Bochum. Wer sich für andere Menschen engagiert, erhält an 42 Stellen in Bochum Vergünstigungen. Doch das Bonussystem ist bis heute kaum bekannt.

  • Seit 2013 stellt die Stadt Bochum ehrenamtlich engagierten Bürgern eine Ehrenamtskarte aus
  • Obwohl bislang 800 Ausweise herausgegeben wurden, werden Vergünstigungen wenig genutzt
  • Die Dankeschön-Karte ist aber nachwievor vielen Menschen gar nicht bekannt

Im Alltag opfern sie ihre Zeit für andere, häufig wildfremde Menschen. Ehrenamtliche, die mit Herzblut bei der Sache sind und ohne die es vieles in unserer Stadt nicht geben würde. Als Dankeschön gibt es die Ehrenamtskarte, die an 42 Stellen Vergünstigungen gewährt. Während die Stadt keine Nutzerdaten erhebt, ergab eine WAZ-Abfrage, dass die Karte nur selten genutzt wird.

100 Bochumer Bürger bekommen eine EhrenamtskarteÜber 800 Ehrenamtskarten hat die Stadt Bochum seit der Einführung im September 2013 ausgestellt. Derzeit sind 413 gültig, 219 davon wurden zum ersten Mal für eine ehrenamtlich aktive Person in der Stadt herausgegeben. Die Karte ist zwei Jahre gültig und kann danach neu ausgestellt werden, wenn sich jemand mehr als fünf Stunden pro Woche ehrenamtlich engagiert. „Es zeigt, dass sie keine Massenkarte ist. Sie hat sich zu einem Instrument einer ersten Wertschätzung entwickelt“, sagt Stadtsprecher Thomas Sprenger.

Die meisten Besuche gibt’s in den Bädern

In den städtischen Bädern legen die Ehrenamtlichen ihre Karte am häufigsten vor. Dort zahlen sie mit ihr ermäßigten Eintritt. In 2016 wurde die Möglichkeit 215 Mal in Anspruch genommen. Vereinzelt hat auch die Stadtbibliothek ihre Jahreskarte zum vergünstigten Tarif herausgegeben. Doch so oft nutzen die Karteninhaber die anderen Angebote nicht, wenn überhaupt.

„Pro Saison kommen vielleicht zwei oder drei Besitzer der Ehrenamtskarte vorbei. Es kann sein, dass nicht alle Ehrenamtlichen auch VfL-Fans sind. Außerdem ist es manchen vielleicht unangenehm, dass ihnen eine Vergünstigung zusteht, weil sie sich engagieren“, sagt Michael Fischer, Leiter der Merchandising-Abteilung des VfL Bochum. Dies sei aber nur einer der Gründe für die überschaubare Nutzung.

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Versicherung hat Werbung für Karte eingestellt

Bei der Buchhandlung Gimmerthal ist noch nie jemand mit einer Ehrenamtskarte vorbeigekommen: „Ich vermute, dass viele die Karte vergessen, wenn sie einkaufen gehen, weil sie in dem Moment nicht daran denken. Insofern macht die Karte wenig Sinn. Die Stadt müsste den Inhabern zudem mehr Mut machen, sie zu nutzen. Und die Angebote müssten öffentlicher gemacht werden“, sagt Inhaberin Beatrix Schulte-Gimmerthal.

Manche Anbieter für Vergünstigen haben es bereits mit mehr Öffentlichkeit versucht, beispielsweise die Niederlassung der DEVK. „Wir hatten sehr lange ein Plakat mit dem Hinweis auf die Konditionen der Karteninhaber in unserer Geschäftsstelle hängen sowie auf diversen Flyern aufgedruckt. Da es hier zu einer sehr geringen Resonanz kam, haben wir die aktive Bewerbung hierfür eingestellt“, erzählt Stefan Vahldieck.

Forderung: Stadt müsste mehr werben

Corinna Haarmann von der Stadt Bochum mit einer großformatigen Kopie der Ehrenamtskarte.
Corinna Haarmann von der Stadt Bochum mit einer großformatigen Kopie der Ehrenamtskarte. © Jürgen Theobald

Die Stadt wirbt lediglich auf ihrer Internetseite für die Karte. „Dort gibt es alle notwendigen Informationen“, sagt Sprenger. Ein Antragsformular ist zum Herunterladen hinterlegt, weitere Anbieter für Vergünstigungen können sich melden. Ob es weitere Bemühungen in der Öffentlichkeit geben soll, lässt die Stadt auf Anfrage offen.

Für vergünstigte Stadtführungen und Konzerte der Bochumer Symphoniker, die über Bochum Marketing angeboten werden, wurden seit der Einführung vor vier Jahren ebenfalls nur wenige Karten für eine Ermäßigung vorgezeigt. „Ich denke, der Bekanntheitsgrad ist zu klein, viele Ehrenamtliche wissen nicht, wo es Vergünstigungen gibt. Dabei ist es sinnvoll, ihnen Aufmerksamkeit zu schenken“, sagt Thomas Beck aus der Geschäftsführung.

Walter Thomassen vom Bochumer Eisenbahnmuseum in Dahlhausen benennt ein Grundproblem: „Viele Ehrenamtliche wissen nicht, dass sie die Karte bekommen können. Bei uns im Museum würden auch einige Mitarbeiter die Voraussetzungen dafür erfüllen. Die Stadt müsste eine Übersicht verteilen“, fordert er.