Bochum. . Hans Georg Zimoch hat sein Leben lang im Steinkohlebergbau gearbeitet. In seinen Büchern hält er die Erinnerungen wach.
Wenn man Hans Georg Zimoch als Ruhrpott-Original beschreibt, sagt man sicher nicht Falsches. Der Ex-Bergmann und Immer-noch-Kumpel aus Leidenschaft inszeniert sich nämlich selbst gerne so. „Glückauf, ich bin der Schorsch. Man nennt mich den singenden Steiger!“ – so stellte er sich beim WAZ-Besuch vor.
Unterm Arm hat Schorsch einen ganzen Stapel Bücher, die er akkurat auf dem Redaktionstisch ausbreitet. Die heißen „Als Schlägel und Eisen auf den Kopf gestellt wurden“ und „Träume haben Flügel“ oder „aus Liebe am Abgrund“. Die Themen: der Bergbau. Die Kohle. Der Schorsch. Denn Zimoch ist nicht nur ein Ruhrpott-Original, sondern auch ein origineller Schreiber.
„In diese Bücher habe ich meine Geschichte ‘reingepackt, die immer auch eine Geschichte der Kohle war“, sagt Schorsch. Zupackend wie die Arbeit unter Tage, ist die „Schreibe“, derer er sich bedient. „Der Schorsch nimmt kein Blatt vor den Mund“, sagt er. Is klar, ne?
Zimoch ist Mitglied im Knappenverein Gerthe
Zimoch ist Jahrgang 1936, und kam als junger Kerl zur Kohle, auf Zeche Lothringen in Gerthe. Wann war das denn? „Am 25. März 1951 bin ich durch die Markenkontrolle gegangen“, sagt Schorsch ohne zu zögern.
Zimoch ist heute noch Mitglied im Knappenverein Gerthe, auch wenn er längst in Castrop-Rauxel wohnt. Denn als Lothringen 1967 zugemacht wurde, wurden die Bochumer Kumpels auf Nachbaranlagen verteilt. Eine war Graf Schwerin, später fuhr er auf Erin an. „So wurde ich in Castrop heimisch“, sagt der ehemalige Reviersteiger.
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Er war nicht nur für die Arbeitssicherheit und die Aufsicht unter Tage zuständig war, sondern auch für das Seelenheil „seiner“ Arbeiter. „Ich war die Mutter Theresa der Mannschaft, war für alles – auch private Probleme – erster Ansprechpartner“, sagt Schorsch.
Mit Herzblut verfasst
Sein Leben ist prall gefüllt mit Geschichten. Wenn man zu ihm sagt, „komm’, wir quatschen vonne Kohle“, sollte man Zeit mitbringen. Oder man greift gleich zu seinen Büchern. Die stecken voller Erinnerungen, Dönekes, Fachwissen und sind mit Herzblut verfasst.
Schorsch schildert „alles“, was um den Pütt einst Bedeutung hatte, das Leben der Bergknappen während der Ausbildung, den Geldtag auf der Zeche, die Kameradschaft und die Unfälle im Streb, die Härte der Maloche, die technischen Veränderungen: Es sind Schmökerstunden, die einen weit zurück in die alten Zeiten an der Ruhr geleiten.
Und, wie gesagt, singen kann Steiger Schorsch auch! Einen ganzen Schwung Selbstkomponiertes hat er aufgenommen und eingesungen. Ach ja, das Akkordeon! „Ich habe die Musikalität mit der Muttermilch eingesogen“, sagt Schorsch. Titel der selbstgebrannten CD lautet, logisch, „Glückauf“. „Der alte Bergmann“, „Weisse noch in Dickebank“, „Am Zechentor“ und „Papa, lass’ mich auffen Pütt“ heißen die Lieder. Mehr Ruhrpott geht nicht.
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