Bochum. . In der Klinik des St.-Josef-Hospitals verzichten Patienten auf feste Nahrung. Arzt und Ernährungstherapeutin sind überzeugt vom heilsamen Nutzen.
Wer fastet, verzichtet. Die Gründe für eine Auszeit von fettem Essen, Alkohol oder Smartphone sind vielseitig. Oft suchen fastende Menschen innere Einkehr.
Bei Kathrin Urmoneit war es etwas anders: Sie suchte Hilfe. Die heute 36-Jährige erkrankte nach der Geburt ihres zweiten Kindes an Fibromyalgie, einer Art Rheuma, das muskelkaterähnliche, teils unerträgliche Schmerzen auslöst. Nach Empfehlung ihrer Ärztin macht sie nun zum dritten Mal eine Heilfasten-Therapie in der Klinik für Naturheilkunde des Katholischen Klinikums Bochum. „Es ist tatsächlich das Einzige, was mir geholfen hat. Ich bin frei von Schmerzmitteln. Die dritte Therapie ist präventiv“, sagt die Altenpflegerin.
Fasten für Rheuma-Patienten
Das Team in Hattingen-Blankenstein unter ärztlicher Leitung von Dr. André-Michael Beer und Dr. Stefan Fey verordnet das Heilfasten nach Otto Buchinger als klassisches naturheilkundliches Verfahren. Grundlage der Methode sind: Wasser, Tee, Honig, Brühe und Gemüsesäfte. „Fasten lässt sich breit einsetzen. Patienten mit Rheuma zum Beispiel lassen wir gerne fasten, weil es zu einer Schmerzverminderung durch die Entgiftung und Eiweißentlastung kommt. Auch Menschen mit Stoffwechselstörungen oder mit der Kombination hoher Blutdruck, Zuckererkrankung und Übergewicht profitieren vom Fasten“, sagt Stefan Fey.
Der Verzicht könne bei vielen chronischen Erkrankungen den Verlauf begünstigen, da sind Oberarzt Stefan Fey und Ernährungstherapeutin Beate Weidner sich einig. „Entzündungsvorgänge im Körper reduzieren sich, was wir konkret in den Laborblättern sehen.
Dann gibt es die sogenannte ,Schlacke’, was ein veralteter Begriff ist. Wir verstehen darunter Stoffwechselendprodukte, die bei Fehl- und Überernährung entstehen und im Bindegewebe eingelagert werden. Es gibt zum Beispiel Zucker-Eiweiß-Verbindungen zwischen den Organen, die beim Fasten zur Energiegewinnung herausgelöst werden. Dieser Prozess ist nicht bewiesen, weil er nicht ausreichend untersucht wird. Aber es gibt das Ergebnis und die Erfahrungswerte“, sagt Beate Weidner.
Medizinische Kontrolle ist wichtig
Die medizinische Kontrolle ist wichtig in der Blankensteiner Klinik. „Wir unterscheiden das Heilfasten als Therapie für Kranke und das Fasten für Gesunde, um sich körperlich und seelisch zu reinigen“, so der Oberarzt. Fasten bedeutet immer die „Chance, den Reset-Knopf zu drücken. Es ist ein Angebot, etwas für sich und seinen Stoffwechsel zu tun“. Der anschließende Umstieg auf eine „mediterrane Vollwertkost“ sei eine Möglichkeit, um nachhaltig zu profitieren, so der Oberarzt.
Er benennt drei Kardinalsfehler beim Fasten: zu wenig trinken, zu wenig abführen und zu wenig bewegen. „Wichtig ist moderates Ausdauertraining, damit die Muskulatur erhalten bleibt und der Körper genug Sauerstoff bekommt, um auch über die Lunge zu entgiften.“
Für zu Hause empfehlen die Experten die Methode „Fasten für Gesunde“ des Arztes Dr. Hellmut Lützner, die auf dem Verfahren von Otto Buchinger basiert.
Mini-Frischekur für die Zellen
Wer eine regelmäßige Mini-Frischekur für die Zellen versuchen möchte, dem gibt die Ernährungstherapeutin folgenden Tipp: „Nach 16 Stunden ohne Nahrung beginnt in der Zelle ein Selbstverdauungsprozess. Es werden zum Beispiel fehl gefaltete Proteine abgebaut. Also lässt man einmal in der Woche das Abendessen weg.“
>>> INFO: Spezialklinik bietet Hilfe
Die Klinik in Blankenstein ist eine Spezialklinik des Katholischen Klinikums Bochum St. Josef-Hospital.
Sie richtet ihr Angebot vor allem an chronisch kranke Menschen. Die Fachbereiche: Naturheilkunde, Schmerztherapie, orthopädische Schmerztherapie, Rheumatologie und Diabetologie.
Die Klinik für Naturheilkunde ist eine von sieben Kliniken ihrer Art in Deutschland, in der stationäre Aufenthalte auch von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden.