Bochum. Für die WAZ-Aktion „1000 Bänke für Bochum“ haben bereits viele Bochumer Geld gespendet. Das sind die Geschichten dreier Spender.
Angelika und Rolf Hüpen hatten sich schon so sehr auf ihr „Rentnerleben“ gefreut: Die Ostseekreuzfahrt, der Badeurlaub auf Sylt, die Fahrt nach Südtirol: Alles schon gebucht. Dann macht dem Professor für Wirtschaftswissenschaften, der seit einem Reitunfall in der Jugend im Rollstuhl sitzt, der Rücken Probleme.
Seit Wochen ist der 65-Jährige im Bergmannsheil, die Urlaube sind abgesagt. „Ich berappel mich schon wieder“, sagt Rolf Hüpen. Trotzdem, der lange Krankenhausaufenthalt kostet Nerven.
Lauftreff des BSG Springorum
Doch Familie Hüpen lässt sich nicht unterkriegen. Das gesparte Geld spendet sie im Rahmen der 1000-Bänke-Aktion für eine Bank im Weitmarer Holz – das Geld war ja ohnehin verplant. Dort treffen sich immer montags um 18 Uhr die Läufer vom BSG Springorum. Und warum bracht ein Lauftreff eine Bank, Frau Hüpen?
„Nun, es sind ja auch schon Ältere dabei. Und außerdem quatschen wir nach dem Sport auch gerne noch ein bisschen“, sagt die 64-Jährige. Seit mehr als zehn Jahren trainiert sie mit den Männern und Frauen. Die älteste Läuferin ist knapp 80 Jahre alt, die Jüngsten sind Mitte 20.
Rolf Hüpen hat sich extra für die Wettkämpfe seiner Frau eine Kamera angeschafft. Zuhause füllen glänzende Pokale einen ganzen Schrank. Wenn tatsächlich bald eine Bank im Weitmarer Holz steht, dann hat der Lauftreff schon wieder Glück gehabt: Eine Solarleuchte für dunkele Wintertage auf dem Parkplatz haben die Läufer einst von den Stadtwerken bekommen.
Die WAZ-Aktion kam jetzt genau zum richtigen Zeitpunkt: „Wir wollten sowieso eine Bank haben“, sagt Angelika Hüpen. Und was fehlt dann noch? „Ein Kiosk mit Erfrischungsgetränken!“
Familie möchte einen Ort zum Eis-Essen
Ob das Mittagspausen-Eis mit Papa auf einer gespendeten Bank an der Pauluskirche in der Innenstadt wohl noch besser schmeckt? Die Zwillinge Lea und Lara (8), Schwester Carolina (2) und Mutter Heike hoffen es! Familie Vollrath hat Geld gespendet und sich für „ihre“ Bank einen besonderen Lieblingsort ausgesucht.
„In der Pauluskirche sind unsere Kinder getauft“, sagt Heike Vollrath, während die kleine Carolina auf den Mauern in der Umgebung herumklettert. Außerdem trifft sich die ganze Familie dort häufig in der Mittagspause von Vater Christian Vollrath, der als Direktor des Arbeitsgerichts ganz in der Nähe arbeitet.
Spuren hinterlassen
Die Spende für die 1000-Bänke-Aktion sei „eine verrückte Idee“ gewesen, wie der 51-jährige Familienvater erzählt. Der Familienrat habe sich sofort einstimmig für die Spende ausgesprochen. „Man muss auch mal etwas für die Stadt tun“, sagt Vollrath, der vor vielen Jahren aus Bremen nach Bochum gezogen ist.
Die Familie wünscht sich auch eine Plakette. „Wir möchten in der Stadt gerne unsere Spuren hinterlassen“, sagt Christian Vollrath. „Das ist dann unser Handtuch auf der Bank“, ergänzt Mutter Heike, die gebürtige Bochumerin, und lacht. Auch Lea und Laura freuen sich schon sehr: „Eine Bank von uns, mitten in der Stadt: Das wäre wirklich total cool...!“
Eine Bank am Grab der verstorbenen Frau
Langsam schiebt Josef Böhle seinen Rollator über den Hiltroper Friedhof. Am Lenker schlackert der Stoffbeutel mit den gestreiften Sitzkissen für die Bank am Grab der verstorbenen Frau. Aber ob die Bank an diesem Nachmittag tatsächlich noch am Grab steht oder wieder einmal kurzfristig für Renovierungsarbeiten abgeholt wurde, das weiß der 85-Jährige nie.
„Manchmal ist sie wochenlang weg. Dann kann ich nicht lange auf dem Friedhof bleiben“, sagt der ehemalige Stahlwerker. Damit ein langes Hin und Her ein Ende hat, hat sein Sohn Ralf Böhle für die WAZ-Aktion „1000 Bänke für Bochum“ gespendet und sich den Standort direkt auf dem Friedhof gewünscht. „Ich fand die Idee richtig gut“, sagt der 55-Jährige. „Und jetzt kriegt Papa eine Bank und Bochum natürlich auch“, so der Mathematiker.
Plakette auf der Bank soll das Verschwinden verhindern
Zweimal in der Woche besucht Josef Böhle den Friedhof. Das Gedenken an die vor zwei Jahren verstorbene Frau ist dem gebürtigen Bochumer wichtig. Den Rollator hat er neben der Bank – die heute parat steht – geparkt.
Von seinem Sitzplatz begutachtet er die Blumen. „Kann der Strauß noch bleiben? Ralf, zupf’ doch mal die vertrockneten aus!“ Wenn alles wieder ordentlich ist, wird Josef Böhle noch ein paar Minuten innehalten – ganz in Gedanken bei seiner Änne. In ein paar Tagen will er wiederkommen – und hoffen, dass die Bank nicht wieder verschwunden ist. Mit einer Plakette auf der gespendeten Bank, so hoffen Vater und Sohn, könne das nicht mehr passieren.