Tanzlehrer Bruno Prado und Janina Reimann haben den Bochumer Forró-Tanzabend organisiert. Von nun an wird er einmal im Monat stattfinden.
Die Tanzfläche ist klein, die Luft stickig. Schummriges Licht fällt auf die tanzenden Paare. Einige tanzen in enger Umarmung, andere führen fließende Drehungen im Takt der brasilianischen Musik aus.
Es scheint kaum genug Platz für die 75 statt der erwarteten 30 bis 40 Gäste, die die erste Forró-Party in Bochum besuchen. Trotzdem gleiten sie immer wieder knapp aneinander vorbei, setzen kleine Schritte, werfen sich freudige Blicke zu.
Vom Mathe- zum Tanzlehrer
Forró verbindet. Die Szene wächst, ist aber noch familiär, dieselben „Forrózeiros“ treffen sich auf Tanzabenden und Festivals im Ruhrgebiet und darüber hinaus. „Wir planen schon länger, eine Party in Bochum anzubieten. Jetzt haben wir endlich den passenden Ort dafür gefunden“, sagt Janina Reimann, 25, Studentin. „Uns gefällt die Energie im Game“, ergänzt Bruno Prado.
Dabei hatte der 34-jährige Tanzlehrer ganz andere Pläne. Er stammt aus Brasilien und hat in Rio de Janeiro als Mathe-Lehrer gearbeitet, als er mit 24 das erste Mal einen Paartanz getanzt hat. Fasziniert insbesondere vom Forró, haben viele Stunden Unterricht und fünf bis sechs Tanzabende pro Woche ihre Wirkung gezeigt: „Üben, üben, üben“, lautet seine Devise. „Deswegen ist es wichtig, gelernte Figuren aus dem Unterricht auch auf Forró-Partys zu tanzen.“
Seit 2013 ist er professioneller Tanzlehrer und reist auf Festivals rund um den Globus. Vor eineinhalb Jahren ist er nach Deutschland gezogen, wo er nun in Bochum und Düsseldorf, dort zusammen mit Tanzlehrerin Diana Richter, Stunden gibt.
Auch Ältere sind willkommen
Janina Reimann hat zwar keine professionelle Ausbildung, trainiert jedoch mit ihm, so dass sie den Unterricht in Bochum geben kann. Da sie selber hier gelebt hat, hat sie den Anstoß zu Kursen gegeben. „Ich möchte aber weiterhin Lehrerin werden. Ich habe mich in den Forró verliebt – wie jeder, oder?“
Sie scheint richtig zu liegen: Haben am ersten Anfängerkurs in Bochum noch ungefähr 20 Personen teilgenommen, ist nun mit 37 Teilnehmern die maximale Anzahl erreicht. Auch der Mittelstufekurs ist gut gefüllt. Das Angebot wird weitergeführt, ab nächstem Semester eventuell mit mehr Kursen. „Forró ist ein Tanz, den jeder lernen kann“, sagt Prado. Auch Ältere seien willkommen, genauso Menschen, die sich für „zu steif“ hielten.
Viele Neugierige beim Schnupperkurs
Zwar sind die Workshops vor der Party nicht so gut besucht, doch zum Schnupperkurs kommen viele Neugierige: „Ich tanze heute zum ersten Mal Forró. Trotzdem sind die Leute total nett und fordern mich zum Tanzen auf“, sagt Studentin Svende Rätz, 19. Auch Gregor Gemba freut sich über die Party. Der 21-Jährige ist seit dem ersten Tanzkurs an der RUB dabei.
„Ich habe keine Lust, immer bis nach Düsseldorf zu fahren, um Forró zu tanzen. Außerdem finde ich, dass sich die Szene auch hier etablieren soll.“
Fortsetzung folgt also? Ja – Ab jetzt wird einmal im Monat in der Bar „Game food&fun“ eine Forró-Party steigen. Ein genauer Termin steht für die nächste allerdings noch nicht fest, eventuell wird sie nun samstags stattfinden.
>>> INFO: Forró wird eng und sinnlich getanzt
- Der Paartanz kommt aus dem Nordosten Brasiliens. In anderen Teilen des Landes zunächst abschätzig bewertet, verbreitet er sich seit den 1950er-Jahren über den gesamten Planeten.
- Forró wird eng und sinnlich getanzt. Je nach Rhythmus lädt die Musik dazu ein, viele Drehungen und Figuren zu tanzen oder aber kleinere Bewegungen auszuführen.