Langendreer/Querenburg. . Standort an der Kleinherbeder Straße steht auf der Kippe, weil die Stadt die Fläche für ein Gewerbegebiet vorsieht. Sehr zum Ärger der Politik.

Der Tierschutzverein an der Kleinherbeder Straße hat viel vor. „Fürs nächste Jahr planen wir den Bau eines Kleintierhauses“, sagt die Vorsitzende Angela Nieswand. Allerdings fragt sie sich derzeit, ob so eine Investition überhaupt noch lohnt. Denn es kann gut sein, dass die Tierfreunde in absehbarer Zeit umziehen müssen. Die Stadt findet den Grüngürtel am Autobahnkreuz (A 43/A 44) nämlich äußerst attraktiv für ein Gewerbegebiet.

Diese Fläche mitsamt dem Tierheim sieht die Stadt als potenzielle Gewerbefläche vor.
Diese Fläche mitsamt dem Tierheim sieht die Stadt als potenzielle Gewerbefläche vor. © Gerd Bertelmann

Hintergrund: Die Stadtverwaltung ist nach wie vor auf der Suche nach möglichen Gewerbegebieten. Diese muss sie dem Regionalverband Ruhr (RVR) für dessen Regionalplan melden, der als Grundlage für die Ausweisung neuer Siedlungs-, Gewerbe- und Industrieflächen gilt. Für die darin festgelegten Flächen haben die Städte später Planungshoheit. Heißt: Es kann einfacher und zügiger vermarktet werden.

Gewerbeflächen als wichtiger Wirtschaftsfaktor

Insgesamt 82 Hektar an potenziellen Gewerbeflächen muss Bochum anbieten. Einiges wurde bereits gemeldet, 37,1 Hektar aber fehlen noch. Mit dem Gebiet am Autobahnkreuz – 25,7 Hektar groß – wäre der Großteil des Bedarfs gedeckt. Hinzu kommt die günstige Anbindung. Da fällt dann offenbar auch nicht mehr so ins Gewicht, dass es sich um eine Fläche im Regionalen Grünzug handelt. Denn laut Stadt wird „die Verfügbarkeit von Gewerbeflächen in ausreichender Menge und Qualität ein entscheidender Faktor der wirtschaftlichen Entwicklung Bochums sein“.

Auch dieses Rapsfeld müsste für mögliches Gewerbe weichen. left Das Areal am Autobahnkreuz hatten sich die Stadtplaner schon gleich zu Beginn ausgeguckt, nach Protesten in der Bezirksvertretung Ost dann aber doch die Finger davon gelassen. Nun der zweite Anlauf. Und wieder wird die Verwaltung auf Widerstand aus der Lokalpolitik stoßen. „An unserer Meinung hat sich nichts geändert“, sagt Dirk Meyer, Sprecher der SPD-Fraktion. „Wir sind weiterhin dagegen.“ Ebenso wie die Grünen. „Wir kämpfen um den Erhalt des Grüngürtels“, sagt Sprecher Detlef Kühlborn. „Wir haben ja auch schon den Park-and-Ride-Parkplatz für die Campus-Linie, der dort angedacht war, abgelehnt.“

Tierfreunde fordern Ersatz

Die Lokalpolitiker werden das Angebot der Verwaltung „zu einem vertiefenden Dialog im Vorfeld der formalen Beratungen“ sicherlich annehmen. Auch Angela Nieswand vom Tierschutzverein wäre dann gerne mit von der Partie. „Bisher hat von offizieller Seite noch niemand Kontakt zu uns aufgenommen“, beklagt sie. Nieswand und ihre Mitstreiter machen sich nichts vor und bereiten sich innerlich schon auf einen Umzug vor: „Es wird nicht bei der bloßen Idee eines Gewerbegebietes bleiben. Letztlich kommt es darauf an, dass uns ein adäquater Ersatzstandort angeboten wird.“ Und nicht nur das. Nieswand: „Man muss uns ja auch die Gebäude ersetzen. Das wird eine teure Angelegenheit.“

>>> Rat entscheidet

Der Rat entscheidet in seiner Sitzung am 28. September darüber, welche Flächen für den Regionalplan gemeldet werden.



>>> Kommentar: Ganz schlechter Stil

Das ist schon ein starkes Stück. Da wird in der Verwaltung seit längerem damit geliebäugelt, das Filetstück am Autobahnkreuz zu Geld zu machen, doch auf die Idee, den davon betroffenen Tierschutzverein miteinzubeziehen, kommt niemand. Das ist ganz schlechter Stil. Klar lässt sich jetzt leicht sagen, dass noch nichts spruchreif ist. Doch wer würde das ernsthaft glauben? Jede Fläche, die einmal im Regionalplan als mögliches Areal für Industrie und Gewerbe gelistet ist, wird später auch entsprechend entwickelt.
Jede Wette.


Die Bezirksvertreter haben sich erneut klar positioniert. Bleibt abzuwarten, wie sehr den Rat diese Entscheidung beeinflussen wird.