Essen. . Cornelia Keins verzichtet über eine Woche aufs Essen. Dabei bekocht sie leidenschaftlich ihre Familie. Wie das funktioniert, verrät sie hier.

Wenn Cornelia Keins in diesen Tagen den gut gefüllten Kühlschrank öffnet, dann nicht für sich selbst. Denn sie trinkt nur Tee und Wasser, nimmt allenfalls eine Gemüsebrühe zu sich, und die auch nur ohne die Einlagen. Cornelia Keins fastet. Über eine Woche lang entschlackt sie ihren Körper – und das tut ihr gut, ja setzt bei ihr Kräfte frei.

„Ich finde während dieser Zeit viel mehr Ruhe, widme mich Dingen, für die ich sonst selten Zeit habe.“ Wellness für den Körper und die Seele nennt sie es. Sich wohl fühlen, ohne gleich ein teures Hotel buchen zu müssen. In Maßen Sport treiben, die Natur ganz neu erleben. Die „sieben Wochen ohne“ der Passionszeit beginnen für die 58-jährige Essenerin seit zwei Jahrzehnten schon auf diese Weise.

Der Teller bleibt leer. Getrunken wird während des Heilfastens Wasser oder ungesüßter Tee.
Der Teller bleibt leer. Getrunken wird während des Heilfastens Wasser oder ungesüßter Tee.

„Natürlich kann man beim Heilfasten nicht von jetzt auf gleich mit dem Essen aufhören“, erklärt die Presbyterin der evangelischen Kirchengemeinde Margarethenhöhe. Leichte Kost wie gedünstetes Gemüse, geriebener Apfel und Joghurt sorgen am so genannten Entlastungstag dafür, dass der Körper fettarme und ballaststoffhaltige Nahrung zugeführt bekommt. Auf Süßwaren und Genussmittel wird bereits verzichtet. Am Entschlacktungstag wird der Darm entleert.

Die Brühe liefert notwendige Salze

Fünf Tage lang nimmt Cornelia Kein dann nur Flüssigkeit zu sich. „Durch die Brühe werden die notwendigen Salze zugeführt.“ An zwei Aufbautagen gewöhnt sie dann den Körper wieder an etwas reichhaltigeres Essen, „viel Gemüse und Kartoffeln, aber kein Fleisch“.

Der Körper greife während dieser Fastentage auf seine Reserven zurück, so die Erfahrung der Essenerin. „Es ist erstaunlich, aber man merkt, dass man gut aufs Essen verzichten kann. Mir fehlt es auch nicht.“

Selbst der Anblick von Menschen, die mit Hingabe alles essen, mache ihr nichts aus. Im Gegenteil. „Ich koche in dieser Zeit mit Leidenschaft für meine Familie und sitze beim Essen dabei“, verrät sie lachend. Das Öffnen des Kühlschranks bleibt in der Fastenzeit also ein ganz normaler Vorgang – nur, dass sie sich dort nicht für sich selbst bedient.

Das Daddeln vermisst sie nicht

Ihre Familie – Mann und zwei erwachsene Söhne – unterstütze sie zwar in ihrem alljährlichen Vorhaben, aber selbst einige Tage nur Wasser und Tee trinken, nein, dazu bekomme sie keinen. Einer der Söhne habe als Jugendlicher mal aufs Computerspielen verzichtet, und das durchgehalten. „Aber weiter ging das nicht. Muss auch nicht. Jeder kann und soll, wie er mag, die Fastenzeit verbringen.“

In punkto elektronische Medien habe sie im Übrigen auch verzichtet. „In einem Jahr habe ich in der Passionszeit das Handy einfach mal weggelegt. Ich hatte plötzlich unglaublich viel Zeit. Zeit, zum Beispiel mal wieder Bücher zu lesen.“ Danach habe sie das Daddeln gänzlich aufgegeben und alle Spiele vom Handy runtergeschmissen. „Ich vermisse es nicht.“

Austausch in der Gruppe

Vermissen würde sie hingegen den Austausch in der ökumenischen Fastengruppe der Gemeinde. Miteinander reden, Erfahrungen austauschen: „Es hilft mir schon durchzuhalten“, gesteht die medizinische Fußpflegerin ein. Denn es gehe ja nicht darum, Gewicht zu verlieren, sondern auch ein bisschen in sich selbst reinzuhorchen, den inneren Schweinehund zu überwinden, ja den bisherigen Lebensstil zu überdenken und vielleicht einiges in Zukunft zu verändern.

Anregungen findet sie im Fastenkalender

Das diesjährige Motto „Zeig dich! Sieben Wochen ohne Kneifen“ gefällt ihr gut. „Der Fastenkalender gibt dazu viele Anregungen und wir sprechen in der Gruppe darüber.“ Die besteht aus bis zu 15 Leuten. „Leider sind ganz wenige Männer dabei. Ich glaube, das Fasten fällt ihnen schwerer. Wir Frauen sind wohl konsequenter.“

Konsequent möchte Cornelia Keins in diesem Jahr auch mal aufschreiben, was sie in der Fastenzeit alles an Positivem erlebt hat. „Es wird eine Art Tagebuch“, sagt sie – und wirft lachend die Kühlschranktür zu.

>> Veranstaltungen in der Passionszeit im Stadtgebiet

Zum Taizégebet lädt die kath. Gemeinde St. Joseph in Katernberg am Donnerstag, 22. Februar, um 21 Uhr in die Kirche am Diestelbeckhof 166 ein.

In der ev. Gemeinde Kettwig gibt es eine Predigtreihe zum Thema „Märtyrer des 20. Jahrhunderts“, sonntags um 10.30 Uhr in der Kirche am Markt – u.a. über Martin Luther King Jr.

Die Erlösergemeinde Holsterhausen lädt donnerstags um 19 Uhr im Melanchthon-Gemeindezentrum zum Impulsvortrag ein. Am 22. Februar heißt es: „Zeig dein Mitgefühl“.