Bochum. . Sie kommen aus Syrien, Afghanistan und Afrika. Zehntausende Flüchtlinge fanden im Ruhrgebiet eine Bleibe. Integriert sind sie aber noch lange nicht. In Bochum, Herne, Witten und Hattingen hat sich nun eine breit angelegte Initiative gegründet, die den Menschen den Weg in den Beruf erleichtern will. Im September soll das Projekt in der früheren Ausbildungswerkstatt von Opel in Bochum starten.

Sie kommen aus Syrien, Afghanistan und Afrika. Zehntausende Flüchtlinge fanden im Ruhrgebiet eine Bleibe. Integriert sind sie aber noch lange nicht. In Bochum, Herne, Witten und Hattingen hat sich nun eine breit angelegte Initiative gegründet, die den Menschen den Weg in den Beruf erleichtern will. Im September soll das Projekt in der früheren Ausbildungswerkstatt von Opel in Bochum starten.

Eric Weik kennt beide Seiten. „Als Bürgermeister von Wermelskirchen habe ich Sporthallen geschlossen, um Flüchtlingen ein Dach über dem Kopf zu bieten. Jetzt muss die Integration gelingen. Sonst bekommen wir ein riesiges gesellschaftliches und wirtschaftliches Problem“, sagt der 46-Jährige. Er leitet inzwischen als Hauptgeschäftsführer die Industrie- und Handelskammer Mittleres Ruhrgebiet. Weik spricht von einer „riesengroßen Aufgabe“ und fordert: „Die geflüchteten Menschen müssen sofort aus ihren Unterkünften heraus und rein in die Unternehmen. Sie wollen unbedingt etwas tun.“

Der IHK-Manager trommelte deshalb im Frühjahr alle Verantwortlichen in seinem Kammerbezirk zusammen und gründete „QuAZ“ – den Verein zur Unterstützung der Qualifizierung und Ausbildung von Zugewanderten. „Niemand hat Nein gesagt. Im Ruhrgebiet gibt es keine Berührungsängste“, lobt Weik. Zu den Trägern des Vereins gehören unter anderen die Städte Bochum, Herne, Witten und Hattingen, Kreishandwerkerschaften, Hochschulen, Gewerkschaften, Arbeitgeberverband, katholische und evangelische Kirchen, die Arbeitsgemeinschaft Bochumer Moscheen und natürlich die IHK. „Die Breite des Bündnisses ist bundesweit einmalig“, betont Weik. Und es soll noch weiter wachsen.

Auch der Autobauer Opel, der Ende 2014 die Produktion in Bochum einstellte, ist mit von der Partie. Das Unternehmen stellte QuAZ seine riesige und voll funktionstüchtige Ausbildungswerkstatt mitsamt Maschinen und Computern zur Verfügung. In Hochzeiten bildete Opel hier 300 Azubis pro Jahr aus. In der nahezu unangetasteten Halle, in der selbst alle Schubladen noch randvoll mit Material gefüllt sind, sollen in den nächsten drei Jahren bis zu 1500 Flüchtlinge in mindestens sechs Berufsfeldern „anqualifiziert“ werden, wie es Weik nennt.

Das Konzept sieht mehrere Schritte vor: Zunächst werden ihre Kompetenzen ermittelt. Es folgt die Einschätzung, ob sie ein Praktikum oder eine Qualifizierung zur anschließenden Ausbildung benötigen. Parallel erhalten sie Deutsch-Unterricht. Am Ende steht die Vermittlung in Lehrstellen und Jobs in Betrieben der Region. So soll etwa der Kabelverleger aus Syrien möglichst rasch in Bochum alle Zusatzqualifikationen erwerben, um hier als Elektriker arbeiten zu können.

„Unser Ziel ist es, dass die Flüchtlinge mit einer bestätigten Qualifikation aus dem Projekt herauskommen“, sagt der IHK-Chef. Für das Programm stehen insgesamt zehn Millionen Euro zur Verfügung – von der Bundesagentur für Arbeit, dem Land NRW und dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Qualifizierungsgesellschaften aus dem Revier sollen in den nächsten drei Jahren die Flüchtlinge, die die Bundesagentur auswählt, fit für den Arbeitsmarkt machen. „Es wird keine Lösungen von der Stange geben. Wir beschäftigen uns individuell mit jedem einzelnen Flüchtling“, betont Weik. Danach beginne die Arbeit der „Kümmerer“ aus der Wirtschaft, die Ausbildungs- und Arbeitsplätze zur Verfügung stellen soll.

Weik und seine Mitstreiter sehen QuAZ als bundesweite Blaupause. „Wir müssen die Integration überall in Deutschland schaffen. Lokale Bündnisse eignen sich dafür am besten“, meint der IHK-Manager.