Bochum. . Das Ausbildungszentrum Quaz-Ruhr in Langendreer hat seine Arbeit aufgenommen. Mehr als 200 Teilnehmer absolvieren den ersten Kurs.
- Sprache und Beruf sind der Schlüssel für die Integration von Flüchtlingen
- Das deutschlandweit einzigartige Quaz-Ruhr in Langendreer will dabei Maßstäbe setzen
- Seit Anfang September nehmen mehr als 200 Menschen aus 20 Ländern am ersten Kurs teil
Elektriker, Schlosser, Mechatroniker. Tausende junger Menschen wurden in den vergangenen Jahrzehnten in der Opel-Ausbildungswerkstatt in Langendreer auf die Berufswelt vorbereitet. Seit dem 1. September werden in den zwei Gebäuden auf dem Nordplateau des ehemaligen Werks II Flüchtlinge fit für den Arbeitsmarkt gemacht.
Menschen wie Mohamad Karbouj. Daheim in Syrien hat der 37-Jährige als Kaufmann gearbeitet. Im Sprach- und Qualifizierungszentrum Quaz-Ruhr übt er sich in der Metallverarbeitung. „Ich mache das gerne und kann mir gut vorstellen, auch nach dieser Maßnahme etwas mit Metall zu machen“, sagt er. Er ist begeistert vom Angebot im Zentrum. „Vor allem weil ich jeden Tag Deutsch spreche“, sagt er in passablem Deutsch. Vor zwei Jahren, als er nach Deutschland kam, sprach er nur Arabisch.
Viele motivierte Menschen
Motivierte und zielstrebige Menschen wie ihn gebe es viele in der Qualifizierungsmaßnahme, sagt Peter Lübbert, Geschäftsführer der Gemeinnützigen Gesellschaft für berufsbezogene Bildung. Sie ist eine von vier Trägern des Zentrums, das durch den Verein zur Unterstützung der Qualifizierung und Ausbildung von Zugewanderten (Quaz) unterstützt wird. Weit mehr als 200 Flüchtlinge, darunter 36 Frauen, erhalten seit September Sprachunterricht. Der, so Quaz-Geschäftsführer Peter Lübbert, „ist ein wesentlicher Baustein der Qualifizierung.“ Er zeigt auf ein Brett, an dem zwei Dutzend Werkzeuge hängen. Sie korrekt benennen zu können, sei wichtig für alle, die auf Baustellen, in Werkstätten oder sonstwo arbeiten wollen. Die Teilnehmer bekommen zudem Hilfe, um bürokratische Hürden zu meistern und werden sechs Monate lang in einem oder mehreren von sechs unterschiedlichen Fachbereichen – Elektro, Metall, Pflege, Hotel- und Gaststättengewerbe, Lager und Logistik sowie Maler und Lackierer – vorbereitet. 35 Ausbilder wurden dafür eingestellt. Zehn Millionen Euro stellt der Bund für das auf drei Jahre angelegte Programm zur Verfügung, das, so Eric Weik, „einzigartig in Deutschland ist“, und mit dem binnen drei Jahren 1500 Flüchtlinge aus Bochum, Herne, Witten und Hattingen qualifiziert werden sollen.
Teilnehmer aus 20 Ländern
Es gibt Hürden, das verschweigt Peter Lübbert nicht. Schließlich seien die Gruppen sehr heterogen: Menschen aus 20 Ländern, die zwischen 20 und 50 Jahren alt sind, und deren Bildungsstand vom Analphabeten bis zum nicht anerkannten Studienabsolventen reichen. Und: „Nicht allen ist klar, dass sie nach dieser Maßnahme möglichst eine Ausbildung absolvieren sollten.“ Das duale Ausbildungssystem kennen viele nicht. Bisweilen sei es ein Problem, zu vermitteln, dass der Tag in Langendreer von 8 bis 16.30 Uhr dauere.
Aber nicht nur Lübbert sieht in dem Zentrum eine außergewöhnliche Chance. „Das ist eine sehr gute Maßnahme, vor allem wegen er großen Flexibilität. Es gibt nicht ‘den’ Flüchtling, die Menschen kommen mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen, die hier berücksichtigt werden können“, so Frank Böttcher, Geschäftsführer des Jobcenters. IHK-Hauptgeschäftsführer Eric Weik ist überzeugt, alle 1500 Teilnehmer der kommenden drei Jahre am Arbeitsmarkt unterbringen zu können: „Wenn wir das nicht schaffen, vier Städte, Verbände, Innungen, Kirchen, die IHK Mittleres Ruhrgebiet mit ihren 28 000 Unternehmen Kammern, wer dann?“
Ein breites Bündnis
Quaz ist der „Verein zur Unterstützung der Qualifizierung und Ausbildung von Zugewanderten“.
Dem Bündnis gehören die Städte Bochum, Herne, Witten und Hattingen, Bochum Perspektive 2022, Kreishandwerkerschaften, Einzelhandelsverband, RUB, Hochschule Bochum, IG Metall, Arbeitgeberverband, Katholische/Evangelische Kirche, AG Bochumer Moscheen sowie die IHK Mittleres Ruhrgebiet an.