Bochum. . Nach Turbulenzen in den Vorjahren, feiern die Fans bei Bochum Total an vier Tagen und Nächten ganz entspannt. Auch die Polizei ist zufrieden.
Bochum Total präsentierte sich bei seiner 32. Auflageerneut als musikalische Wundertüte
120 Bands und 450 Künstler präsentierten sich von Donnerstag bis Sonntag im und am Bermudadreieck
Die Polizei zieht eine positive Bilanz: Nur wenige Dutzend Einsätze verzeichneten die Ordnungshüter
Rock-City Bochum: Am Wochenende verwandelte sich die Innenstadt bei Bochum Total zum 31. Mal in Europas größtes Festival-Areal. Nach den Turbulenzen in den Vorjahren mit Hitzeschlachten, Hagelstürmen, Absagen und Rassismusvorwürfen zelebrierten Fans und Macher entspannte und friedlich Tage und Nächte.
Mit 120 Bands und 450 Künstlern öffnete sich auf den neun Open-Air- und Clubbühnen eine musikalische Wundertüte.
Bochum Total ist Startrampe für Newcomer
Pohlmann, Chartsstürmerin Alice Merton („No Roots“) oder Heisskalt zählten zu den bekannten Namen 2017. Doch BO-Total: Das ist auch und vor allem eine Startrampe für Newcomer, die Casper, Seeed, Kraftklub oder Silbermond nacheifern und in Bochum für schmale Gagen ihre Karriere entscheidend befeuern wollen.
„Heute bei uns sehen, was man morgen überall hören wird“: Dieses Versprechen könnte 2017 etwa für die Singer-Songwriter Lotte und Julian Philipp David, die potenziellen Unheilig-Nachfolger Staubkind, die cool swingende Alice Francis oder die hochgehandelten bayerischen Bläser-Rapper von Moop Mama zur Verheißung werden.
Innenstadt-Festival wird kostenlos bleiben
Bei bestem Festival-Wetter waren es allein am Samstag über 220.000 Besucher, die vor den Bühnen und im Bermuda-Dreieck feierten. Die Polizei zollt ihnen ein dickes Lob.
Im Verhältnis zur Anzahl der Besucher mussten die Ordnungshüter wenige Einsätze verzeichnen. 105 Platzverweise, neun Freiheitsentziehungen, drei verletzte Personen, acht Körperverletzungsdelikte, vier Beleidigungen, 23 Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz, sieben Diebstahlsdelikte, 21 Fundsachen, zwei kurzfristig vermisste Kinder sowie 23 Ordnungswidrigkeitsanzeigen - so die Bilanz der Polizei .
Auch aus Sicht der Feuerwehr verlief die Veranstaltung "sehr ruhig". Bis Sonntagabend (20 Uhr) führte der Sanitätsdienst 197 Behandlungen durch, 42 Menschen mussten ins Krankenhaus gebracht werden. "Kreislaufprobleme, kleine Verletzungen mit Schürfwunden und zu viel Alkoholgenuss waren auch in diesem Jahr wieder die Ursache für die meisten Einsätze der Retter", heißt es in einer Pressemitteilung der Feuerwehr.
Am Donnerstag mussten die Einsatzkräfte der Feuerwehr tätig werden, als in der Plane der 1Live-Bühne ein Riss entstand, der durch den Wind immer größer wurde. Mit einer Leine und einem sehr ordentlichen Kreuzstich konnte das Loch fachmännisch gestopft werden. Beeinträchtigt wurden die Konzerte hiervon nicht.
Veranstalter Marcus Gloria mit der 31. Auflage zufrieden
Laut dem Veranstalter des Innenstadt-Festivals, Marcus Gloria, besuchten rund 700.000 Menschen Bochum Total. Polizei und Feuerwehr sprechen von 600.000. Das sind 70.000 Besucher mehr als im vergangenen Jahr. Wie auch die Polizei ist Gloria mit dem Festival-Verlauf zufrieden: "Es ist exakt so gelaufen, wie wir es uns bisher gewünscht haben."
Auch das Glasverbot, das es seit 2010 gibt, habe sich wieder bewährt. Es gab keine schlimmeren Schnittverletzungen bei der 31. Auflage, laut Feuerwehr mussten lediglich fünf Schnittverletzungen durch Rettungskräfte behandelt werden.
Marcus Gloria kündigte am Rande der Großveranstaltung an: Trotz der drastisch erhöhten Sicherheitskosten wird es bei BO-Total auch künftig keinen Eintritt geben.
Bochum Total 2017 Shoutbox
1. So swingt Bochum
Auch wenn Bochum Total ein Rockfestival ist und bleibt– der Stilmix prägt die XXL-Party. So am Freitagabend, als mit Alice Francis eine Künstlerin über der 1Live-Bühne wirbelte, die Swing, Jazz und Pop auch optisch verbindet. Totale Vielfalt. Gut so!
2. So feiert Bochum
Diese Lust, diese Freude, diese Leidenschaft – dieses Gesicht spricht Bände. Es spiegelt die vier Festival-Tage wider, die einfach nur Bock gemacht haben. Den – nach ersten Schätzungen – rund 700 000 Besuchern aus ganz Europa, die die Innenstadt in eine friedlich-fröhliche Rock-City verwandelten. Und den Machern um Marcus Gloria, die nach den Turbulenzen vergangener Jahre (Hitzeschlachten, Hagelstürme, Bandabsagen, Rassismus-Vorwürfe) weitgehend entspannt, weil störungsfrei die Fäden zogen: „Keine besonderen Vorkommnisse. Alles easy.“
Die Bilanz der Polizei und Sanitäter fällt gleichfalls gewohnt unspektakulär aus. Gemessen an den Menschenmassen vor den Bühnen, auf den Straßen und im Bermuda-Dreieck sind die wenigen Dutzend meist harmlosen Einsätze zu verschmerzen. Im 32. Jahr ein Bochum Total wie gemalt bei einem Wetter, wie man es sich gleichfalls nur wünschen kann. Europas größte Umsonst- und-draußen-Party hat seinen Ruf abermals aufpoliert.Noch Fragen? Dann schauen Sie in dieses Gesicht...
3. So strahlt Bochum
Ein Gewinn war der Besuch von (v.l.) Jule, Luise, Johannes und Sina am WAZ-Mobil. Auf der Tour der guten Nachrichten machte die rollende Redaktion bei Bochum Total Station. Ausgelost wurde ein Treffen mit Alice Merton (Mitte) inklusive Festivalshirts und -bändchen. Bevor die Deutsch-Britin, aktuell mit „No Roots“ ganz oben in den Charts, auf der 1Live-Bühne auftrat, begrüßte sie das WAZ-Quartett zu einem Gespräch. Bodenständig, zugewandt, ohne jede Star-Allüren erzählte die 23-Jährige von ihrem Leben und ihrer Karriere. Ob der Erfolg mit all den Terminen und Konzerten anstrengend sei, fragten die Gewinner. „Ich hab’ früher bei Vapiano neun Stunden Pasta gekocht. Das war anstrengend!“, lachte Alice, die ihre Wurzeln nicht vergessen hat.
4. So sicher ist Bochum
Massiv war das Sicherheitsaufgebot an den vier Festival-Tagen. Polizeistreifen und Anti-Terror-Blockaden (erstmals mit Sandsäcken) gehörten dazu. Die erste Bilanz der Polizei fällt positiv aus. „Am gesamten Samstag, bei über 200 000 Besuchern, kam es zu einer Schlägerei mit zwei Festnahmen, zwei Diebstählen und 32 Platzverweisen wegen Drogen und Alkohol. Da passiert auf manchen sauerländischen Schützenfesten mehr“, sagt Polizeisprecher Volker Schütte.
5. So rockt Bochum
120 Bands, 450 Künstler: Das Musikprogramm bei Bochum Total glich einmal mehr einer Wundertüte. Von Pop-Poeten wie Pohlmann bis zu den Hardrockern Any Given Day (Foto) waren sämtliche Sparten vertreten. Gerade für die Nachwuchsbands ist Bochum Total Chance und Wagnis zugleich. Mangels Eintritt stimmen die Fans mit den Füßen ab. Gefällt ihnen die Mucke, wird gnadenlos abgefeiert. Gefällt sie nicht, wird ebenso gnadenlos die nächste Bühne angesteuert.
6. So lacht Bochum
Ein wahrer Rockfan kommt mit Kind und Kegel zu Bochum Total. So feierte auch diesmal der Nachwuchs munter mit – bei den Konzerten auf den vier Außenbühnen gern auf Papas starken Schultern (links). Trotz des großen Andrangs ging’s weitgehend entspannt zu. Für ein Lächeln für unseren Fotografen hat’s locker gereicht.
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.