Bochum. . Alle Bochumer sollen spätestens Ende 2018 mit Lichtgeschwindigkeit durchs Internet surfen können. Unitymedia und Stadtwerke machen es möglich.
- Kabelnetzbetreiber Unitymedia und Stadtwerke Bochum wollen Highspeed-Internet
- Oberbürgermeister Thomas Eiskirch spricht von „Deutschlands schnellster Stadt“
- Bund fördert das Projekt „Gigabit-City Bochum“ mit rund sechs Millionen Euro
Superlative gehören bei Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) seit Dienstantritt zum Programm. Passend dazu präsentiert er am Montag auf der IT-Messe Cebit in Hannover eine neue Initiative: die „Gigabit-City Bochum“. Unsere Stadt soll demnach die erste Großstadt Deutschlands werden, in der nahezu alle Haushalte mit Lichtgeschwindigkeit ans Internet angebunden sind. „Wir werden die schnellste Stadt Deutschlands“, sagt Eiskirch.
Wichtigster Partner der Initiative ist der Kabelnetzbetreiber Unitymedia, der mit seinem glasfaserbasierten Netz schon heute 90 Prozent der 193 800 Bochumer Haushalte erreicht. Dieses Netz soll noch in diesem Jahr so umgebaut werden, dass Unitymedia-Kunden im ersten Quartal 2018 Gigabit-Tarife buchen können – also Datentransferraten von 1000 Megabit pro Sekunde möglich werden. Heute ist bei 400 Megabit pro Sekunde Schluss.
Stadtwerke rüsten Glasfasernetz auf
Die erforderlichen Bauarbeiten sollen sich aber in Grenzen halten. „Wir werden aus Bochum keinen Schweizer Käse machen“, sagt Unitymedia-Geschäftsführer Lutz Schüler. Das vorhandene Kabelnetz sei grundsätzlich tauglich, um den neuen Gigabit-Übertragungsstandard Docsis 3.1 einzuführen.
Zweiter Partner der Initiative sind die Stadtwerke Bochum. Der Energieversorger hat bereits zehn Millionen Euro in ein Glasfasernetz investiert, das derzeit 16 000 Wohneinheiten versorgt. Dazu gehören zum Beispiel alle Studentenwohnheime der Stadt. Weitere 500 000 Euro werden nun erforderlich, um die städtischen Glasfasern tauglich für das Surfen mit Gigabit-Speed zu machen. Aktuell beträgt das Höchsttempo im Stadtwerkenetz 200 Mbit/s.
„Weiße Flecken“ werden besonders profitieren
Besonders profitieren werden von der Initiative rund 3000 Haushalte und 800 Unternehmen, die bislang in den sogenannten „weißen Flecken“ zu Hause sind. In diesen Gebieten erreichen die Internetleitungen heute nicht einmal 30Mbit/s. Für den rund zehn Millionen Euro teuren Anschluss dieser Bereiche will die Stadt Fördermittel vom Bund beantragen – rund sechs Millionen Euro. Die Arbeiten werden ausgeschrieben.
„Gigabit-City markiert einen Meilenstein in der Entwicklung unserer Stadt“, sagt OB Eiskirch. Er erhofft sich eine Signalwirkung für die Wahrnehmung Bochums „als Standort für Unternehmen und attraktiven Ort zum Leben und Arbeiten“. Dazu gehört auch das wichtige Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Stichwort: Home-Office. Gigabit-City eröffnet da völlig neue Möglichkeiten.
>>> KOMMENTAR von Thomas Schmitt
Highspeed-Internet als Alleinstellungsmerkmal – was soll das bringen? Es kann sein, dass die Bedeutung von „Gigabit-City Bochum“ sich nicht jedem sofort erschließt. Wer sich allerdings damit beschäftigt, was die digitale Welt möglich macht, wird erkennen, dass schnelle Internetverbindungen die Wirtschaft fördern, ein Jobmotor sind und vieles im Leben einfacher und sicherer machen.
Begriffe wie Digitalisierung und Industrie 4.0 mögen schwammig klingen und vom Privaten weit weg sein, die Bedeutung des Transfers von großen Datenmengen zu Hause ist aber längst erkannt. Fernsehen per Livestream, Online spielen sowie Musik streamen ist für viele Menschen längst Alltag, das Internet der Dinge steht vor der Tür.
Einer Stadt mit vielen Hochschulen, die seit Jahren darum kämpft, dass Studenten vor Ort „kleben“ bleiben, steht es besonders gut zu Gesicht, Voraussetzungen für digitales Wachstum zu schaffen. Schnelles Internet ist sicher nicht alles, aber ohne schnelles Internet wird auf diesem Sektor alles nichts.