Bochum. . Ein Bochumer Unternehmensberater hat die Stimmung unter deutschen Firmen in Indien untersucht. Das Ergebnis ist überraschend.
- Erstmals hat ein Berater aus Bochum die Stimmung deutscher Firmen in Indien untersucht
- Zumindest für den Mittelstand ist derzeit von einem Hype nicht viel zu spüren
- Denn: Indien hat zwar viel Potenzial, aber die Bedingungen vor Ort sind ganz besondere
Deutschlands Exportüberschüsse sind legendär und bei einigen anderen Industrienationen gefürchtet. Dauerhaft gesichert werden soll das Ausfuhr-Plus nicht zuletzt durch Lieferungen von Erzeugnissen und Dienstleistungen in die großen Zukunftsmärkte China und Indien.
Ernüchternde Vertriebszahlen
Allerdings: Zumindest für den Mittelstand ist derzeit von einem Indien-Hype nicht viel zu spüren. Das jedenfalls ist das Ergebnis der ersten öffentlichen Erhebung zur wirtschaftlichen Stimmung der deutschen Exporteure und Investoren in Indien, die der Bochumer Unternehmensberater Dr. Wamser + Batra GmbH durchgeführt hat. Der Tenor: „Die wirtschaftliche Realität auf dem Wachstumsmarkt wird von den Unternehmen als deutlich härter wahrgenommen als die kolportierten Zahlen vermuten lassen.“ Die Rede ist von ernüchternden Vertriebszahlen.
Laut Studie erzielte der deutsche Mittelstand im vergangenen Jahr in Indien nur magere Wachstumsraten. Nach eigenen Angaben sehen sich etwa zwei von drei Unternehmen in Indien zwar auf Wachstumskurs, verzeichnen aber mehrheitlich nur leicht steigende Umsatzzahlen. Dagegen stagniert jedes vierte Unternehmen (24 Prozent) auf gleichem Niveau und 13 Prozent der Unternehmen müssen sogar rückläufige Umsätze melden. Als Markthemmnisse werden Bürokratie, Steuern und Zölle, Wettbewerb und fehlendes Personal genannt. Immerhin: Etwa jedes zweite Unternehmen (48 Prozent) erwartet für die kommenden zwölf Monate einen günstigeren Geschäftsverlauf als bislang.
Neuerlicher Optimismus durch Umsatzsteuerreform
So spiegelt der Geschäftsklimaindex von 22 Punkten auf einer Skala zwischen -100 und +100 Punkten „eine leicht positive Indien-Stimmung unter den Markteilnehmern wider“, heißt es in dem Bericht. Neuerlicher Optimismus dürfte zudem die anstehende Umsatzsteuerreform in Indien hervorrufen. Vom 1. Juli an wird es einen einheitlichen Steuersatz auf Waren und Dienstleistungen geben, zahlreiche andere, zum Teil regionale Steuern sollen abgeschafft werden. Nach Einschätzung von Experten erhöht das die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Firmen.
Gut 200 Projekte abgeschlossen
Deutschen Firmen, die den Sprung nach Indien wagen wollen, rät Johannes Wamser, die Dinge dort nicht primär mit deutschen Augen zu sehen. Er muss es wissen. Seit Gründung seiner Beraterfirma haben die Bochumer in Indien mehr als 200 Projekte abgeschlossen. Auch einige hiesige Industrieunternehmen wie die Anlagenbauer Bomafa und Klaus-Union sowie der Bergbauzulieferer Eickhoff sind in Indien geschäftlich unterwegs.
>>> 160 Konzerne und Unternehmen betreut
Die Indien-Beratung Wamser + Batra betreut europäische Unternehmen bei der Planung, Umsetzung, Kontrolle und Optimierung von Geschäftsaktivitäten und Projekten in Indien.
Mit 55 Mitarbeitern in Indien, in Deutschland, der Schweiz und in den Niederlanden wurden in den vergangenen Jahren etwa 160 europäische Konzerne und mittelständische Unternehmen betreut