Laer. . Jugend der jesidischen Gemeinde lädt zu einem Spiele- und Kochtag ein. Die Gäste sollen ihrem Alltag entkommen und einfach mal Kind sein dürfen.
Im Gemeindehaus der Jesiden ist viel los. Die Küche ist voll von helfenden Händen, die das Mittagessen für 20 Flüchtlingskinder fertigmachen. In einem Aufenthaltsraum spielen die Kinder Uno und andere Gesellschaftsspiele. Den Koch- und Spieletag organisieren drei Verbände. Der „Bund der alevitischen Jugendlichen in NRW“ (BDAJ), die Gemeinde der Jesiden in Bochum und deren Jugendabteilung, außerdem die Dersim-Gemeinde.
„Wir holen die Kinder aus den Flüchtlingsunterkünften ab und bringen sie für einen Tag hierher“, erzählt der Geschäftsführer der jesidischen Gemeinde Sehmus Toku. Sie sollen den Alltag wenigstens für ein paar Stunden vergessen können. „In den Unterkünften spielen die Kinder oft allein, da keiner für sie Zeit hat“, erklärt Ferdi Toku, der Vorsitzende der jesidischen Jugend in Bochum. In der Gemeinde bekommen sie Aufmerksamkeit, ihnen wird geholfen und sie dürfen einfach mal Kind sein.
Der Gesellschaft etwas zurückgeben
Der BDAJ startete 2016 das Projekt „Gemeinsam stark für junge Geflüchtete“. „Wir wollen etwas für die Flüchtlinge machen und dadurch auch etwas an die Gesellschaft zurückgeben“, erzählt Kemal Caprak. Er arbeitet an dem Projekt mit und hat geholfen, diesen Koch- und Spieletag zu verwirklichen. Das Projekt ist eins von 30 anderen unter dem Dachverband BDAJ und hat viele Kooperationspartner, die helfen, die Projekte zu verwirklichen. Es werden regelmäßig Museumsbesuche, Ausflüge und andere sogenannte „Mikroprojekte“ angeboten.
Dabei ist das Ziel, dass sowohl Geflüchtete als auch Nicht-Geflüchtete teilnehmen, um sich besser kennenzulernen und zu verstehen. „Wir organisieren Tanzkurse, Musikstunden und Fußball-Trainings, die über längere Zeit angeboten werden“, erzählt Kemal Caprak.
Einige Jesiden haben selbst Fluchterfahrungen
Deutsch-Kurse, Religion und Kurdisch auf Latein
Die Dersim-Gemeinde bietet Sprachkurse für Jugendliche an. Denn: 90 Prozent aller, die nach Deutschland kommen, können die Sprache nicht.
Die Jugend der Jesiden (eine der ältesten, aber auch eine der am meisten verfolgten Religionsgemeinschaften), bietet aber auch Religion und Kurdisch in lateinischer Schrift an.
Die Projekte sollen nächstes Jahr fortgesetzt und weiterentwickelt werden.
Die Geflüchteten sollen an der Gesellschaft teilnehmen können. „Ich habe selbst Fluchterfahrungen, bin mit fünf Jahren nach Deutschland gekommen“, erzählt Sehmus Toku. Dadurch können sich die Kinder mit ihm identifizieren. Sie fühlen sich verstanden. „Es ist schwer, nach Deutschland zu kommen, als Analphabet eingestuft und wie ein Grundschüler behandelt zu werden obwohl viele schon 15 Jahre alt sind“, weiß Toku. Durch Tage wie diesen können die Kinder die ganzen Probleme kurz vergessen und spielen. Sehmus Toku: „Man sieht das Leuchten in den Augen der Kinder, wenn sie herkommen.“