Bochum. . Den größten Teil ihres Lebens hat Martina Maron in Behinderteneinrichtungen verbracht. Seit zwei Monaten lebt sie in einer eigenen Wohnung.

  • Jahrzehntelang hat Martina Maron wegen einer geistigen Behinderung in Behinderteneinrichtungen gelebt
  • Seit zwei Monaten profitiert sie von der Möglichkeit des ambulant betreuten Wohnens
  • Sie bewohnt nun eine eigene Wohnung und erhält regelmäßig Unterstützung von einem Betreuer

Drei Zimmer, Küche, Bad – mehr braucht es nicht zum Glücklichsein. Findet jedenfalls Martina Maron. Vor gut zwei Monaten hat sie ihre erste eigene Wohnung bezogen – mit 54 Jahren.

Aufgrund einer geistigen Behinderung fällt es ihr schwer, selbstständig für sich zu sorgen und den Alltag zu organisieren. Bisher übernahmen diese Aufgaben also andere – erst die Eltern, später die Betreuer in Wohnheimen und Behindertenwerkstätten. Zuletzt hat Martina Maron in einer betreuten Wohngruppe im Haus Riemke gelebt. Als der Trägerverein Integrationsmodell beschloss, zusätzlich zu den stationären Wohngruppen auch eine ambulante Betreuung anzubieten, war Martina Maron die erste, die diese Chance ergreifen wollte. Eine Wohnung wurde gesucht und gefunden. „Seit August habe ich Stück für Stück die Möbel hergebracht“, erzählt die 54-Jährige. „Ich wollte so schnell wie möglich einziehen.“ Im September war es dann soweit.

Um den Übergang so reibungslos wie möglich zu gestalten, habe man schon lange vor dem Umzug mit Martina Maron geübt: vom Einkaufen über das Kochen bis hin zur Freizeitplanung, erzählt Dennis Schäfers, der beim Integrationsmodell für den Bereich ambulant betreutes Wohnen verantwortlich ist. Unterstützung im Alltag bekommt sie allerdings weiterhin. Viermal die Woche schaut ein Betreuer nach dem Rechten und hilft, wo Hilfe nötig ist.

Mitbewohnerin gesucht

Viel geändert habe sich für sie eigentlich nicht, sagt Martina Maron. Ihr Alltag spielt sich weiterhin zwischen der Arbeit in der Behindertenwerkstatt, den Besuchen beim Vater oder dessen Freundin, bei der Theatergruppe und in der Musikschule ab. Aber sie kocht jetzt selbst. Einfache Sachen wie Nudeln oder Kartoffelpüree – „ich bin ja noch Anfängerin“. Um ihre Wochenenden besser zu füllen, möchte sie sich außerdem ein Ehrenamt suchen: „Irgendwo mitzuhelfen, das wäre schön.“

Zufrieden ist sie aber auch so. Es macht ihr nichts aus, dass die Küche bis zur Zahlung der Startbeihilfe nur provisorisch eingerichtet ist. Möchte sie an der Wohnung noch etwas verändern? Martina Maron winkt ab. Die Bilder an den Wänden, die Stofftiere auf dem Regal – alles hat seinen Platz und ist für sie richtig, so wie es ist. Nur über eine Sache hat sie in letzter Zeit viel nachgedacht: „Eine Mitbewohnerin wäre schön.“

Ein Zimmer der Wohnung steht leer

Platz genug hat sie: Ein Zimmer der Wohnung steht bislang leer, Martina Maron braucht es nicht. Wer käme dafür infrage? Am besten jemand, der auch aus einer betreuten Einrichtung oder dem Elternhaus in eine eigene Wohnung ziehen möchte, sagt Dennis Schäfers. Martina Maron lächelt nur. Sie stellt keine besonderen Ansprüche an die Mitbewohnerin – falls die aber schon gut kochen kann, dürfe sie ihr gern noch etwas beibringen.

>> AKTION MENSCH FÖRDERT DAS MODELL

  • Der Verein Integrationsmodell wird von der Aktion Mensch gefördert.


  • Informationen für interessierte Mitbewohnerinnen oder allgemein zum ambulant betreuten Wohnen (das auch andere Träger in Bochum anbieten) gibt es telefonisch unter 0234/ 540 97 82 oder per Mail: DSchaefers@Haus-riemke.de