Hordel. . Ausstellung in der Zeche Hannover zeigt die Riten unterschiedlichster Glaubensrichtungen in unserer Nachbarschaft. Fotografin stieß auch auf Skurriles

Ein Hindu-Tempel in Hattingen? Fotografin Brigitte Kraemer hat ihn, den Sri-Varasithi-Vinayagar-Tempel, und die Gläubigen abgelichtet. Hindus in Hattingen, Buddhisten in Bochum, Orthodoxe in Oberhausen – das Ruhrgebiet beherbergt Menschen vieler verschiedener Nationalitäten und Glaubensrichtungen. Ein breites Panorama der religiösen Vielfalt zeigt die Fotoausstellung „Im Guten Glauben. Religiöse Vielfalt im Ruhrgebiet“, die derzeit im LWL-Industriemuseum Zeche Hannover zu sehen ist.

Die Herner Fotografin Brigitte Kraemer hat sich auf die Spuren der Religionen und Konfessionen im Ruhrgebiet begeben und mit ihrer Kamera die Glaubenswelten des Ruhrgebiets zwischen Fest, Gebet und Alltag der Gemeinden festgehalten. „Im Jahr 2010 ist mein Buch zu diesem Thema erschienen“, erzählt die freischaffende Fotografin. Nach dem Studium der visuellen Kommunikation an der Folkwangschule für Gestaltung in Essen erstellte sie Fotoreportagen für verschiedene Magazine wie den Stern, das Zeit-Magazin und den Spiegel.

Für den Stern hatte sie im Jahr 2005 eine Reportage über den großen Hindu-Tempel in Hamm gemacht. „Das waren die Anfänge. Seit dem habe ich mich immer mehr mit Migranten und ihren Religionen befasst“, so Krämer, deren Arbeiten unter anderem mit dem Lead-Award in Gold und Silber sowie dem Deutschen Fotobuchpreis des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet wurden.

Göttin im Planschbecken geweiht

In der Sammlung des LWL-Industriemuseums war Brigitte Kraemer bereits mit den Serien „So nah, so fern – Türkische Zuwanderer im Ruhrgebiet“ und „Die Bude. Trinkhallen im Ruhrgebiet“ vertreten.

Bei ihrer jüngsten Ausstellung stehen die Menschen und die Orte der Frömmigkeit im Mittelpunkt. „In der Gesamtschau werden dabei Gegensätze, aber auch oft überraschende Ähnlichkeiten erkennbar“, erklärt LWL-Museumsleiter Dietmar Osses.

Mancherorts prägen imposante Gotteshäuser wie der Dom in Essen das Bild der Stadt, doch auch in Hinterhöfen und ehemaligen Industriebauten finden Gottesdienste von Religionsgemeinschaften statt. „Manchmal ist es schon ein bisschen skurril, aber diese improvisierten Zeremonien haben einen ganz besonderen Charme“, so die Fotografin und erinnert sich an einen Ritus aus dem Hindu-Tempel in Hattingen: „Normalerweise sind die Tempel an Flüssen gebaut. In Hattingen gibt es aber keinen in der Nähe des Tempels und so musste die Weihung einer Göttin in einem aufgeblasenen Planschbecken vorgenommen werden“, schildert Kraemer und erinnert sich an den ersten Hindu-Tempel, den sie Anfang der 80er Jahre zu Gesicht bekommen hat: „Der war in einem Asylanten-Wohnheim eingerichtet. Die Menschen hatten nicht viel, aber trotzdem herrschte dort eine ganz besondere Atmosphäre.“

Genau diese Atmosphäre hat Kraemer versucht in ihren Aufnahmen einzufangen. Im Ruhrgebiet seien nämlich viele kleine Moscheen oder Tempel in ehemaligen Wohnhäusern oder Werkstätten oder Werkshalle zu finden. Kraemer zeigt rauschende Feste und stille Gebete, Prozessionen und innere Einkehr.

Ausstellung endet Ende Juni

Die Ausstellung führt die Besucher zu Prozessionen der Hindus zum Sri-Kamadchi-Ampal-Tempel in Hamm, der jüdischen Gemeinde zur Bochumer Synagoge und der katholischen Gemeinden auf die Halde Prosper-Haniel in Bottrop. Sie zeigt Feste und Alltag in der Mescid-i-Aksaa-Moschee in Gelsenkirchen und der Fatih-Moschee in Essen, im Sri-Varasithi-Vinayagar-Tempel in Hattingen und der syrisch-orthodoxen St.- Petrus- und Paulus-Kirche in Herne. Die Fotos geben Einblicke in die griechisch-orthodoxe Gemeinde in Herten, die slowenische und die polnische Gemeinde in Essen, die afrikanische Gemeinde in Oberhausen wie auch in die dortigen ökumenischen Gottesdienste. Ausblicke in den buddhistischen Ekō-Tempel in Düsseldorf und in die Gurdwara-Singh-Sabha-Gemeinde der Sikhs in Moers sind ebenfalls zu finden.

Gespräch mit der Fotografin

Die Ausstellung in der Zeche Hannover endet am 30. Juni. Am 9. Juni gib es die Möglichkeit, mit der Fotografin selbst zu sprechen. Die Matinee findet von 11 bis 13 Uhr statt.