Bochum. . Bochums City ist beliebtes Pflaster für Straßenmusiker. Nun hat der Handel eine Anregung: Für eine Genehmigung sollen die Künstler vorspielen.
Lust an inspirierenden Klängen hier, Frust über „Lärmbelästigung“ dort: Straßenmusikanten sind in der Innenstadt ebenso beliebt wie gefürchtet. Die Initiative Bochumer City (IBO) wartet vor dem Start in die Freiluftsaison 2018 mit einem Vorschlag auf: Wer auf der Straße musizieren will, soll zuvor im Rathaus vorspielen.
Schlechte Zeiten für Kreative auf den Einkaufsmeilen: Köln hat nach zahlreichen Beschwerden den Einsatz von Lautsprechern und Verstärkern flächendeckend verboten. In Dortmund ist im Gespräch, Bereiche der Innenstadt zur „straßenmusikfreien Zone“ zu erklären.
Standortwechsel nach einer halben Stunde
Die Stadt Bochum sieht aktuell keinen Handlungsbedarf. „Straßenmusik gehört zu einer blühenden und lebendigen City dazu. Straßenmusiker sind hier gern gesehene Gäste“, betont Stadtsprecher Thomas Sprenger. Zugleich gelte es aber auch, die Interessen der Händler, Einkäufer und Beschäftigten zu berücksichtigen. In Bochum existiert deshalb bereits ein Verstärkerverbot. Die Musikanten müssen nach einer halben Stunde den Standort wechseln und mindestens 50 Meter weiterziehen.
Und: Kostenlos sind die Auftritte auch nicht. Für drei Tage müssen bei der Genehmigung im Technischen Rathaus 15 Euro berappt werden. Mengenrabatt wie noch vor zwei Jahren (Tageskarte fünf Euro, Drei-Tages-Ticket zehn Euro) wird nicht mehr gewährt.
Beschränkungen bei den Genehmigungen
„Beschwerden gehen nur hin und wieder ein – bei Weitem nicht so oft wie in anderen Städten“, schildert Sprenger. Das führt er auf die Beschränkung bei den Genehmigungen zurück. „Zeitgleich spielen in der Regel drei, maximal fünf Musiker.“ Eine offenbar verträgliche Beschallung von Rock über Pop bis zu Klassik und Weihnachtsliedern.
Bei der elektrischen Unterstützung drückt das Ordnungsamt dabei häufiger beide Augen zu. So wäre ein Singer-Songwriter wie Duncan Falton, seit Jahren dank seiner Klasse allseits anerkannter Stammgast in Bochum, ohne Verstärker kaum wahrnehmbar.
Handel blickt nach München
Nicht die Menge, sehr wohl aber die Qualität mancher Musiker stellt Jürgen in der Beeck in Zweifel. „Vieles, was wir hören, ist richtig gut“, würdigt der Quartiermanager der City-Werbegemeinschaft IBO. Manche Darbietungen indes, etwa von trompetenden osteuropäischen Solisten oder Combos, seien „zum Davonlaufen“.
Die Händler, Dienstleister und Eigentümer in der IBO befürworten daher das Modell München. In Bayern müssen Straßenmusiker für eine Genehmigung bis zu drei Lieder im Rathaus vorspielen. Die Sachbearbeiter entscheiden „nach gesundem Menschenverstand“ (so heißt es in der Landeshauptstadt), ob die Musik anderen auf Dauer zuzumuten sei. „Eine solche Regelung“, so in der Beeck, „könnte das Niveau der Straßenmusik erhöhen.“