Bochum. . Seit 2008 gibt es das Antidiskriminierungsprojekt „Schule der Vielfalt“. Schulministerin Yvonne Gebauer verlängert die Kooperationsvereinbarung.

Stefan ist schwul! Das hat jemand an eine Schultafel geschrieben. Mit einem Ausrufezeichen dahinter. Gleich drei Ausrufezeichen hat Marc hinter sein „Ich auch“ geschrieben. Er hat das mit einem Smiley versehen und mit einem Pfeil, der auf den ersten Hinweis zielt.

Mit diesem Bild ist ein Flyer als Werbung gestaltet für die „Schule der Vielfalt“, für eine Schule ohne Homo- und Transphobie: Come in, komm rein. Wir sind offen. So könnte aber eben auch eine echte Tafel an einer Schule aussehen, die eine Schule der Vielfalt ist. Bei der alle Schüler, Eltern, Lehrer ganz natürlich offen sind gegenüber allen Menschen: lesbischen, schwulen, bisexuellen, hetero-, inter- und transsexuellen.

Bundesweites Antidiskriminierungsprojekt

Schule der Vielfalt ist ein bundesweites Antidiskriminierungsprojekt. In NRW ist es ein Kooperationsprojekt der Landeskoordination der Anti-Gewalt-Arbeit für Lesben, Schwule und Trans im Verein Rubicon aus Köln, Schlau, dem Netzwerk für „Schwule und Lesbische, sowie der Rosa Strippe aus Bochum. Markus Chmielorz von der Rosa Strippe stellte 2008 das Projekt „Schule der Vielfalt – Schule ohne Homophobie“ vor. Am Mittwoch findet in Bochum deshalb nun ein Fachtag statt. Unter anderem wird NRW-Bildungsministerin Yvonne Gebauer die Kooperationsvereinbarung zum Projekt fünf Jahre bis ins Jahr 2023 verlängern.

Regina Czaijka weiß, dass bis 2023 die Welt immer noch nicht frei von Diskriminierung, Ausgrenzung und Gewalt sein wird. „Aber ich bin eine Träumerin“, sagt die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt. „Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass es irgendwann so weit ist. Die Stadt ist ja auch bei diesem Thema aktiv. Wir arbeiten alle daran, dass sich Gutes für alle ergeben kann.“

Überschaubare Zahl der Schulen der Vielfalt

26 Schulen der Vielfalt gibt es in NRW, eine in Bochum. Die Erich-Kästner-Schule ist Projektschule im Netzwerk. Es ist eine überschaubare Zahl, weil es anspruchsvoll ist, Schule der Vielfalt zu werden. Die Schulgemeinde muss zustimmen, die Schulen müssen an Workshops teilnehmen, Projekttage ausrichten.

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Frank Pohl ist Landeskoordinator des Projektes. Auch er ist sich der Tatsache bewusst, dass es noch ein weiter Weg ist, bis es keine Diskriminierung mehr gibt. „Schwuler und Lesbe werden auch von Schülern immer noch als Schimpfwort benutzt. Wo kann man besser mit einem Antidiskriminierungsprojekt anfangen als in der Schule? Alles, was man in die Bildung zu diesem Thema investieren kann, ist gut.“ Deshalb sind Lehrer gefordert. Sie aber würden die Beschimpfungen überhören, weil sie nicht wüssten, wie sie damit pädagogisch umgehen sollen.

„Deshalb ist es wichtig, dass sie dazu fort- und ausgebildet werden“, sagt Pohl. „In Hagen zum Beispiel werden alle Lehrer geschult, da gibt es eine zentrale Ausbildung. Für Bochum gibt es das noch nicht.“ Soll es aber bald geben. Bis 2023 soll es möglichst in die Lehrerausbildung an der Ruhr-Uni mit aufgenommen worden sein, bei der Bezirksregierung Arnsberg soll es Moderatoren geben. Pohl: „Es muss Teil der Lehrerausbildung sein, aber auch die jetzigen Lehrer müssen geschult werden.“

Die Erich-Kästner-Schule ist bislang Bochums einzige „Schule der Vielfalt“

Die Erich-Kästner-Gesamtschule ist die einzige Schule der Stadt, die Schule der Vielfalt ist. Diana und Johannes Wellmann sowie Elisabeth Danou-Fuchs sind die dafür zuständigen Lehrer. Sie führen die Idee fort, die ihr Kollege Andreas Wittmann entwickelt hatte.

Schule der Vielfalt wird eine Schule nicht einfach so. Wie schafft es ihre Schule, die Vorgaben zu erfüllen?

Danou-Fuchs: Wir sind seit 2013 Schule der Vielfalt. Ja, das ist aufwändig. Wir müssen regelmäßig an Workshops teilnehmen, Aktionstage machen. Aber es lohnt sich.

Welche Aktionstage gab es schon?

Unter anderem einen, an dem die Schüler plakativ der Homophobie die Rote Karte gezeigt haben. Wir haben Regenbogenarmbänder oder eine Umfrage gemacht.

Worum ging es dabei?

Wir haben nach der Einstellung zur Homophobie gefragt. Der Großteil der Befragten hatte keine Vorurteile. Die Jungs haben aber in der Mehrheit gesagt, dass sie es nicht befürworten würden, geoutet zu werden. Die Mädchen hatten damit weniger Probleme.

Aber noch mal: das klingt nach viel zusätzlicher Arbeit.

Man kann das leisten. Und wir stellen fest, dass, wenn wir es thematisch begleiten, es selbstverständlich wird. Daher bleiben wir dran. Wir haben jetzt auch eine Diversity-AG gegründet, an der Schüler ab Jahrgangsstufe 6 teilnehmen können. Sie sollen dabei selbst Themen entwickeln. Dazu kommt, dass wir eine Kooperation mit der Rosa Strippe begonnen haben. Wir wollen unsere Workshops dort etablieren.

>> FACHTAGUNG

Der Fachtag des Antidiskriminierungsprojektes Schule der Vielfalt findet heute (7.) ab 10 Uhr im Kunstmuseum, Kortumstraße 147, statt.

  • Weitere Infos auf der Internseite „Schule der Vielfalt“.