Bochum.. Die Bereitschaftspolizei Bochum schleppt 73.367 Überstunden vor sich her – so viele wie keine andere Polizeiabteilung. Und die Zahl wird wachsen.
Heute Fußball, morgen Demo, übermorgen eine Razzia, dann eine Aktion gegen Wohnungseinbrecher, bald darauf ein Politiker-Gipfel oder ein Kirchentag mit hochsten Würdenträgern – und alles in der ganzen Republik verteilt.
Das ist der Alltag der 321 Polizeikräfte der Bochumer Bereitschaftspolizei neben der JVA Krümmede. Das Überstunden-Konto ist auf 73.367 angewachsen, 228 pro Kopf (Stand: Ende 2016). Und in diesem Jahr wird das Konto weiter anschwellen, prognostiziert der Chef der Bereitschaftspolizei, Polizeidirektor Frank Kaiser, in einem WAZ-Gespräch. „Die Einsatzbelastung ist hoch, keine Frage.“
Besonders Fußball und Demos halten auf Trab
Das ist nach WAZ-Informationen in allen Abteilungen der Bochumer Polizei der Fall, aber aktuell nirgends so besonders wie bei der Bereitschaftspolizei, denn in anderen Abteilungen liegt die Überstundenzahl deutlich niedriger, wenn auch immer noch hoch.
Vor allem Fußball und Demos halten die Beamten der „BP“ auf Trab. Von beiden gibt es immer mehr und mehr. Beim Fußball zum Beispiel müssen die Beamten mittlerweile auch Spiele bis in die 4. Liga hinein begleiten, weil sich vereinzelt auch dort Konfliktpotenzial zusammenbraut unter Fans.
Teilweise dauern die Einsätze sogar mehrere Tage. So zum Beispiel beim G20-Gipfel am 7./8. Juli in Hamburg mit Staatschefs aus aller Welt. Zu diesem Hochsicherheitstermin reisen schon im Vorfeld mehrere Hundertschaften an, und dies wohl auch aus Bochum, mit Übernachtungen in 4-Bett-Zimmern. „Wenn wir eine Woche in Hamburg sind, so Kaiser, „bringen wir viele Überstunden mit.“ Er spricht von einem „Berg, den wir vor uns herschleppen“.
Überstunden sollen abgebaut werden
Die Polizei will möglichst wenige neue Überstunden auflaufen lassen und versucht mit Nachdruck, vorherige abzubauen. Im vorigen Jahr waren dies 80.385: 44.161 Stunden wurden finanziell abgegolten, 36.224 mit Freizeit. Außerdem werden seit April 2017 mehr Wochenenden als freie Tage geblockt als früher; so können die Polizisten ihr Privatleben besser planen. Ohnehin wehrt sich Kaiser gegen den Eindruck, dass die Bereitschaftspolizei nicht mehr aus ihren Stiefeln herauskäme.
„Unsere Personallage bei der Polizei Bochum ist insgesamt seit längerer Zeit bekanntermaßen prekär und angespannt“, sagt Holger Richter, stellvertretender Vorsitzender der Bochumer Gewerkschaft der Polizei (GdP). Die Landes-GdP fordert, dass schon zum 1. September statt der bisher geforderten 2000 nun 2300 neue Polizeianwärter eingestellt werden. Richter: „Wir schließen uns dem an, da die Berechnungen der geforderten Einstellungen gegenüber den zu erwartenden Pensionierungen diese Forderung rechtfertigen.“