Bochum. . An der Ruhr-Universität in Bochum startet ein Projekt für geflüchtete Lehrer. NRW-Bildungsministerin Yvonne Gebauer kam zur Eröffnung.
Es sind Syrer, Türken, Iraker und Iraner. Sie alle sind geflüchtet, sie alle haben als Lehrer in ihrer Heimat gearbeitet. Mit dem Programm „Lehrkräfte Plus“, das am Montagnachmittag offiziell gestartet ist, soll ihnen nun die Gelegenheit gegeben werden, auch in Deutschland zu unterrichten.
Ab dem Sommersemester werden die 25 Teilnehmer ein Jahr lang an der Ruhr-Universität geschult – pädagogisch, inhaltlich und praktisch. Anschließend können sie als Vertretungslehrer eingesetzt werden oder ein Aufbaustudium machen, um auch als festangestellte Lehrer arbeiten zu können.
Berufserfahrung im Heimatland
„Vielfalt und Mehrsprachigkeit gehören zu unserem Alltag“, sagte Bildungsministerin Yvonne Gebauer (FDP) bei der feierlichen Eröffnung des Projektes. „Eine Schule in unserer globalisierten Welt benötigt Lehrer mit besonderen Kompetenzen.“
Das brächten die Projektteilnehmer mit: Sie sind mehrsprachig, haben Berufserfahrung in ihrem Heimatland gesammelt und sind Experten für das Verständnis der Situation und der Förderung zugewanderter Schüler. „Sie leisten einen konkreten Beitrag zur Integration“, sagte Katrin Sommer, Direktorin der Professional School of Education, unter deren Federführung das Projekt läuft.
Eine, die diesen Beitrag leisten möchte, ist Fereshte Kazemiabharyan. Die 37-Jährige hat in der iranischen Hauptstadt Teheran Mathematik an der Universität und am Gymnasium unterrichtet. Nach ihrer Flucht nach Deutschland vor vier Jahren, schulte sie zunächst um, arbeitete in der IT für ein globales Unternehmen. Spaß machte ihr das nicht.
Kaum Labore für Chemie-Unterricht im Irak
„Ich arbeite gerne als Lehrerin. Das wollte ich weitermachen.“ Der größte Unterschied zu ihrer Heimat liege in dem getrennten Unterrichten von Mädchen und Jungen. Und: „Im Iran lernen die Kinder mehr Themen, aber in Deutschland geht man mehr in die Tiefe.“
Für Nazar Ghanin Murad aus dem Irak sind es vor allem die guten Bedingungen, die ihm an deutschen Schulen Freude bereiten. „Im Irak hatten wir nur ein Labor und das wurde später auch geschlossen“, sagt der Chemielehrer. In Deutschland hingegen lernen die Kinder im Labor, arbeiten ständig praktisch.
„Das ist toll.“ Nazar Ghanin Murad, der vor drei Jahren aus der nordirakischen Stadt Mossul geflüchtet ist, wird von seiner Frau und seinen beiden Töchtern begleitet. Die Familie ist stolz auf ihn – und hofft, dass es der 36-Jährige nach dem Programm an ein Gymnasium schafft. Seine Deutschkenntnisse muss er noch verbessern, aber er ist sicher: „Das hier ist eine sehr gute Chance.“
>>> Teilnehmer unterrichten Mangelfächer
Die Teilnehmer des Projektes unterrichten Fächer, in denen in Nordrhein-Westfalen Lehrermangel herrscht. Das sind Mathematik, Englisch, Französisch, Physik und Chemie.
„Lehrkräfte Plus“ ist auf drei Jahre angelegt. An der Universität ist das Projekt im August 2017 gestartet. In Bochum wird es von der Stiftung Mercator mit 400.000 Euro gefördert.