Bochum. . Betroffene Anwohner äußern Zweifel an sinnvollem Vorgehen der Stadt Bochum.Fünfwöchiger Fahrversuch offenbarte hohe Risiken durch Verkehrssünder.
Es war ein emotionaler Abend und ein irritierender dazu. Über allem schwebte ein großes Fragezeichen: Warum findet die Stadtverwaltung keine Lösung für die Pontonbrücke, die Tausende von Menschen als Verbindung zwischen Bochum, Hattingen und Essen nutzen?
Bei dem von der CDU-Ratsfraktion angeleiteten Bürgergespräch am Mittwochabend diskutierten ein Dutzend Teilnehmer den aktuellen Stand des nun schon seit zwei Jahren schwelenden Konflikts.
Anwohner Heinz Kremeyer rückte mit einem ganzen Ordner zum Problem „Schwimmbrücke“ an, in dem er das Gezerre zwischen Verwaltung, Politik und Bürgerschaft dokumentiert. Für den Dahlhausener ist das ganze Spektakel „eine Inszenierung“, deren gewünschtes Ende schon seit Beginn feststände.
Kremeyer zitierte aus der Beschlussvorlage, in der 2015 über die Sperrung der Brücke abgestimmt wurde. Dort stehe im Fazit, dass diese Lösung eine immense Qualitätssteigerung der Ruhrquerung für Fußgänger und Radfahrer biete, welche nach Etablierung einen hohen Imagegewinn für eine fahrrad- und fußgängerfreundliche Kommune bedeute, so Kremeyer.
Risiko durch Rotlichtverstöße
Aktuelle Grundlage der Bürgerdiskussion im Rathaus war die erneute Schließung der Pontonbrücke seit dem 16. Februar 2018, nachdem die Stadt Bochum in einem fünfwöchigen Fahrversuch den Verkehr vor Ort neu geordnet und beobachtet hatte. „Das Ziel des Versuchs ist es gewesen, schwere Lkw von der Brücke fernzuhalten und das hat geklappt“, so Dirk Schmidt (CDU). Die Sperrung der Verbindung zwischen Bochum und Hattingen erfolge jetzt auf Grundlage einer „ordnungsbehördlichen Verfügung“, vor allem wegen der vielen Rotlichtverstöße während des Versuchs. „Der gewählte Weg der ordnungsbehördlichen Verfügung lässt eigentlich nur noch das Gericht zu“, schilderte der Politiker weiter. Stadtsprecher Thomas Sprenger erläuterte den Schritt in einem Telefonat. „Die häufige Missachtung des Rotlichts birgt ein zu großes Risiko an dem Bahnübergang. Dafür will keiner die Verantwortung übernehmen.“
Aus dem Ausschuss für Infrastruktur und Mobilität, der am vergangenen Dienstag tagte, konnte Dirk Schmidt Positives vermelden. Alle Fraktionen im Rat seien mittlerweile der Meinung, dass die Brücke geöffnet werden müsse und hätten der Verwaltung in Bochum nun den ganz konkreten Auftrag erteilt, an einer Lösung zu arbeiten. Schmidt schilderte verschiedene Ansätze, die bis Ende Juni auch von den Stadtspitzen Bochum, Hattingen und Essen analysiert werden sollen: Verkehrsverstöße sollen besser geahndet und eine „soziale Kontrolle“ der Verkehrssituation durch Verkehrshelfer könnte installiert werden. Denkbar sei es auch, die Brücke baulich zu ergänzen.