Bochum. Die Bäder in Bochum sollen attraktiver werden. Dabei könne aber gelten: Weniger ist mehr, sagte der Chef der neuen Bäder GmbH im WAZ-Gespräch.

Die Bochumer Bäderlandschaft steht vor einem Umbruch. „Es gibt viel zu tun“, sagt Berthold Schmitt. Im WAZ-Gespräch kündigte der Geschäftsführer der Bochumer Bäder GmbH an, die Anlagen attraktiver und besucherfreundlicher machen zu wollen. Dabei gelte allerdings: „Weniger kann mehr sein.“

Im August geht der Betrieb der städtischen Bäder auf die neu gegründete Bäder GmbH unter dem Dach der Stadtwerke über. Just dieses Modell hat Berthold Schmitt (61) bislang in Köln praktiziert: als Chef der Köln Bäder GmbH mit 15 Standorten, 14 Millionen Euro Jahresumsatz und einer Kostendeckung von 60 Prozent („hier sind es 15“).

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Zum Monatsbeginn ist der Sportwissenschaftler nach Bochum gewechselt, hat alle sieben Anlagen begutachtet – und ein erstes Fazit gezogen: „Es ist so wie 1998, als ich in Köln anfing. Die Bäder aus den 60er und 70er Jahren sind eher Badeanstalten. In Werne, in dem Freibad aus den 30er Jahren, habe ich nur gestaunt: Dass es so etwas heute noch gibt!“

Höntrop soll der neue „Leuchtturm“ sein

Der Abriss in Werne sei bereits besiegelt, sagt Schmitt, dem in Köln der Ruf als Sanierer vorauseilte. Millionenschwer sei der Modernisierungsbedarf in den anderen Bädern. Ein Fahrplan für Bau, Technik und Betrieb soll im Einvernehmen mit der Politik in einem Bäder-Konzept festgezurrt werden. Fest stehe: Das neu geplante Höntroper Bad werde künftig der „Leuchtturm“ unter den Bochumer Bädern: ein sporttaugliches Freizeitbad, das es mit der privaten Konkurrenz aufnehmen könne. Die Entwicklung der weiteren Standorte müsse geprüft werden. „Wie es dort im Einzelfall weitergeht, kann ich noch nicht sagen“, so Schmitt. Dem Bochumer Mantra, mit knappen Geldern möglichst alle Bäder zu erhalten, folge er jedoch nicht: „Das führt in eine Abwärtsspirale. Manchmal ist weniger mehr.“

© Ingo Otto

Dringend erforderlich sei es, den Service und die Qualität zu verbessern. Die Saunen zum Beispiel seien in einem beklagenswerten Zustand. „Meine Vorgabe lautet: Entweder vernünftig oder gar nicht.“ Auch über die zuletzt immer wieder reduzierten Öffnungszeiten müsse nachgedacht werden. Die Bäder sonntags um 13.30 Uhr dichtzumachen, wenn Familien Zeit zum Schwimmengehen haben, erscheine „wenig sinnvoll“.

Freibäder stehen auf dem Prüfstand

Dabei macht Schmitt drei Vorteile aus. Als gemeinnützige Bäder GmbH gehe es nicht darum, schwarze Zahlen zu schreiben, sondern dem Allgemeinwohl zu dienen (was insbesondere für den Schul- und Vereinssport gilt). Mit den Stadtwerken als Gesellschafter böten sich „ausgezeichnete Möglichkeiten“. Und: Die 90-köpfige Belegschaft sei nicht nur qualifiziert, sondern hoch motiviert.

Den Notstand, ausreichend Personal für die Freibadsaison zu finden, kennt Schmitt auch aus Köln. Mittelfristig sehe er aber einen Ausweg: „Nach meiner Einschätzung gibt es in Bochum zu viele Freibäder – und das bei geringen Besucherzahlen und hohen Kosten.“