Bochum-Wiemelhausen. . Anwohner der Wasserstraße wollen mehr Verkehrssicherheit und sind mit den Plänen der Stadt nicht einverstanden. Doch sind die längst beschlossen.
Jörg Heinrich, Anwohner der Wasserstraße, war fleißig. 100 Handzettel verteilte er im Vorfeld, um möglichst viele Nachbarn dazu zu bewegen, zur Bürgerinformationsveranstaltung zu kommen. Diese hat die Bezirksvertretung Süd initiiert, um über den bevorstehenden Um- und Ausbau der Wasserstraße zwischen Am Wiesengrund und Königsallee zu informieren.
Die Resonanz ist groß, rund 40 Bürger sind erschienen. Viele von ihnen, um ihrem Ärger Luft zu machen. Die meisten sind zwar grundsätzlich damit einverstanden, dass die Stadt die Wasserstraße auf diesem rund 800 Meter langen Stück saniert, mit Radstreifen versieht und eine Querungshilfe für Fußgänger baut, doch vielen gehen diese Maßnahmen nicht weit genug.
Forderungen nach Tempo 30 und einer Ampel
Sie fordern Tempo 30, weil viele Verkehrsteilnehmer auf dem Weg zur A 448 ordentlich Gas geben würden. Auch eine Ampel anstelle der Querungshilfe wäre ihnen lieber, um mit den Kindern sicher über die Straße zu kommen. So gingen auch weniger Parkplätze verloren.
Und die geplanten Linksabbiegerspuren zur Drusenbergstraße und Wiesenstraße werden kritisiert, weil der Verkehr auf der Wasserstraße dadurch noch besser – und schneller! – fließen könne. Jörg Heinrich klagt: „Wir müssen über Jahrzehnte ausbaden, was hier geplant wird.“
Mit dieser Meinung ist er nicht allein. Und so hat Christoph Matten, Abteilungsleiter Straßen im Tiefbauamt, in der „Diskussionsrunde“ keinen leichten Stand. Es ist ohnehin eigentlich zu spät, etwas an der Planung zu ändern, denn die politische Gremien haben die Baumaßnahme längst beschlossen.
Verkehr soll nach Sanierung beobachtet werden
Doch Christoph Matten ist ja jemand, der mit sich Reden lässt und Bürgerideen ernst nimmt. Und so verspricht er den Anwohnern, sich das mit den Linksabbiegerspuren noch mal durch den Kopf gehen zu lassen. „Vielleicht ist dort auch eine weitere Mittelinsel zur Entschärfung der Verkehrssituation denkbar“, sagt er.
Allen anderen Bürgervorschlägen macht Christoph Matten wenig Hoffnung. Tempo 30 gehe nicht, weil es sich bei der Wasserstraße um eine Hauptverkehrsstraße handelt, wo Tempo 50 gilt. Dem Einwand, dass diese Vorgabe nicht eingehalten werde, hält Matten entgegen, dass durch den Straßenum- und ausbau „der Verkehrsraum optisch kleiner und der Verkehr dadurch langsamer“ werde. Nach langem Hin und Her verspricht Matten, nach der Sanierung den Verkehr beobachten zu lassen und gegebenenfalls mit Kontrollen und Geschwindigkeitstafeln gegenzusteuern.
Kosten des Umbaus: mehr als 2 Millionen Euro
Bezirksvertretung wollte zwei zusätzliche Querungen
Zur Kritik am verspäteten Zeitpunkt der Bürgerinformation äußert sich Helmut Breitkopf, Bezirksbürgermeister Süd (SPD): „Wir laden immer dann im Vorfeld zu Ortsterminen, wenn klar ist, das es Probleme gibt.“
Dies sei hier nicht der Fall gewesen. Die Bezirksvertretung hat die Planung für gut befunden. „Wir wollten sogar noch zwei zusätzliche Querungen“, sagt Breitkopf. „Doch dann wären noch Parkplätze weggefallen.“
Laut Christoph Matten ist im Fall der Wasserstraßen-Sanierung ohnehin keine Bürgerbeteiligung vorgeschrieben: „Es handelt sich um eine stinknormale Straßenbaumaßnahme, für die auch kein Bebauungsplan aufgestellt werden musste.“
Eine Ampel würde laut Fachmann den Lärm an dieser Stelle verdoppeln. Der Verlust von acht bis zehn Parkplätzen sei laut Christoph Matten sicher schmerzhaft für einige Anwohner, doch habe man hier intensiv abgewogen. Zudem sei nicht die Stadt für ausreichend Parkplätze verantwortlich, sondern der Hausbesitzer.
Die Ausschreibung für die Sanierung der Wasserstraße erfolgt 2018. Die Stadt möchte die Baumaßnahme in eine Hand geben, um weniger Abstimmungsschwierigkeiten zu haben. Rund ein Jahr wird der Um- und Ausbau dauern. Die Gesamtkosten inklusive Erneuerung von Kanal und Wasserleitungen belaufen sich auf ca. 2 Millionen Euro. Noch nicht darin enthalten sind die Kosten für die Bergbauschaden-Sicherung. Probebohrungen beginnen noch in diesem Jahr und sollen bis Ende Januar abgeschlossen sein.
Auf die Anwohner werden – Stand jetzt – Kosten in Höhe von 110 000 Euro für die neue Fahrbahn umgelegt. Das Land fördert die Baumaßnahme zu 65 Prozent.