Bochum. . Das rasante Musical Starlight Express ging im Juni 1988 ins Rennen. Broadway in Bochum – darüber hatten damals viele nur den Kopf geschüttelt.

Die Starlight-Halle in Bochum sieht ein bisschen aus wie ein 70er-Jahre-Schulzentrum. Keinesfalls haftet dem Klinkerbau etwas Glamouröses an.

Dabei zählt der Klotz zu dem wenigen Glanzvollen, das Bochum zu bieten hat. Und das seit 30 Jahren.

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Produzent suchte Starlight-Heimat in Deutschland

Am 12. Juni 1988 ging am Stadionring erstmals das Wettrennen der Züge an den Start. Schon zuvor war das „rasanteste Musical der Welt“ ein Mega-Erfolg: Komponist Andrew Lloyd Webber (70) freute sich über Aufnahmen in London und am Broadway. Nun suchte Produzent Friedrich Kurz, der in Hamburg mit „Cats“ einen Knüller gelandet hatte, für die deutsche Fassung eine Heimat. Düsseldorf und Bochum kamen ins Spiel.

Kurz’ Angebot, Unterhaltung als gigantisches kommerzielles Unternehmen aufzubereiten, verlockte die Stadtväter. Sie deklarierten Starlight kurzerhand als Wirtschaftsförderungsmaßnahme und machten dafür 24 Millionen DM locker. Kurz’ Firma Stella legte noch mal zwölf Millionen für die technisch-künstlerische Ausstattung drauf.

Die Ansiedlung war derweil höchst umstritten. Kritiker verwiesen auf die hohen Kosten. Die andere Frage, die – auch im politischen Raum – gestellt wurde, war, ob „so was“ überhaupt zu uns passt. Broadway in Bochum!

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Viele haben darüber den Kopf geschüttelt. So wie Schauspielhaus-Intendant Frank-Patrick Steckel, der von „Schrott auf Rädern“ sprach.

„Goodbye-Show“ am Sonntag

In Rekordzeit wurde die Halle hochgezogen. Baubeginn Dezember 1986. Bauübergabe Januar 1988. Gleich nach der Premiere zeichnete sich ab, dass die Traumfantasie eines Jungen von den prächtigen Lokomotiven und den hübschen Waggons ein Renner zu werden schien. Inzwischen haben über 16 Millionen Besucher Rusty & Pearl gesehen: Weltrekord für ein Musical an einem Standort.

Am Sonntag, 13. Mai 2017, steigt die „Goodbye-Show“. Erstmals legt das Theater eine dreiwöchige Pause ein, in der die neu gestaltete Jubiläumsshow mit veränderten Charakteren (u.a. eine Mama statt Papa) und neuer Technik einstudiert wird. Premiere mit Andrew Lloyd Webber ist am 12. Juni.

Zahlen und Daten zum Starlight Express

89 Prozent aller Deutschen kennen den Starlight Express

Das wies 2017 eine Marktforschungsstudie aus. Die Allermeisten dürften das Musical mit Bochum in Verbindung bringen: beste Stadt- und Imagewerbung.

416.000 Besucher verfolgten in der vergangenen Spielzeit die Lok-Rennen

Bisher gab es 11.600 Shows. Über 16 Millionen Gäste waren es seit dem Start im Juni 1988: Weltrekord für ein Musical an einem Standort.

305 Mitarbeiter sind im Theater beschäftigt

Damit ist der Starlight Express auch ein bedeutender Arbeitgeber – auch wenn im Zuge der Jubiläumsshow einige Stellen im Orchester und in der Technik wegfallen.

49 Prozent der Besucher kommen aus NRW

Zehn Prozent kommen aus Baden-Württemberg, acht Prozent aus Bayern, jeweils sechs Prozent aus Hessen und Rheinland-Pfalz. Die meisten verbinden den Musicalbesuch mit mindestens einer Übernachtung. Der Trend geht zu Zwei- oder Drei-Tages-Touren. Dabei steuern die Musical-Touristen gern auch das Planetarium, das Bergbaumuseum, das Dreieck oder den Tierpark an.

60 Millionen Euro Jahresumsatz beschert Starlight der Stadt

Davon profitieren neben Handel und Gastronomie insbesondere die Hotels – vorneweg das Acora am Nordring: Mit 50.000 Gästen im Jahr ist es das führende „Starlight-Hotel“.

646.000 Übernachtungen gab es 2017 in Bochum

Zum Vergleich: 1987 waren es 166.000. „Diese enorme Steigerung ist nicht nur, aber vor allem Starlight zuzuschreiben“, sagt Stadtwerber Thomas Weckermann. Augenfällig: 2008 und 2013 gab es in der Hotellerie sprunghafte Zuwachsraten von acht Prozent: Es waren die Starlight-Jubiläumsjahre, in denen die Show – wie auch jetzt wieder – erneuert und aufgefrischt wurde.

88 Prozent der Gäste zeigen sich „sehr“ oder „voll und ganz“ zufrieden

So heißt es in einer Befragung aus dem Jahr 2018. 64 Prozent stehen einem erneuten Besuch offen gegenüber. Beste Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zukunft des Musicals, das besonders viele Frauen anlockt: 61 Prozent der Besucher sind weiblich.

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