Bochum. Bei „VfL-Gründermesse“ trefffen regionale Start-ups auf mittelständische Unternehmen. Teilnehmer präsentieren Ideen und suchen Investoren.

Aral trifft auf Microsoft, Arbeitsagentur auf Bogestra. Dazwischen solider Ruhrgebiets-Mittelstand: Anwälte, Vertriebsexperten, Handwerksbetriebe. 71 mittelständische Firmen haben sich zur fünften Ausgabe des „VfL-Netzwerk-Erlebnis“ eingefunden. Zum zweiten Mal sind Start-ups dabei: Das „Founder-Camp“ für die Unternehmer von morgen ist in das Treffen der Unternehmer von heute eingebettet. „Mehr Austausch zwischen Mittelstand und Gründern“ wünscht sich Mitorganisator Sebastian Pasuto. Auch er ist ein Gründer, vierfacher mittlerweile. Und will nun anderen Startern auf die Füße helfen.

Techniker entwickeln Ideen zum Betreiben von Geräten ohne Batterie

Die Start-ups, 17 an der Zahl, sind etwas abseits vom großen Event der Mittelständler zu finden: Sie haben einen eigenen Bereich. Stehen dort mit ihren Tischen und Flyern und erklären bereitwillig ihre Geschäftsmodelle: Raphael Ammann (29) und Arndt-Hendrik Zinn (27) von Zolitron haben eine Möglichkeit entwickelt, kleine batteriebetriebene Geräte ohne Batterie zu betreiben: mit Licht, Wärme oder per Vibration. Energy Harvesting, Energie-Ernten, heißt das auf Start-up-Deutsch.

Klingt erst einmal nicht besonders spektakulär, nicht besonders kompliziert – doch dann legt Geschäftsführer Zinn, promovierter Ingenieur obendrein, die möglichen Anwendungen dar. Beispiel Bibliothek: Jedes Regal einer Bibliothek könne man mit solarbetriebenen Bluetooth-Sendern, „Beacons“ genannt, ausstatten, damit sich der Nutzer per Handy-App zum gesuchten Buch navigieren lassen kann. „Wie die Navigation im Straßenverkehr, aber eben in Gebäuden“, erklärt Ammann.

Digitale Mülltonne und intelligente Maschinenwartung

Andere Anwendungsmöglichkeit: die digitale Mülltonne, die über ihren Sensor meldet, wenn sie geleert werden muss. Oder eine intelligente Gerätewartung: Sensoren überwachen Maschinenschwingungen und geben ein Signal, sobald sich diese ungewöhnlich entwickeln. Der Techniker rücke also im Idealfall an, bevor die Maschine kaputt geht, so Ammann.

Alles keine Zauberei, die erforderliche Technik sei längst da – nur bisher eben batteriebetrieben. Und Batterien müssen ausgetauscht werden, regelmäßig. Was nicht wahnsinnig teuer, aber wahnsinnig zeitintensiv sei – weil in der Regel nicht nur ein einziger Sensor, sondern Hunderte, wenn nicht Tausende an einem Ort ihren Dienst tun.

Lokalen Handel stärken

Ein anderes Feld beackern Lars Binnebößel (45) und Luigi Stella (36). Mit Takelocal treten sie an, um „den Stadtbummel virtuell erlebbar zu machen“. Sie fotografieren Einkaufsstraßen und -zentren in Google-Streetview-Manier mit einer 360-Grad-Kamera. Der Nutzer, der zu Hause am Computer durch die Straße navigiert, kann Läden betreten und sich umschauen, als sei er wirklich vor Ort – Panoramafotografie macht‘s möglich. Produkte lassen sich auswählen und im virtuellen Warenkorb ablegen.

Am Ende soll der Kunde nicht bei jedem Händler separat bezahlen müssen, sondern in einem einzigen Abwicklungsvorgang online bestellen können, was er ausgesucht hat. „Wir wollen damit den lokalen Handel stärken“, sagt Luigi Stella. Am liebsten schon zum nächsten Weihnachtsgeschäft.

Klingt alles ziemlich vielversprechend. Vielleicht sind die beiden Unternehmen ja beim nächsten Mal wieder dabei – mit einem Stand bei den Mittelständlern.