Bochum. Eickhoff verlegt die gesamte Serienproduktion für Windkraftgetriebe nach Sachsen. Der Absatz geht zurück. Noch ist von Personalabbau keine Rede.

  • Maschinenbauer Eickhoff verlegt ein Teil seiner Getriebeproduktion nach Sachsen
  • Grund dafür sind Auftragsrückgänge von zwei großen Windkraftanlagen-Herstellern
  • Bevor über Entlassungen gesprochen wird, sollen die Strukturen untersuchen werden

Zwei schmerzliche personelle Einschnitte hat die Eickhoff-Gruppe in der jüngeren Vergangenheit hinter sich: 2014 trennte sie sich von 140 Beschäftigten, im Vorjahr mussten 184 Mitarbeiter gehen. Nun droht wieder Ungemach. Der Maschinenbauer wird die Serienfertigung von Getrieben für Windkraftanlagen komplett in sein Werk im sächsischen Klipphausen verlegen. Bislang war 30 Prozent der Produktion in Bochum erledigt worden.

Ob das zu neuerlichen Entlassungen führen wird, lässt der neue Geschäftsführer Dr. Ralf Wittor noch offen. Er kündigt eine ergebnisoffene Analyse der jetzigen Situation und auf jeden Fall strukturelle Veränderungen bei der Windkraft und in der Bergbausparte an, um die Effizienz zu steigern: „Das haben wir bei den letzten beiden Krisen versäumt.“ Er spricht von einer „ergebnisoffenen Untersuchung“, die spätestens Ende Oktober erledigt sein müsse.

Auslöser für den neuerlichen Druck auf das 153 Jahre alte Traditionsunternehmen mit seinen 1173 Mitarbeitern in Bochum und Gelsenkirchen sind die Flauten bei den beiden großen Windkraft-Kunden. Senvion hat vor Wochen angekündigt, sich von 700 Beschäftigten zu trennen. Nun folgt auch Nordex, das 500 Mitarbeiter entlassen will. „Wenn zwei unserer großen Kunden derartige Probleme haben, dann hat das natürlich auch Auswirkungen auf uns“, sagt Ralf Wittor. Bereits jetzt wurde ein Teil der Aufträge in das kommende Jahr verschoben. In Klipphausen, wo Eickhoff vor einigen Jahren eine moderne Produktionsstätte aufgebaut hat, wird bereits Kurzarbeit gefahren. Bis Ende des Jahres wird die dortige, 250-köpfige Belegschaft sieben Schichten weniger im Monat fahren. Im Vorjahr wurden allein in Sachsen 650 Getriebe produziert.

Preisdruck auf deutsche Hersteller

Als Gründe für den Auftragsrückgang der Windkraftkunden gelten „die neuen Ausschreibungsrichtlinien für Windparks, bei denen nur der preiswerteste Anbieter gewinnt. Die deutschen Hersteller von Windkraftanlagen haben häufig das Nachsehen hinter großen, global aufgestellten Anbietern und Anbietern aus Fernost“, heißt es bei Eickhoff. Die Bedeutung von Nordex und Senvion für das Windkraft-Geschäft der Bochumer wird beim Blick in den Jahresabschluss deutlich. 2015 entfiel der damalige Umsatz von 173,7 Millionen Euro auf diese beiden Kunden. 2016 stieg das Geschäft mit dem Getriebeverkauf sogar auf gut 200 Millionen Euro und betrug bereits etwa drei Viertel des Gruppenumsatzes.

Bergbausparte wächst

Abgefedert wird die schwierige Umsatzlage im Zukunftsmarkt Wind durch überraschende Auftrageingänge im traditionellen Bergbaugeschäft. Vor allem dank starker Nachfrage aus China, werde das Jahresgeschäft im Bergbau von 65 auf 85 Millionen Euro steigern. „Das reicht aber nicht, um die Einbrüche in der Windkraft zu kompensieren.“ Und: Wegen des starken Euro gebe es auch im Bergbaubereich den Zwang zur Effizienzsteigerung.

Donnerstagmorgen wurde der Betriebsrat über die Entwicklung informiert. „Wir sind ja gebrannte Kinder“, sagt Betriebsratsvorsitzender Volker Naurath. Gleichwohl ist er froh, dass erst über Strukturen gesprochen werden soll und anders als in der Vergangenheit nicht gleich von Stellenstreichungen die Rede ist. „Wir werden Vorschläge zu Umstrukturierungen, wie wir sie vor Jahren schon gemacht haben, erneut einbringen.“ Er halte es für möglich, dass die schwierige Lage ohne Personalabbau bewältigt werden könne.