Bochum. Seit Januar sind jeden Tag drei Rettungsärzte rund um die Uhr und zwei weitere an Werktagen tagsüber im Einsatz. Stadtteile besser erreichbar.

Das Geräusch ist beinahe allgegenwärtig: Sirenengeheul. Fast 35 000 Mal wurde allein die Feuerwehr 2016 zu Rettungseinsätzen gerufen. Mehr als 10 000 Mal wurde dabei auch ein Notarzt alarmiert (Grafik), der in 9306 Fällen tatsächlich dann auch zum Einsatz kam. Ein Jahr später waren es bereits 9913 Einsätze, inklusive Rettungshubschrauber.

„Das ist ein Schritt nach vorne. Wir sind jetzt echt gut aufgestellt“, sagt  Dr. Christoph Hanefeld, Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes Bochum
„Das ist ein Schritt nach vorne. Wir sind jetzt echt gut aufgestellt“, sagt Dr. Christoph Hanefeld, Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes Bochum

Immer öfter müssen Notärzte in Bochum ausrücken, vor zehn Jahren waren es fast 1400 Einsätze weniger. Dabei kann es um medizinische Notfälle gehen, mitunter um lebensbedrohliche Situationen für Patienten. Aber auch bei der Verlegung von Patienten in andere Krankenhäuser gebe es eine deutliche Zunahme, so Dr. Christoph Hanefeld, Ärztlicher Direktor des Katholischen Klinikums und Ärztlicher Leiter des Rettungsdiensts in der Stadt.

Zahl der Einsätze steigt stetig

Mit den bisherigen Einsatzmöglichkeiten war das kaum mehr zu leisten. 339 Mal mussten 2016 Notärzte aus den Nachbarstädten gerufen werden, weil der Bochumer Rettungsdienst voll ausgelastet war. Die interkommunale Hilfe ist aber nicht ungewöhnlich. „Es ist ein Geben und Nehmen mit unseren Nachbarstädten, auch wir helfen dort aus“, sagt Feuerwehr-Chef Simon Heußen. Aber 766 Stunden – fast neun Prozent aller Stunden des Jahres – war der Dienst im vorvergangenen Jahr aus- oder überlastet. So steht es im aktuellen Rettungsdienstbedarfsplan.

„Es ist ein Geben und Nehmen mit unseren Nachbarstädten, auch wir helfen dort aus“, sagt Feuerwehrchef Simon Heußen.
„Es ist ein Geben und Nehmen mit unseren Nachbarstädten, auch wir helfen dort aus“, sagt Feuerwehrchef Simon Heußen.

So sollte es nicht weitergehen. Zumal nicht nur die Zahl der Einsätze, sondern auch deren Dauer und Intensität zugenommen haben. Seit Anfang des Jahres stehen nun mehr Notärzte zur Verfügung. Deren Standorte wurden zum Teil sogar verlegt. Nämlich vom Augusta-Krankenhaus an die Hattinger Straße und vom Knappschafts-Krankenhaus in Langendreer zur Feuerwehr-Hauptwache nach Werne. Deshalb können bislang weniger gut erreichbare Stadtteile schneller angefahren werden. „Das ist ein Schritt nach vorne. Wir sind jetzt echt gut aufgestellt“, sagt Dr. Hanefeld nach den ersten Wochen der Umstellung. Auch Feuerwehr-Chef Simon Heußen spricht von einer „deutlichen Verbesserung“.

Hilfe aus der Nachbarschaft

Seit Jahresbeginn sind drei statt bisher zwei Notärzte die gesamte Woche über rund um die Uhr im Einsatz. Stationiert sind sie am Josef-Hospital, am Bergmannsheil und an der Feuerwehr-Hauptwache. Dazu kommen werktags noch von 8 bis 22 Uhr, Feuerwache IV, Hattinger Straße, sowie von 8 bis 20 Uhr in Wattenscheid, Martin-Luther-Krankenhaus, zwei weitere Notärzte. So sei das Stadtgebiet räumlich und zeitlich besser abgedeckt. Dies soll am Ende nicht nur zu einer besseren Versorgung der Patienten, sondern auch zu einer deutlichen Verringerung der Zeit führen, in der der Rettungsdienst voll ausgelastet ist (3,01 Prozent) und damit auf Hilfe aus der Nachbarschaft angewiesen wäre.

Keine Rolle gespielt haben bei der Verlegung von Notarzt-Standorten die Erkenntnisse einer Studie von Ruhr-Uni und dem Robert-Koch-Institut. Demnach ist inzwischen „wissenschaftlich belegt, dass Personen mit niedrigem sozioökonomischen Status ein höheres Risiko haben im Hinblick auf schwere Erkrankungen wie Herz, Diabetes und teilweise Krebs“, so Dr. Hanefeld. „Aber unsere Feuerwehr hat bei ihren Planungen schon immer berücksichtigt, wo es Einsatzschwerpunkte gibt und sich dementsprechend aufgestellt.“