Bochum. . Das Theaterexperiment „Advanced Clapping“ ist am Wochenende in der Zeche Eins zu erleben. Publikum kann das Bühnengeschehen aktiv beeinflussen.

  • Performance wurde von Studenten der Szenischen Forschung und der Theaterwissenschaften entwickelt
  • Die „Regisseure“ geben auf der Bühne die Kommandos, die „Performer“ müssen diese umsetzen
  • Auch die Zuschauer können sich einmischen, denn jedes Husten und jedes Klatschen hat direkte Folgen

Jens, mach 30 Liegestütze! Sarah, steh auf einem Bein! Luzie, erzähl einen Witz! Constantin, schrei so laut wie du kannst...!

Eines der eigenwilligsten Theaterexperimente der letzten Zeit wird am Wochenende an zwei Abenden in der Zeche Eins zu erleben sein. „Advanced Clapping“ (also: fortgeschrittenes Klatschen) nennt sich die Performance, die von Studenten der Szenischen Forschung und der Theaterwissenschaften an der Ruhr-Uni entwickelt wurde. Das Kuriose daran: Obwohl die Aufführung strengen Regeln unterliegt, ist der Ausgang des Abends völlig offen. Auch die Zuschauer sind ausdrücklich dazu aufgefordert, sich in das Spiel einzumischen und dabei zum Teil der Performance zu werden.

Das Ganze geht so: Auf der Bühne sind sieben Spieler in verschiedenen Rollen. Die „Regisseure“ können Anweisungen geben, die „Performer“ müssen diese so gut wie möglich befolgen. Wenn es also heißt „Yousef, lass es regnen“, dann muss Yousef eine Gießkanne mit Wasser auftreiben. Oder wenn es heißt „Sarah, sag ein Gedicht auf“, dann steht Sarah auf der Bühne – und versucht sich verzweifelt an „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“ zu erinnern – auch wenn’s peinlich wird. „Scheitern ist erlaubt“, meint Philipp Hohmann.

Jedes Husten, jedes Klatschen hat Folgen

Die Zuschauer merken rasch, dass sie selber Einfluss nehmen können. Denn jedes Husten, jedes Klatschen und jedes Tuscheln findet sich auf der Bühne in zuvor festgelegten Reaktionen wieder.

Diese Regeln, die im Laufe des Abends immer weiter ausgebaut werden, sind für die Zuschauer zunächst schwer zu durchschauen. „Doch nach einer Weile merken sie genau, was ein Niesen auf der Bühne auslösen kann und greifen aktiv ein“, sagt Constantin Leonhard.

Während des locker rund dreistündigen Spiels geht es auf der Bühne also durchaus lustig und trubelig zu. Und jede Vorstellung ist völlig anders. Denn wie genau es ausgehen wird, wenn sich die Regeln immer weiter steigern, weiß vorher niemand. „Das ist die Botschaft dieses Abends“, meint Leonhard. „Wie viele Regeln kann eine Gesellschaft vertragen, ehe sie völlig zusammen bricht?“

Vorstellungen am Wochenende in der Zeche Eins

Die Performance entstand im letzten Jahr im Freien Werkstatt-Theater in Köln und war bereits beim Zeitzeug-Festival zu sehen. Für die Abende in der Zeche Eins wird das Spiel weiter ausgebaut.

Am Freitag und Samstag (20./21. Oktober) jeweils ab 19 Uhr in der Zeche Eins (Prinz-Regent-Straße 50-60). Karten (5 Euro): info@constantin-leonhard.de