Bochum. Am letzten Wochenende vor Einführung des Durchfahrtverbots in der Brüderstraße lassen Autofahrer noch einmal die Muskeln spielen.

Mit der Dunkelheit verwandelt sich die Brüderstraße. Aufgemotzte Karossen stehen Schlange, drehen eine Runde nach der anderen. Die Fahrer lassen die hochgezüchteten Motoren aufheulen. Am letzten Wochenende vor Einführung des abendlichen und nächtlichen Durchfahrtverbots eingangs des Bermudadreiecks lassen sie mit ihren PS-starken Fahrzeugen noch einmal die Muskeln spielen.

Straße hat sich gewandelt

Vom 1. März an soll damit Schluss sein. Dann gilt in der Brüderstraße von 19 Uhr abends bis 5 Uhr morgens ein Durchfahrverbot für Kraftfahrzeuge, allein Anwohner dürfen vor- und durchfahren. Mit dieser Maßnahme sollen gefährliche Situationen für Passanten unterbunden und die Aufenthaltsqualität für Bermudadreieck-Besucher verbessert werden.

Im Windfang des Cafés Zacher stehen zwei junge Frauen, rauchend. „Bis vor ein paar Monaten habe ich hier gewohnt“, deutet eine auf das Haus der Buchhandlung Jannssen. Doch die Straße habe sich verändert. Seit einem Jahr wandele sich das Publikum. Im Sommer sei es besonders heftig gewesen. Motorradgangs, sie tippt auf Bandidos, führten ihre schweren Maschinen aus, „Autos kamen mit hoher Geschwindigkeit angefahren“. Dass damit jetzt Schluss sein soll, begrüßt sie. Beim Bermuda-Döner ein paar Häuser weiter steht Kemal Ettin und bedient seine Gäste: „Ja, manchmal hört sich das hier an, als ob ein Flugzeug landet.“ Auch er begrüßt die Entscheidung. Hinter seinem Tresen liegt ein Infoblatt der Stadt. Dort wird Anwohnern und Geschäftsleuten erklärt, was sich künftig ändert.

Parken in zweiter Reihe

Direkt gegenüber dem kleinen Döner-Imbiss lockt die Huqqa-Bar, ein weißer Chopper wird am Eingang präsentiert. Das Geschäft boomt. Shisha-Rauchen ist in. Der Inhaber sagt freundlich: „Ganz klar, ich begrüße das Vorhaben. Das ist besser für uns.“ Mutmaßungen, die Ordnungsbehörden versuchten mit ihren Maßnahmen auch gegen Shisha-Bars vorzugehen, kann er so nicht teilen.

Je später der Abend, desto größer wird das Verkehrschaos in der schmalen Straße. Karossen begegnen sich, müssen umständlich ausweichen. Andere parken ungerührt in zweiter Reihe. Menschen quetschen sich dazwischen, das ist gefährlich, keine Frage.

Fußgängerzone ist willkommen

An den Wochenenden und in den Sommermonaten sei es besonders schlimm, heißt es in vielen Läden. „Das ist wie auf dem Kölner Ring“, beklagt eine Ladeninhaberin. Auch im Tatoo-Studio gibt es keine zwei Meinungen zu dem Thema. Es sei gut, dass eine Fußgängerzone eingerichtet werde.

„Es ist nicht angenehmen, was hier nachmittags und abends zum Teil passiert“, sagt Grit von der Stein, Inhaberin der Boutique „Jungle“. „Es hat sich hier einiges verändert – und nicht alles zum Guten.“ Das Fahrverbot sei richtig.

Viele kommen von auswärts

So sieht es auch Buchhändler Hanns Jannssen: „Zu bestimmten Zeiten wird die Brüderstraße als Rennstrecke benutzt; entweder von großen Autos oder – gerade im Sommer – von Motorrädern.“ Viele der „Poser“, die viel Lärm mit und um ihre Fahrzeuge machen, kämen dabei gar nicht aus Bochum, sondern aus der Umgebung bis nach Düsseldorf und Münster.

Dass die Sperrung an die Nachtstunden gebunden ist, begrüßt der Buchhändler. Eine vollständige Umwandlung wäre nicht im Interesse der Geschäftsleute. Allein sein Nachbar Dogan Kabayel, Inhaber eines Shisha-Shops, wendet ein: „Vielleicht hätte man auf eine Sperrung verzichten und es erst einmal mit stärkeren Kontrollen der Polizei versuchen sollen.“

>>Lokalpolitiker unterstützen Maßnahme

Lokalpolitiker begrüßen die Maßnahme der Verwaltung. „Das ist der richtige Weg. Eine vernünftige Maßnahme, die noch dazu keinen großen Aufwand erfordert“, sagt James Wille (CDU), Mitglied der Bezirksvertretung Mitte. „Wie bei Autorennen geht es hier um Macho-Gehabe.“

Auch aus Sicht von Bezirksbürgermeisterin Gabriele Spork (SPD) führt kein Weg an der nun beschlossenen Maßnahme der Stadt vorbei: „Ich war spontan begeistert, als ich davon gehört habe. Ich glaube es gibt keine andere Möglichkeit, um dem zu begegnen.“