Bochum. . Gregor Gysi setzt seine Talkreihe mit der Schauspielerin Hella von Sinnen fort. Die zeigt, dass sie weit mehr als eine Fernseh-Ulknudel ist.
„Ich bin der Hammer“, strahlt Hella von Sinnen. In ihrem feuerroten Tiger-Look mit Superman-Tasche erinnert sie an die 80er-Chaka-Chaka-Auftritte bei „Alles nichts oder“. Doch der schrille Schein trügt. Die 58-Jährige, das wird im Gespräch mit Gregor Gysi deutlich, war und ist weit mehr als die RTL-Ulknudel mit Tortenresten im Gesicht.
„Gysis Begegnungen“: So heißt die von Promi-Vermittler Sascha Hellen entwickelte Reihe im Restaurant Mausbeck, bei der der Linken-Politiker regelmäßig bekannte Persönlichkeiten interviewt. Nach dem Auftakt im März mit Moderator Hubertus Meyer-Burckhardt sollte am Montag eigentlich Veronica Ferres in Gerthe zu Gast sein. Doch die Schauspielerin musste wegen Dreharbeiten im Ausland absagen (sie will den Besuch 2018 nachholen). Die 150 Besucher erlebten für zwölf Euro Eintritt dennoch einen spannenden Abend: Mit Hella von Sinnen konnte eine weitere Power-Frau als Talkpartnerin gewonnen werden.
Melancholische Erinnerung an die Kindheit
Angenehm zurückgenommen, ohne zum Stichwortgeber zu verkümmern, findet Gysi schnell einen Draht zu der Schauspielerin und Komödiantin. Anfangs divenhaft, gestört von den kleinsten Geräuschen im Auditorium, lässt Hella von Sinnen die Besucher zunehmend intensiver an ihrem frauenbewegten Leben teilhaben. Erinnert voller Melancholie an ihre Familie und Kindheit im „spießigen“ Gummersbach. Erzählt von der Flucht nach Köln, den ersten Gehversuchen im Kabarett, vom Durchbruch bei RTL. Huldigt ihren „Lebensmenschen“ Dirk Bach und Hugo Egon Balder und ihrer großen Liebe Cornelia Scheel (die mit im Publikum sitzt). Lässt immer wieder ihre Sehnsucht nach Anerkennung, ja Respekt als ernsthafte Darstellerin abseits der Laut-und-lesbisch-Schublade spüren.
„Die dicke Tante wird immer besser!“, tönt Hella. Stimmt.