Bochum-Langendreer. . In Langendreer werden regelmäßig Kurse in Biodanza angeboten. Die WAZ hat die spezielle Bewegungsform einmal ausprobiert.
Als ich das gelbe Gebäude im Hinterhof der Alten Bahnhofstraße 40 betrete, habe ich ein mulmiges Gefühl. Hier werde ich also meine ersten Erfahrungen mit Biodanza machen – eine Art Improvisations-Ausdruckstanz, in den 60ern in Chile erfunden und mittlerweile in der ganzen Welt bekannt. Auch in Langendreer bieten ihn Peter und Meike Knirsch regelmäßig an.
In der ersten Etage ist ein großes Atelier mit urigem Spanplatten-Boden und atmosphärischem Licht eingerichtet. Ein paar Wolldecken laden zum Hinsetzen ein. Drinnen erwartet mich das Leiter-Ehepaar. „Dieses Mal haben wir zum ersten Mal ,ausgebucht’ auf unsere Webseite schreiben müssen“, erzählen sie begeistert. 20 Menschen sind pro Abend zugelassen, für mehr reicht die Raumgröße nicht. Vor beinahe zehn Jahren etablierte das Ehepaar die ungewöhnliche Tanzform in Langendreer, seitdem wächst der Zuspruch stetig.
Weitere Biodanza-Termine
Die nächsten offenen Abende finden am 15. Dezember und am 12. Januar statt, jeweils um 19 Uhr, Alte Bahnhofstraße 40. Die Teilnahme kostet 15 Euro.
Eine Anmeldung unter 02302/ 1712882, 0176/43008323 oder www.lust-auf-biodanza.de ist erforderlich.
In Bochum findet sich noch ein weiteres Biodanza-Angebot: im Kulturhaus Oskar, Oskar-Hoffmann-Straße 25, Leiterin ist Sandra Baumann.
Zu Beginn der Session setzen sich die Teilnehmer auf die Decken – es wird geredet. Erst soll das Sprachzentrum aktiviert werden, um es beim anschließenden Tanz bewusst ausschalten zu können. In der Runde sitzen alle Generationen, Leute von 19 bis 74.
Mit wilden Bewegungen
Frauen sind in der Überzahl, aber auch ein paar Männer haben sich zum Biodanza gewagt. Sogar ein taubblinder Tänzer hat sich zum wiederholten Male angemeldet. Rund die Hälfte der Anwesenden ist zum ersten Mal mit dabei, die andere Hälfte Wiederholungstäter. Unter ihnen ist Stephanie Palma. Die 49-Jährige ist bei verschiedenen Biodanza-Kursen zu Gast: „Für mich ist das Selbstregulation“, erzählt sie mir.
Nach der Gesprächsrunde geht es ans Tanzen. Das beginnt erst einmal mit einem gemeinsamen Kreis. Der lockert sich jedoch bald auf und schnell wird mir klar, wer schon länger Biodanza tanzt. Hier singt einer laut mit, dort bewegt sich ein anderer wild zu den vitalisierenden Klängen. Für mich als eher kopfgetriebener Mensch ist das erst einmal befremdlich. Doch bald darauf habe auch ich mich akklimatisiert. Zu Beginn eines jeden Tanzes steht eine einfache Anweisung wie „Nehmt euch Raum“ oder „Spielt mit Nähe und Distanz“. Die Ausführung dessen liegt ganz in meiner Hand.
Im Atelier herrscht eine liebevolle Atmosphäre
Viele der Übungen finden mit einem oder mehreren Partnern statt. Was mich vor allem beeindruckt, ist die Atmosphäre. Hier findet alles in einem geschützten, liebevollen Rahmen statt, hier bewertet niemand, was ich gerade tue. Und so kommt es, dass ich bald ausgelassen mit wildfremden Menschen durch das Atelier hüpfe.
Wenig später folgt eine ruhige Tanzphase. Mittlerweile verstehe ich, was Peter Knirsch damit meinte, dass ich nicht über Biodanza schreiben könne, ohne es selbst ausprobiert zu haben. Denn Worte finde ich viele, um diesen Tanz zu beschreiben: Von ,esoterisch’ und ,therapeutisch’ bis ,befremdlich’ und trotzdem wohlig. Und tatsächlich bewege ich mich daheim angekommen ein wenig befreiter zur Musik auf dem Handy.