Bochum. Brausender Applaus für das Orchester und die Sopranistin Marlis Petersen. Drei ausverkaufte Vorstellungen im Musikforum Ruhr.
Mit Richards Strauss’ „Vier letzte Lieder“ und Gustav Mahlers 9. Sinfonie D-Dur überzeugten die Bochumer Symphoniker unter Steven Sloane drei Mal in Folge im ausverkaufen Musikforum.
Mahlers 80-minütige, letzte Sinfonie ist ein Werk von eindringlicher Schönheit. Interpretiert von einem so expressiven wie sensiblen Dirigenten wie Sloane, kam das Wunder an Klangfarben, Mehrstimmigkeit und sinfonischer Architektur perfekt zur Entfaltung. Der Kanon der Stimmungen – Drama und Kampf, Trauer und Innigkeit – war beispielhaft ausbalanciert.
Satter Orchesterklang
Etwa nach der fein getunten Energie-Explosion des 3. Satzes, dessen Finale Steven Sloane im Stil eines Löwenbändigers dirigierte, als das Adagio des 4. Satzes begann, das zum Überzeugendsten gehört, was Mahler geschaffen hat. Hier trafen, zumal in den Streichergruppen, zarte, nie zuckerig klingende Passagen mit der gebotenen Schärfe und Kontur auf einen satten Orchesterklang.
Am Schluss vergeht die 9. Sinfonie wie in einem Hauch, und es war ein unvergesslicher Moment, als Sloane – zutiefst ergriffen – mit erhobenen Armen da stand, und die Musik in die Stille entließ, bevor brausender Jubel losbrach. Großartig!
Über diese starke Darbietung konnte man fast vergessen, dass schon der 1. Teil des Abends von erlesener Güte war. Strauss’ „Vier letzte Lieder“ sind ein veritabler Klassiker, und die BoSy näherten sich diesem filigranen und trotzdem kraftvollen Opus mit der gebotenen Wertschätzung, wenn auch stellenweise, zumal im 4. Lied „Im Abendrot“, eine etwas stärker akzentuierte Getragenheit nicht geschadet hätte.
Makelloser Gesang
Makellos war Marlis Petersens Gestaltung des Liederzyklus’ nach Gedichten von Hesse und Eichendorff. Ihr kristalliner, mal schwebender, mal melancholisch verhangener Sopran passte sich der romantisierenden Grundstimmung hervorragend an und war von ganz eigener Faszination. Schade, dass am Saalrand die Vermischung von Orchesterklang und Stimme nicht durchweg hundertprozentig war.
Aber das zu bekritteln, würde diesem großen Konzertabend nicht gerecht.