Bochum. Die Sozialverbände und großen Kirchen wenden sich in einer gemeinsamen Erklärung gegen die Streichpläne der Stadtverwaltung Bochum im sozialen Bereich. Gerade einkommensschwache Familien würden besonders leiden, heißt es. Insgesamt 76 Einrichtungen sollen betroffen sein.
Gegen die Sparpläne der Stadtverwaltung im sozialen Bereich wenden sich die Bochumer Wohlfahrtsverbände in einer Erklärung. Die rund drei Millionen Euro, die die Verwaltung in diesem Bereich einsparen will, so der Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt Ruhr-Mitte, Ernst Steinbach, „untergraben die soziale Infrastruktur in dieser Stadt”. Auch wenden sich die Unterzeichner gegen das Festhalten an „Leuchtturmprojekten", etwa bei gleichzeitiger Anhebung der Einkommensgrenzen für soziale Leistungen.
Arme Familien besonders hart getroffen
Zwar bestreiten Kirchen, Wohlfahrts- und Jugendverbände nicht die Notwendigkeit, angesichts der Haushaltslage zu sparen, doch „treffen die Sparvorschläge in ihrer Summe die einkommensschwachen Familien besonders hart”, heißt es in der Erklärung der Verbände. Pfarrer Peter Scheffler erläuterte in seiner Funktion als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände die Konsequenzen an einem Beispiel. Da bei den Kosten der Hilfen zur Erziehung gespart werden solle, müsse eigentlich davon ausgegangen werden, dass dafür mehr Geld in die Prävention fließe. Doch genau das Gegenteil sei der Fall. Bei den Beratungsstellen werden ebenfalls gespart. Eine städtische Einrichtung solle gar geschlossen werden.
Allein bei den Beratungsstellen der Diakonie haben im letzten Jahr 1155 Menschen Hilfe gesucht. „Diese Politik ist völlig falsch. Jetzt drohen noch längere Wartezeiten. Wir fordern einen Ausbau statt weiter abzubauen”, bringt es Scheffler auf den Punkt.
Zukunftsprojekte betroffen
Ganz ähnlich stellen sich die Probleme in den Kindertagesstätten dar. Erhöhungen der Beiträge und etwa die Abschaffung des reduzierten Geschwisterbeitrages bedeuteten etwa für alleinerziehende Mütter und Väter eine große Belastung. Hier befürchten die Verbände einen großen Druck für die Familien.
Brigitte Ponath, Geschäftsführerin des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, (DPWV) sieht besonders Projekte, die Hoffnung machen, bedroht. Insgesamt 76 Einrichtungen seien von Sparvorschlägen betroffen. Als Beispiel nannte sie Zuschüsse für einen Projekt „Wohnen in Grumme” und der Alzheimergesellschaft. „Hier sollen Hilfen komplett gestrichen werden. Betroffen sind Konzepte für die Zukunft”, so Ponath.
Nicht tatenlos zusehen
Die geplante Schließung eines Jugendfreizeithauses in Querenburg ärgert Rolf Geers, Geschäftsführer des Kinder und Jugendrings, ganz besonders. Außerdem stoßen die angekündigten Schließungen von zwei Zweigstellen der Stadtbücherei auf Unverständnis. Obwohl bis zur geplanten Verabschiedung der Sparvorhaben am 17. Dezember nur noch wenige Wochen Zeit bleiben, wollen die Verbände nicht tatenlos bleiben. Geers: „Wir können uns auch andere Aktionen vorstellen.” Auch der DPWV plant, dass seine Mitglieder gezielt zu den Beratungen in die Gremien gehen.