Bochum. . Das Industriemuseum Zeche Hannover zeigt bis 1. Oktober „Das große Warten“ mit Fotografien von Brigitte Kraemer. Eine sehenswerte Ausstellung.

  • Das Industriemuseum Zeche Hannover zeigt die Ausstellung „Das große Warten“
  • Zu sehen sind Fotografien, die Brigitte Kraemer von Flüchtlingen gemacht hat
  • Es sind Bilder, die die Schicksale der Menschen ganz nahe heran holen

Noch sechs Wochen läuft die sehenswerte Ausstellung „Das große Warten“ im Industriemuseum Zeche Hannover. Sie ermöglicht menschliche Begegnungen der eigenen Art.

„Das große Warten“ zeigt Schwarz-Weiß-Aufnahmen der Herner Fotografin Brigitte Kraemer, die für ihre einfühlsamen Aufnahmen von Menschen in besonderen Lebensverhältnissen bekannt ist. Gut in Erinnerung sind Kraemers auch in Bochum gezeigte Ausstellungen, etwa „Im Guten Glauben. Religiöse Vielfalt im Ruhrgebiet“ , die einen tiefen Einblicke in das bunte Bild der Religionen hierzulande vermittelte.

Vertrauensvolles Verhältnis

In der Schau, die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) nun in Hordel präsentiert, geht es um Flüchtlinge. Kraemer hat sich zu den Menschen begeben, die seit 2015 auf der Flucht vor Krieg, Not und Unterdrückung und in der Hoffnung auf ein freies Leben ins Ruhrgebiet kamen. Um mit ihnen in Kontakt zu kommen, ging Kraemer offen und mit Empathie auf die Ankömmlinge zu. Mit der Zeit entstand ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen den Geflüchteten und der Fotografin.

Die Aufnahme dieser jungen Libanesin entstand in der Flüchtlingsunterkunft in Herne.
Die Aufnahme dieser jungen Libanesin entstand in der Flüchtlingsunterkunft in Herne.

So wurde innerhalb eines Jahres eine Bilder-Reportage möglich, die den Alltag der Flüchtlinge hautnah dokumentiert. Es sind Bilder, die den Blick, aber auch die Gedanken innehalten lassen. Geduld, Geduld, Warten, Warten – immer wieder sind es Momente vom Stillstehen der Zeit, die uns ansprechen. So, wenn Kraemer einen jungen Afghanen zeigt, der am Balkon lehnt, auf die trostlose Kulisse der Unterbringungshäuser blickt, neben sich ein paar Habseligkeiten.

Momente des Innehaltens

Die Aufnahme ist (offenbar) aus dem Wohnraum gemacht, aber man hat als Betrachter nicht den Eindruck, als sei man ein Eindringling. Vielmehr möchte man den nachdenklichen Fremden ansprechen, ihm näher kommen.

Eine andere Aufnahme zeigt eine junge Frau aus dem Libanon in einer Sammelunterkunft, alles ist provisorisch und wenig persönlich. Der Blick, mit dem die Frau in die Kamera schaut, ist von einer matten Ungeduld geprägt, die sich doch in das Schicksal fügen muss.

Immer gelingt es Brigitte Kraemer, in ihren Fotografien das Menschliche in den Vordergrund zu ziehen. Momente des Innehaltens und der Trauer, aber auch der Tatkraft und der Lebensfreude werden offenbar – ungeachtet der schwierigen und improvisierten Lebensverhältnisse, vor denen die meisten Geflüchteten nach ihrer Ankunft in Deutschland standen und stehen.

Eine Ausstellung, die anrührt.

>>>>Ausstellung bis zum 1. Oktober

Brigitte Kraemer (*1954) wurde in Hamm geboren, studierte Fotografie und Grafikdesign an der Folkwangschule für Gestaltung Essen. Seit 1982 arbeitet sie als freie Fotografin in Herne.

Ihre Ausstellung „Das große Warten – Geflüchtete im Ruhrgebiet“ läuft bis 1.10. im Industriemuseum Zeche Hannover, Günnigfelder Straße 251. Geöffnet mi.-sa., 14-18 Uhr, so. 11-18 Uhr.