komponist Andrew Lloyd Webber (70) zum 30. Geburtstag seines Erfolgsmusicals versprochen. Der Sir hält Wort: Der Rollschuh-Dauerläufer hat sich noch einmal neu erfunden. Voll des Lobes waren die Premierengäste, darunter Promis wie Daniela Katzenberger, Hans Meiser und Janine Kunze, über die überarbeitete Fassung.
Was bietet die neue Show?
Weit mehr als es die vagen Ankündigungen vermuten ließen. Augenfällig: Die Kostüme wurden abgespeckt, von Ballast befreit. Pearls Perücke ist verschwunden, Caboose ist kaum wiederzuerkennen. Gut so. Die Charaktere und damit die Starlight-Wurzeln werden sicht- und erkennbarer. Dazu tragen auch die neu geschriebenen Dialoge bei – auch wenn sie mitunter schwer zu verstehen sind.
Was wurde gestrichen?
Pure Frauen-Power kehrt am Stadionring ein. Mit der „Schnellzügin“ Coco geht erstmals eine weibliche Lok ins Rennen. Raucher- und Büfettwagen taugten nur als hübsches Anhängsel. Weg damit! Stattdessen verkörpern der Gepäckwagen Carrie und der Barwagen Belle starke Frauenrollen, die gegen die männlichen Macho-Loks aufbegehren. In einem neuen Song vereinen sie sich zur Girl-Group. „Ich bin ich – und mehr brauch’ ich nicht!“, schmettern sie Greaseball und Elektra entgegen.
Kann Mama überzeugen?
Mit Reva Rice hat die neue Mama-Figur die optimale Besetzung gefunden. Die US-Amerikanerin (trotz Verletzung bei der Vorpremiere am Start) lässt Papa als alte Dampflok mit ihrem Charme und ihrer großartigen Blues-Röhre unverzüglich vergessen. Die Besucher feiern Mama, die zum Publikumsliebling avancieren wird.
Was leistet die neue Technik?
Sie bringt die Besucher zum Staunen. Projektionen zaubern Schienenstränge auf die Laufbahn und Bahnhofs-Atmosphäre in die Kulisse. Der Sound ist dank 150 Lautsprechern (doppelt so viele wie früher) exzellent. Bei Licht und Ton setzt das Singspiel neue Maßstäbe.
Zeigt Starlight weiter Herz?
Bei allen Neuerungen: Das Herz der Starlight-Geschichte pocht so kräftig wie in den vergangenen 30 Jahren. Sämtliche Klassiker von „Rolling Stock“ bis zum „Licht am Ende des Tunnels“ bleiben erhalten, kommen nun aber mit noch mehr Wucht daher. „A new Starlight for a new generation“, sagte Lloyd Webber zur Premiere. Hoffentlich für die nächsten 30 Jahre.