Bochum. . Trotz der Proteste in der Nachbarschaft hält der Schrottplatz In der Provitze am Standort fest. Der Pachtvertrag wurde für zehn Jahre verlängert.
- Seit über vier Jahren kämpfen Anwohner in Hofstede gegen den Schrottplatz In der Provitze
- Nun herrscht Entsetzen: Der Pachtvertrag wurde soeben für weitere zehn Jahre verlängert
- Nur kurzzeitig herrscht Ruhe: Das Gelände wird modernisiert und wechselt bis 2018 nach Herten
Ungeachtet der massiven Proteste in der Nachbarschaft halten die Betreiber des Schrottplatzes In der Provitze am Standort fest. „Wir haben den Pachtvertrag soeben um zehn Jahre verlängert“, erklärt Geschäftsführer Tarik El-Hamad (33). Die Stadt zeigt sich überrascht, die Nachbarn sind „entsetzt“.
Seit 2013 betreibt El-Hamad den „Rohstoffhandel Bochum“. Anwohner beschweren sich über Krach und Dreck. Ihre Gärten könnten sie nur noch am Wochenende nutzen. „Der Lärm macht uns hier alle krank!“, klagen Johanna Wittke und weitere Hofsteder.
Die Stadt hatte sich zunächst auf die Seite der aufgebrachten Bürger geschlagen und dem Händler die Betriebserlaubnis entzogen. El-Hamad klagte – und siegte vor dem Verwaltungsgericht. Denn: Für einen Schrottplatz an dieser Stelle herrscht seit 1969 Planungsrecht.
Neuer Plan, alte Genehmigung
Derzeit bereitet die Stadt einen neuen Bebauungsplan für das GMU-Gelände vor. Die Brache soll reaktiviert, die Anwohner der Konsumstraße durch einen Grüngürtel abgeschottet werden. Der umstrittene Schrottplatz indes genießt wohl Bestandsschutz. „Es gab und gibt keinen Zweifel, dass wir hier bleiben dürfen“, bekräftigt Tarik El-Hamad. „Die Genehmigung hat Gültigkeit“, bestätigt der Leiter des Bauordnungsamtes, Ralf Böhler.
Umso intensiver bemühe sich die Stadt, dem Betreiber einen Ersatzstandort anzubieten. „Wir stehen darüber in Gesprächen“, schildert Böhler – und ist „verwundert“, als er von der WAZ erfährt, dass der Schrotthändler und Grundstückseigentümer Werner Bauer den Vertrag langfristig verlängert haben.
Schrottplatz wird modernisiert
„Die Stadt bewegt sich nicht“, sagt Bauer. „Was bleibt uns anderes übrig?“, fragt El-Hamad. „Die Stadt hat uns bis heute nicht ein Gelände benannt, das für einen Wechsel geeignet wäre. Man bemüht sich einfach nicht – macht den Anwohnern aber zugleich Hoffnung. Wer uns nicht ertragen kann, muss selbst wegziehen. Das muss die Stadt diesen Leuten endlich ehrlich sagen!“
Zumindest für einige Monate wird auf dem 1000 Quadratmeter großen Gelände kein Schrott umgesetzt. Abgesichert durch den langfristigen Mietvertrag, wird der Schrottplatz modernisiert. Eine Bodenwaage wird installiert, der Zaun erneuert. Der Betrieb läuft derweil in Herten weiter.
„Aber natürlich kommen wir zurück“, sagt El-Hamad. „Neueröffnung am 15.1.2018“ steht auf den Transparenten. „Wahrscheinlich schon früher“, kündigt der Pächter an.
„Wir sind am Boden zerstört“, bedauert Johanna Wittke. „Wir scheinen unseren Kampf nach viereinhalb Jahren verloren zu haben.“