Bochum. . Zentrum für Stadtgeschichte erinnert mit neuer Ausstellung an die zehn Jahre am neuen Standort. Überraschende Einsichten und Skurrilitäten.

  • „Einhundert und Sieben Sachen“ geben anschaulich Zeugnis von der Bochumer Vergangenheit
  • 70 Autoren, darunter Prominente wie Herbert Grönemeyer, habe Objekte erläutert
  • Autor Frank Goosen hat sich zur Eröffnung zu einer Lesung angesagt.

Stadtgeschichte lässt sich anhand von bedeutenden Ereignissen erzählen oder eben mit Hilfe von Objekten. „Hundert und sieben Sachen. Bochumer Geschichte in Objekten und Archivalien“ ist denn auch der Titel einer neuen Ausstellung, die am kommenden Sonntag (11.) im Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte (Wittener Straße 47) eröffnet wird.

Die Leiterin des Zentrums, Ingrid Wölk, ist glücklich, dass die ungewöhnliche Konzeptidee aufgegangen ist. „Wir haben zu jedem der 107 Objekte einen Autor, eine Autorin gefunden.“ Aus ganz unterschiedlichem Hintergrund, sei es als Historiker, als Besitzer einer Leihgabe oder als Journalist, ordnen sie das Objekt ein, geben ihm vielleicht einen neuen Sinn.

70 Autoren beschreiben die Objekte

Unter den 70 Autoren – richtig, etliche äußern sich zu mehreren Ausstellungsgegenständen – sei einer, ob seiner Prominenz gesondert erwähnt: Herbert Grönemeyer schrieb einen Beitrag zu seiner Erfolgsplatte „4630 Bochum“. Die gesammelten Beiträge werden voraussichtlich im Herbst in einer Buchveröffentlichung präsentiert, eine Ergänzung zu dieser Ausstellung.

Das Lenkrad eines Opel Kadett ist Bestandteil der Ausstellung Hundert und sieben Sachen.
Das Lenkrad eines Opel Kadett ist Bestandteil der Ausstellung Hundert und sieben Sachen. © Dietmar Wäsche

Der Schauspielhaus-Bühnenbildner und Ausstellungsarchitekt Martin Dolnik hat es mit einem unaufdringlichem Setting von feiner Leichtigkeit vermocht, die Dinge quasi mit einem roten Faden miteinander zu verbinden. Rot sind denn auch die Ausstellungstische, die Podeste und die Beine der Tische abgesetzt. Sie führen den Besucher in einer gedachten Schlangenlinie, so wie Geschichte niemals gradlinig verläuft, von der Jungsteinzeit gradewegs in die Gegenwart.

Tongefäße aus dem vorchristlichen Leben

Tongefäße und Scherben vorchristlichen Lebens in der Landschaft, die sich heute Bochum nennt, gehören genauso dazu wie Skurrilitäten. Dazu gehört etwa der Steckbrief eines Lustmörders, der im 19. Jahrhundert die Polizei zum Narren hielt, oder eine Eintrittskarte zur Einweihung der neuen Synagoge 1863 an der damaligen Wilhelmstraße.

Das Zentrum für Stadtgeschichte knüpft mit dieser Ausstellung bewusst an eine Ausstellung vor zehn Jahren an, Titel „Sieben und Neunzig Sachen“: Damals ging es mehr um einen kulturpolitischen Ansatz zur Eröffnung des neuen Hauses an der Wittener Straße, heute, so ist es die Intention der Ausstellungsmacher, geht es um die Stadtgeschichte.

Schließlich in der Gegenwart, die genaugenommen schon wieder Geschichte geworden ist: Da hängt die Gewerkschaftsweste mit Solidaritätsbekundungen gegen die Schließung des Opelwerks (Autor: Rainer Einenkel) gleich neben einem Architektenmodell des Musikzentrums (Autor: Steven Sloane).

Informationen zur Ausstellung

Mit einem Festakt wird die neue Ausstellung am Sonntag, 11. Juni, 11 Uhr, in der Aula des Ottilie-Schoenewald-Kollegs eröffnet. Zum Programm gehört auch eine Lesung mit Frank Goosen.

Öffnungszeiten des Zentrums für Stadtgeschichte, Wittener Straße 47, dienstags bis freitags 10 bis 18 Uhr, samstags, sonntags und Feiertage, 11 – 17 Uhr.