bochum. . Sehenswerte Fotoausstellung „Umbrüche“ verfügt über ein umfangreiches Begleitprogramm. Fotografin Jitka Hanzlová erläutert ihre Arbeit.
- Schon zur Eröffnung der neuen Fotoausstellung über die Ära des Bergbaus kamen über 200 Besucher
- Rudolf Holtappel dokumentierte seit den 50er Jahrendas alltägliche Leben im Ruhrgebiet
- Umfangreiches Begleitprogramm zur Ausstellung u.a. mit Frank Goosen und Adolf Winkelmann
Das Ruhrgebiet gründet auf der Kohle, doch im Jahr 2018 ist endgültig Schluss: Mit dem Aus für die letzte noch aktive Zeche, Prosper Haniel in Bottrop, endet die Ära des Bergbaus, die mit der rasanten Industrialisierung im 19. Jahrhundert begann. „Umbrüche – Eine Region im Wandel“, so lautet daher der sinnfällige Titel einer sehenswerten Fotoausstellung, die derzeit im Museum unter Tage (Weitmarer Schlosspark) zu sehen ist – und das Interesse daran ist groß. „Allein zur Eröffnung am vergangenen Mittwoch kamen über 200 Besucher“, erzählt Kuratorin Maria Spiegel. Scheint so, als sei dem Museum direkt nach der umstrittenen Schau mit „Artiger Kunst“ aus der Nazi-Zeit erneut eine Ausstellung nah am Puls der Zeit gelungen.
Was gibt’s zu sehen?
Herzstück der vierteiligen Schau sind 100 Fotografien von Rudolf Holtappel (1923-2013), der seit den 50er Jahren so vielschichtig wie kaum ein anderer das alltägliche Leben im Ruhrgebiet dokumentierte. Seine schwarz-weiß Aufnahmen sind ganz nah an den Menschen: Dank seiner Erfahrungen als Reportage- und Theaterfotograf fand er auch in vermeintlich bekannten Motiven immer wieder besondere Momente. „Holtappel hat nie für die Wand oder für eine Ausstellung fotografiert“, erzählt Maria Spiegel. „Für ihn war ein Foto nur dann gelungen, wenn es gedruckt war.“ Wohl aus diesem Grund sind alle seine Arbeiten von recht kleinem Format.
Dazu gesellen sich Aufnahmen von Bernd und Hilla Becher, denen ebenfalls nichts Nostalgisches anhaftet, sowie von Joachim Brohm, dessen Blick dem Ruhrgebiet der späten 70er und 80er Jahre galt. Die Fotografin Jitka Hanzlova schaut als Zugereiste aufs Ruhrgebiet der jüngeren Zeit mit einer fast poetischen Bildersprache.
Was gibt’s zu hören?
Passend zur Ausstellung bietet das Museum unter Tage bis Mitte März ein umfangreiches Begleitprogramm an. Die Veranstaltungen beginnen sonntags um 11 Uhr.
So werden am 24. September die Journalisten Nadine Ahr und Moritz Aisslinger ihre Reportage über die Dortmunder Nordstadt erläutern, die in der „Zeit“ erschien. Die Fotografin Jitka Hanzlová stellt ihre Bilder am 8. Oktober vor. Prof. Stefan Berger von der Stiftung Geschichte des Ruhrgebiets hält am 15. Oktober einen Vortrag über „Das Ruhrgebiet im internationalen Vergleich“. Prof. Jens Wietschorke vom Institut für Volkskunde in Wien beschäftigt sich am 22. Oktober mit der „Gentrifizierung der internationalen Arbeitswelt“.
Daneben gibt es zwei Sonderveranstaltungen: Autor Frank Goosen wird am Donnerstag, 18. Januar, zu einer Lesung in der Ausstellung erwartet. Regisseur Adolf Winkelmann stellt am 1. März, 18 Uhr, seinen Film „Junges Licht“ mit anschließender Diskussion vor.
Ausstellung bis Ende März zu sehen
Die Ausstellung „Umbrüche: Industrie – Landschaft – Wandel“ ist bis 25. März im Museum unter Tage zu sehen. Danach wechselt die Ausstellung ins Willy-Brandt-Haus nach Berlin.
Geöffnet: Mi. bis Fr. von 14 bis 18 Uhr, Sa. und So. von 12 bis 18 Uhr. Zur Ausstellung ist ein vierbändiger Katalog im Hardcover-Schuber mit vielen Texten und Bildern erschienen (32 Euro).