Bochum. Die protestantische Auszeichnung wurde in der Christuskirche verliehen. Großer Bahnhof für einen Film-Künstler von Weltrang.
- Der protestantische Hans-Ehrenberg-Preis wird seit dem Jahr 2000 in Bochum verliehen
- Die Evangelische Kirche zeichnet damit Menschen aus, die Stellung zu Zeitfragen beziehen
- Als Preisträger 2017 wurde am Sonntag der Filmemacher und Fotograf Wim Wenders geehrt
Wim Wenders (72), Filmkünstler von Weltrang („Paris Texas“, „Der Himmel über Berlin“), ist mit dem Hans-Ehrenberg-Preis der Evangelischen Kirche ausgezeichnet worden. Rund 900 Gäste, darunter OB Thomas Eiskirch und der Vorsitzendes Rates der Ev. Kirche in Deutschland, Dr. Heinrich Bedford-Strohm, wohnten dem Festakt bei.
Der Hans-Ehrenberg-Preis wird seit 2000 alle zwei Jahre verliehen und erinnert an den Bochumer Pfarrer Hans Ehrenberg, einem Vordenker der „Bekennenden Kirche“, die sich gegen den Nationalsozialismus stellte. Der Filmemacher, Publizist und Fotograf Wim Wenders wurde für seinen künstlerischen Stil geehrt, „der den Spielraum offen hält für das, was sich dem Zugriff entzieht“, so Bochums Superintendent Gerald Hagmann.
Indikatoren der freien Gesellschaft
Die Freiheit des Glaubens, die Ehrenberg gegen den totalitären Staat verteidigt habe, sei immer auch die Freiheit der Kunst, die Freiheit der Kunst immer auch die des Glaubens, so Hagmann. Beide seien „Indikatoren einer freien Gesellschaft“.
Wenders, der katholisch erzogen wurde und sich erst im Erwachsenenalter dem Protestantismus zuwandte, betonte, wie sehr er die Künste – Kino und Theater, die Literatur und zeitgenössische Musik – „in der Pflicht“ sehe, existenzielle Fragen zu stellen. Hier gehe es besonders um „die einfachste, aber auch dringlichste Frage von allen: ‚Wie soll man leben‘?“ Für Wenders bedeute das Filmemacher immer auch eine „Entäußerung“. Das Kino sei jene Kunst, die „Menschen zu Menschen und zu Gleichen“ mache.
„Moralische Anstalt gilt als uncool“
Gleichwohl beweise zurzeit vor allem die Pop-Musik „den erstaunlichsten Mut, sich allen Fragen zu stellen“. Das Kino zeige nur „hin und wieder, was es alles kann“, auch Theater und Literatur „drücken sich so gut es geht“, selbst die Kirchen würden großen Fragen meistens ausweichen: „Niemand will den Geruch einer ‚moralischen Anstalt‘ an sich haben“, so Wenders. Das sei heute einfach uncool. „Obwohl gerade das mehr gebraucht würde als je zuvor.“