Bochum. Der Feierabendmarkt auf dem Springerplatz ist ein Erfolgsformat. Deshalb war die WAZ am Freitag auf ihrer Tour der guten Nachrichten vor Ort.
Vom Niemandsland zum Schlaraffenland: Mit dem Feierabendmarkt erfahren der Springerplatz und sein Umfeld seit bald vier Jahren eine deutliche Aufwertung. Immer wieder freitags lockt der Markt bis zu 1500 Besucher an. Ein landesweit beachtetes Erfolgsformat, das auch die WAZ würdigt: Gestern machte das Redaktionsmobil auf der Tour der guten Nachrichten auf dem Moltkemarkt Station.
2013 hatte Lebensmittel-Großhändler Herwig Niggemann den Markt mit Fred Schmidt (Schmidtmeier) und Werbeexperte Thorsten Strozik an den Start gebracht – „zu einem Zeitpunkt, zu dem der traditionelle, einst florierende Wochenmarkt auf dem Springerplatz so gut wie tot war“, erinnert sich Niggemann. Das Trio gründete eine Interessen- und Standortgemeinschaft, erwirkte bei der Stadt eine Sondernutzung für das aufwendig modernisierte Areal, scharrte sechs Händler um sich und veranstaltete Bochums ersten privaten Feierabendmarkt.
Blaubuxen-Viertel im Aufschwung
Längst sind es mehr als 20 Händler, die freitags von 16 bis 20 Uhr zum Dreiklang von Shoppen, Schlemmen und Schwätzchen bitten. Das ehemalige Blaubuxen-Arbeiterviertel, noch vor zehn Jahren ein Sanierungsfall, erlebt eine Renaissance. Das Quartier gilt plötzlich als schick, hip, angesagt.
Der Moltkemarkt trägt mit seinem mediterranen Flair entscheidend dazu bei. „Uns freut besonders, dass so viele Anwohner regelmäßig hier sind“, sagt Thorsten Strozik am WAZ-Mobil. Denn trotz der hochwertigen (und -preisigen) Auswahl an Fleisch, Wurst & Co. wollen die Betreiber keinesfalls das Klischee eines Schickimicki-Treffs bedienen. Tatsächlich ist die Vielfalt der Kunden mindestens so bunt wie das Sortiment. Allen gemein – das sieht und spürt man – ist die Lust, einige nette Stunden mit netten Menschen zu genießen.
Weinchen, Bierchen und Häppchen mit Freunden
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Längst nicht jeder kauft ein. Viele kommen nur deshalb, um sich mit Freunden, Kollegen, der Familie zum legeren Schmausen zu treffen. Weinchen, Bierchen und lecker Häppchen gibt’s zum Sofortverzehr. Etwa bei Philipp Burkert und Simon Schräder aus Lüdinghausen, die ihr Edel-Fleisch nebenan auf dem Grill zubereiten. Oder bei Markt-Original Massimo Battiston, der einen italienischen Naschteller mit Schinken und Käse serviert und schwärmt: „Eine tolle Kundschaft! Auf dem Moltkemarkt bin ich zu Hause.“
Genau darin sieht Blumenhändler Gerrit Plaesier auch eine Gefahr. Der gesellige Part sei durchaus wichtig. Aber: „Der Markt muss Markt bleiben – und die Standgebühren dürfen nicht weiter steigen“, reklamiert der Sprecher der Bochumer Markthändler im WAZ-Gespräch. Laut Niggemann macht der Handelsumsatz 60, die Gastronomie 40 Prozent aus. „Diese Mischung stimmt. Es darf und wird kein reiner Gastro-Markt sein.“
Vorbild auch für andere Wochenmärkte
Als Vorbild für die nicht selten darbenden städtischen Wochenmärkte gilt der Moltkemarkt gleichwohl: laut Strozik etwa für Linden, Langendreer oder Gerthe. Die Privatisierung ist auf den Weg gebracht. BO-Marketing-Prokurist Thomas Weckermann: „Es wäre zu schön, wenn dieses Konzept in allen Stadtteilen funktionieren würde.“
>> FLOH- ODER HANDWERKERMARKT ALS ERGÄNZUNG GEPLANT
- Die Markt-Macher denken über eine Erweiterung nach. Zum Jahreswechsel soll entschieden werden, ob an zwei bis drei Terminen im Jahr ein Floh- oder Handwerkermarkt als Ergänzung zum Wochenmarkt aufgebaut werden könnte, berichtete Thorsten Strozik am Freitag am WAZ-Mobil.