Bochum. . Beim 45. Fritz-Wortelmann-Preis sind am Wochenende die verschiedensten Aufführungen zu sehen. Eine große Festival-Party darf nicht fehlen.
- Der Fritz-Wortelmann-Preis zeichnet Figurentheater- und Puppenspielkunst aus
- Der Bochumer Kulturpreis wird in diesem Jahr bereits zum 45. Mal verliehen
- 22 Aufführungen sind im Wettbewerb, die Preisverleihung erfolgt am Sonntag
Anlässlich des 45. Fritz-Wortelmann-Preises weilen bis Sonntag Figuren- und Puppenspieler in Bochum. Wie sehr sie mit ihren fantasievollen Inszenierungen das kulturelle Geschehen bereichern, ist in 22 Aufführungen zu sehen. Heute geht’s weiter im Wettbewerb (siehe unten), morgen um 11 Uhr werden im Ratsaal die Preise an die Besten verliehen. OB Thomas Eiskirch nimmt die Ehrungen vor. Wie offen der Begriff „Figurentheater“ gefasst wird, wurde bereits beim Auftakt am Donnerstagnachmittag deutlich. Im Prinz-Regent-Theater hieß es: Bühne frei für das Junge Ensemble Marabu!
Traurig und fetzig zugleich
Das Bonner professionelle freie Theater Marabu erarbeitet einmal jährlich mit Jugendlichen eine Produktion. In diesem Fall heißt sie „In meinem Hals steckt eine Weltkugel“, und behandelt ein drängendes Zeitproblem: Reichtum auf der einen Seite der Welt, unerträgliche Armut auf der anderen. Hunderttausende auf der Flucht vor Krieg und Hunger, während Europa die Zäune hochzieht, um das Elend fernzuhalten. Die Welt in ihren Widersprüchen könnte kaum drastischer sichtbar werden als in diesen Tagen. Stückeschreiber Gerhard Meister fragt danach, wie wir ein Leben im Wohlstand leben können – im Wissen darum, dass dieser Wohlstand immer mit der Not der anderen verknüpft ist.
Das Junge Ensemble verhandelte in seiner Performance diese Widersprüche, führte sie vor, verstrickte sich in ihnen und suchte einen Ausweg. Die Aufführung war rasant und nachdenklich, traurig und fetzig, komisch und ernst zugleich; als ergänzende Mittel zum theatralen Spiel der Gruppe kamen silberne Cheerleader-Puschel ebenso zum Einsatz wie aufblasbare Schwimmflügel, hüpfende Pezzi-Bälle und ferngesteuerte Mini-Helikopter. Wie professionell die jugendlichen „Marabus“ ihr Sache angingen, wie stimmig in Timing und dynamischer Gestaltung, das nötigte höchsten Respekt ab. Das Publikum applaudierte lange.
Musik-Performance „Paradis Mastaz“
Gleich nebenan, in der Zeche 1, ging es im Anschluss mit der zweiten Aufführung des Eröffnungstages weiter. Das international besetzte Kollektiv Hajusom aus Hamburg gab sich in der Musik-Performance „Paradis Mastaz“ ebenfalls politisch. Schräge Schaumstoffpuppen als europäische Touristen sowie Holzmarionetten in westafrikanischer Bauart als Protagonisten der Migration fanden hier zusammen. Entlarvend-satirisch wurden bekannte, alltägliche Befindlichkeiten gegenüber der „Flüchtlingswelle“ aufgespießt. Am Ende stand der Appell, dass es nur miteinander friedvoll weitergehen gehen wird in der Welt. Wenn sich nämlich alle als Menschen begegnen, und nicht als Europäer oder Afrikaner, als Christen oder Moslems.
>>>>>Das weitere Programm
So geht es beim Fritz-Wortelmann-Wettbewerb am Samstag weiter. Der Eintritt ist jeweils frei. 10 Uhr, Compania Sincara (Leipzig) zeigt „Don Q – Fragmente einer Rittergeschichte“, Zeche 1, Prinz-Regent-Straße 50-60.10 Uhr, Theater am EvRG (Erfurt) spielt „Der kleine Prinz“ (ab 10 J.), Thealozzi, Pestalozzistr. 21. 11 Uhr, Ugglbühne (Holzheim), Marionettentheater (ab 3 Jahren), Kunsthallen Rottstraße 5. 12 Uhr, Figurentheater Daisy Blau (Bochum) spielt „Prinzessin Kröte“, Figurenspiel ab 4 Jahren, Kunsthallen Rottstraße 5. 12 Uhr, Theater Blindlings (Berlin) spielt „Requiem für eine Taube“ (über die Erfinder Nikolas Tesla), Prinz-Regent-Theater, Prinz-Regent-Straße 50-60.
15 Uhr, Die Fadenspieler (Neuburg) zeigen „Kleine Raupe“, Stabpuppen- und Schattenspiel (ab 3 Jahren), Theater Rottstraße 5. 16 Uhr, Basilus und Freunde (Krefeld): „Zwei Freunde zwischen Diesseits und Jenseits“ (ab 8 Jahren), Kunsthallen Rottstraße 5.
17 Uhr, The Dove Company (Berlin) zeigt „Sphere“, ein Stück über taube und hörende Menschen, Zeche 1, Prinz-Regent-Straße 50-60. 14-17 Uhr, Ensemble Pragmata (Berlin) zeigt „Der Theaterautomat“, Prinz-Regent-Theater, Prinz-Regent-Straße 50-60.