Bochum. Die Stadtwerke weisen angeblich den Anteil ihres Ökostroms deutlich höher aus, als er tatsächlich ist. Die Reaktion: „Das ist abwegig“.
- Konsequent ausbauen wollen die Stadtwerke Bochum ihren Anteil an Öko-Strom
- Nun sehen sie sich dem Vorwurf ausgesetzt, mehr grünen Strom auszuweisen als tatsächlich zu liefern
- Hintergrund dafür ist u.a. die gesetzliche Kennzeichnungspflicht
Mit der Meldung, „der Strommix der Stadtwerke gilt weiterhin als grüner als im Rest der Republik“, wartete die Bochumer Stadttochter Anfang des Jahres auf. Während im Bundesdurchschnitt 32 Prozent der Energie umweltfreundlich erzeugt werde, läge der Anteil des hiesigen Energieversorgers mit etwa 41 Prozent deutlich darüber. Nun sieht er sich wegen dieser Aussage dem Vorwurf der Täuschung ausgesetzt.
„Viele Versorger stellen ihre Stromlieferung sauberer dar, als sie ist“, heißt es beim Energieversorger Lichtblick aus Hamburg. Auch die Stadtwerke Bochum gehörten dazu. Dies gehe aus einer Untersuchung einiger Energieversorger wie Lichtblick und Naturstrom, aber auch der Deutschen Umwelthilfe und Robin Wood hervor.
„Auch andere Anbieter schummeln“
In der Untersuchung ist von „Verbrauchertäuschung“ die Rede. Während die Stadtwerke ihren Ökostrom-Anteil mit 40,7 Prozent angeben, liege er nach Berechnung der Autoren der Studie nur bei 11,4 Prozent. Auch andere Anbieter wie die Stadtwerke in Dortmund, Düsseldorf und Unna würden schummeln.
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Hintergrund dafür sei die gesetzliche Stromkennzeichnung. „Sie verpflichtet Versorger dazu, in ihrem Strommix einen Pflichtanteil von bis zu 46 Prozent EEG-Strom auszuweisen“, so die Kritiker. Dieser EEG-Strom werde aber gar nicht von den Versorgern eingekauft. Daher erscheine deren Strommix umweltfreundlicher, als er ist.
Transpartente Darstellung
„Die Vorwürfe weisen wir entschieden zurück“, sagt Kai Krischnak, Sprecher der Stadtwerke Bochum. Der Strommix des Unternehmens werde transparent und verständlich auf der Internetseite veröffentlicht. „Der Vorwurf der Täuschung ist völlig abwegig.“ Der Anteil der Erneuerbaren Energien, die nach dem EEG gefördert werden, liege im Strommix der Stadtwerke bei 33,1 Prozent. Dies werde mit Hilfe eines EEG-Quotienten errechnet. Dazu kämen zusätzlich 7,6 Prozent für sonstige Erneuerbare Energien.
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Krischnak: „Das deutsche Stromnetz ist vergleichbar mit einem See, in den aus verschiedenen Quellen Strommengen eingespeist werden, sowohl aus konventionellen Kraftwerken als auch aus erneuerbaren Erzeugungsanlagen. Wir beschaffen unsere Strommengen kurzfristig für bis zu drei Jahre im Voraus an den Strombörsen.“
Bekenntnis zu mehr grünem Strom
Mehr grünen Strom zu beziehen und zu produzieren, haben sich die Stadtwerke auf die Fahnen geschrieben. „Wir setzen konsequent auf den Ausbau unserer Ökostrom-Erzeugung“, kündigte Dietmar Spohn, Sprecher der Stadtwerke-Geschäftsführung, Anfang des Jahres an. Dabei gehe es um Projekte im Rahmen der Beteiligung an Trianel Erneuerbare Energien und den Ausbau der Ökostromproduktion im Wasserkraftwerk Stiepel. Ende 2016 wurde zudem die Beteiligung am Ausbau des Trianel-Windparks Borkum beschlossen.