Bochum. Entschärfung einer gefährlichen Säurezünder-Bombe hatte die Bochumer Innenstadt lahmgelegt. Einer der größten Einsätze in der Nachkriegszeit.

Um 19.21 Uhr konnte ganz Bochum aufatmen. Dann war eine der größten Bombenentschärfungen in der Nachkriegszeit der Stadt erfolgreich zu Ende gebracht worden.

Mitten in der Fußgängerzone der Kortumstraße, wenige Meter vom Kortumhaus entfernt, lag eine Zehn-Zentner-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg. Sie war wegen ihres unberechenbaren Säurezünders noch immer besonders gefährlich.

100 Kilo Sprengstoff mitten in der City

Das Kampfmittel mit mehr als 100 Kilo Sprengstoff wurde am Donnerstag Vormittag bei den aktuellen Arbeiten zur Erneuerung der Kanäle und des Pflasters entdeckt. Danach folgte eine Evakuierung von mehr als 10 000 Menschen: Anwohner, Beschäftigte des Handels, Kunden, Mitarbeiter der Büros und Arztpraxen, des historischen Rathauses – und der komplette Straßenbereich. „Es ist eine selten unglückliche Stelle, an der diese Bombe gefunden worden ist“, sagte Oberbürgermeister Thomas Eiskirch am Einsatzort.

Im Radius von 250 Metern sperrten die 250 Kräfte der Rettungsdienste und die Polizei die komplette Innenstadt ab. Der Hauptbahnhof blieb allerdings geöffnet.

Evakuierung gestaltet sich langwierig

Die Evakuierung dauerte bis 18 Uhr. Das lag an der engen und verschachtelten Gebäudestruktur, die sehr unübersichtlich war. Danach machten sich die Bombenentschärfer Karl-Friedrich Schröder, Rainer Woitschek und Andreas Brümmer an die akut lebensgefährliche Arbeit.

"Wir standen kurz vor der Sprengung", sagte Entschärfer Karl-Friedrich Schröder kurz nach der erfolgreichen Entschärfung. © Bernd Kiesewetter

Die Bombe war durch den Aufprall vor mehr als sieben Jahrzehnten aufgebrochen, der Zünder verbogen und außerdem mit einer Ausbausperre versehen. Jederzeit hätte die Bombe explodieren können, so dass Eile geboten war. Nur durch hochspezielle Aufsätze, die die Sprengstoffexperten mit der Hand anbrachten und die sie fernzündeten, um ein starkes Drehmoment zu erzeugen, konnte der Zünder doch noch mit Wucht herausgeschraubt werden. Zweimal war der Versuch zuvor gescheitert, erst beim dritten Mal klappte es.

„Wir standen kurz vor einer Sprengung“, sagte Schröder nach dem Einsatz, als die Bombe festgezurrt auf einem Kleinlaster an der Ecke Kortumstraße/Bongardstraße lag. Wie eine Sprengung hätte ablaufen können, war unklar. Und auch egal: Denn mittlerweile waren wie schon bei der Evakuierung Sirenenwagen unterwegs, um die Bürger über die Entwarnung zu informieren.

Sammelstelle in der Musikschule

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Die hatten sich den ganzen Tag über äußerst diszipliniert gezeigt. „Keine besonderen Zwischenfälle“, hieß an den großflächigen Flatterband-Absperrungen. Ebenso ruhig und aufgeregt verlief die Räumung des historischen Rathauses. Überraschend traf dann aber viele „Gestrandete“ die Nachricht, dass die Bombe erst am frühen Abend entschärft wird.

„Ich dachte, nachmittags ist der Spuk vorbei“, sagte Gabriele Wloch, die am Willy-Brandt-Platz wohnt, der „Durchsage an die Zivilbevölkerung“ gefolgt war und wie weitere über 100 Frauen und Männer die Sammelstelle in der Musikschule aufgesucht hatte.

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Wer in der City arbeitete, steuerte derweil gern die Cafés, Kneipen und Restaurants an der Peripherie an. Mancher Gastronom machte hier „ein Bombengeschäft“, wie eine launige Rathaus-Runde kommentierte.

Um 19.21 Uhr war die Gefahr gebannt

Am Abend hielt die Stadt dann den Atem an. Die drei weithin hörbare Explosionen, die zur Entschärfung des Zünders erforderlich waren, zeigten an: Es wird ernst. Um 19.21 Uhr das große Aufatmen: Die Gefahr ist gebannt. Die Sperrung konnte aufgehoben werden. Zu diesem Zeitpunkt war die Innenstadt bereits fast menschenleer. Wer konnte, war längst zu Hause.