Bochum. . Wildbaden ist in öffentlichen Gewässern verboten. Das verärgert viele Badegäste, die trotzdem in der Ruhr in Bochum-Dahlhausen schwimmen.

  • Das Schwimmen in der Ruhr ist verboten. Eine Ausnahme gibt es seit Mai im Essener Baldeneysee
  • Viele Besucher nutzen den Aufenthalt am Ruhrufer dennoch, um zu baden. Sie ärgern sich über das Verbot
  • Die Wasserqualität in der Ruhr hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verbessert

Hochsommerliche Temperaturen bis an die 30 Grad lockten die Menschen in den vergangenen Tagen ans Wasser. Wer überfüllte Freibäder meidet, sonnt sich an der Ruhr etwa in Bochum-Dahlhausen. Dass viele dem frischen Flusswasser nicht widerstehen können, gehört zum Bild, das man an den Ruhrwiesen hat. Überwiegend junge Menschen baden in dem 219 Kilometer langen Fluss, der durch Bochum fließt.

Doch das Baden in öffentlichen Gewässern ist untersagt. Die Stadt verweist auf ihre Sicherheitsverordnung, nach der das Schwimmen in der Ruhr trotz Verbot ein Bußgeld nach sich ziehen kann. „Dieses Verbot soll vor allem vor den Gefahren durch Unterströmung oder Oberflächenströmung schützen“, heißt es seitens der Verwaltung.

Baldeneysee sehe dreckiger aus

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Einige Badegäste in Dahlhausen scheint das nicht zu stören. „Ich finde es schade, dass das Baden in der Ruhr verboten ist“, sagt Lucia aus Essen. „In Essen gibt es den Baldeneysee“, sagt sie. Seit Mai 2017 darf man dort offiziell schwimmen. „Doch das Wasser sieht dreckig aus, man riecht es schon“, sagt sie. Lieber kommt sie aus Essen an die Ruhrwiesen in Dahlhausen.

Auch Simon badet an diesem Tag in dem Fluss. „Ich finde, das Verbot ist eine Eingrenzung der Freiheit“, sagt der Wittener. „In Witten muss man 15 Euro Strafe zahlen, wenn man beim Schwimmen erwischt wird.

Deshalb war ich hell auf, als ich das Polizeiauto gesehen habe“, sagt der 27-jährige und zeigt auf eine Polizeistreife, die parallel zum Flussufer vorbeifährt. „Es ist doch paradox, wenn überall betont wird, wie sehr sich die Qualität der Ruhr verbessert hätte, aber das Schwimmen immer noch illegal ist.“

Neue Technik in den Kläranlagen

Tatsächlich hat sich die Qualität des Wassers in den letzten zwei Jahrzehnten stark verbessert. „Durch neue Technik und den Ausbau der Kläranlagen sind die hygienischen Parameter gestiegen“, sagt Markus Rüdel vom Ruhrverband. Dadurch sei das Baden in der Ruhr heute überhaupt erst denkbar. Zum ersten Mal seit 46 Jahren wurde eine Ausnahmegenehmigung für das Baden in dem Fluss im Baldeneysee erteilt.

„Wir haben drei Jahre lang ein Forschungsprojekt durchgeführt, das dies ermöglicht hat“, so Rüdel. Vom riechenden Wasser will er nichts wissen: „Ich gehe dort auch schwimmen und finde es sehr angenehm.“ Ob solch eine Ausnahmegenehmigung auch für Bochum denkbar wäre, lässt er offen. „Bisher ist nichts geplant, die Initiative muss von der Stadt oder von ihren Bürgern ausgehen.“

Baden in der Ruhr war nicht immer verboten

Das Bild zeigt die Alt-Bochumer Badeanstalt an der Ruhr in Dahlhausen. Foto: Stadt Bochum
Das Bild zeigt die Alt-Bochumer Badeanstalt an der Ruhr in Dahlhausen. Foto: Stadt Bochum
Die Aufnahme zeigt die Flußbadeanstalt in Dahlhausen am 14. Mai 1951. Damals war das Baden in der Ruhr noch erlaubt. Foto: Stadt Bochum
Die Aufnahme zeigt die Flußbadeanstalt in Dahlhausen am 14. Mai 1951. Damals war das Baden in der Ruhr noch erlaubt. Foto: Stadt Bochum
Der Blick über die Ruhr auf Dahlhausen. Foto: Stadt Bochum
Der Blick über die Ruhr auf Dahlhausen. Foto: Stadt Bochum
Das Schwimmbad in Dahlhausen bei seiner Einweihung. Foto: Stadt Bochum
Das Schwimmbad in Dahlhausen bei seiner Einweihung. Foto: Stadt Bochum
Das Schwimmen in der Ruhr war 1935 noch erlaubt. Wie hier im Freibad vor der Burg Blankenstein. Foto: Stadt Bochum
Das Schwimmen in der Ruhr war 1935 noch erlaubt. Wie hier im Freibad vor der Burg Blankenstein. Foto: Stadt Bochum
Das Strandbad mit Horkenstein in Linden-Dahlhausen. Foto: Stadt Bochum
Das Strandbad mit Horkenstein in Linden-Dahlhausen. Foto: Stadt Bochum
Die Dahlhauser Flußbadeanstalt im Jahr 1919. Foto: Stadt Bochum
Die Dahlhauser Flußbadeanstalt im Jahr 1919. Foto: Stadt Bochum
Die Ruhr mit der Ponton-Brücke. Baden ist in der Ruhr nicht erlaubt. Foto: Hans Blossey
Die Ruhr mit der Ponton-Brücke. Baden ist in der Ruhr nicht erlaubt. Foto: Hans Blossey
Der Kemnader See aus der Luft fotografiert. Auch hier ist das Schwimmen verboten. Foto: Hans Blossey
Der Kemnader See aus der Luft fotografiert. Auch hier ist das Schwimmen verboten. Foto: Hans Blossey
Das Zeltfestival findet jedes Jahr am Kemnader See statt. Die weißen Zelte bestimmen dann das Bild am See. Schwimmen dürfen in diesem jedoch nur Schwäne oder Enten.  Foto: Ingo Otto
Das Zeltfestival findet jedes Jahr am Kemnader See statt. Die weißen Zelte bestimmen dann das Bild am See. Schwimmen dürfen in diesem jedoch nur Schwäne oder Enten. Foto: Ingo Otto
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>>> INFO: Erste Verbote kamen in den 50er Jahren

In den 1950er Jahren wurde ein Badeverbot für die Landes- und Bundeswasserstraßen in der Ruhr ausgesprochen.

  • Ausnahmegenehmigungen wie in Essen und Mülheim wurden 1971 zurückgezogen, da das Wasser zu schmutzig war. Im Baldeneysee wurde im Mai 2017 ein Frühwarnsystem installiert, das Verschmutzungen im Wasser misst. Die Kommune ist für die Instandhaltung der Badestelle zuständig.