Bochum. In Kürze beginnen in Weitmar die Kanalbauarbeiten für die restliche Renaturierung des Marbachs. Es ist der Abschluss eines Mammutprojektes.

  • Bochums längster Bach, der 5,2 Kilometer lange Marbach zwischen Weitmar und Hofstede, wird bald komplett abwasserfrei sein
  • In wenigen Tagen beginnen am Wiesental nahe Hattinger Straße umfassende Kanalbauarbeiten, die bis Herbst 2018 dauern sollen
  • 2004 hatte die Renaturierung des Marbachs begonnen - die Gesamtkosten belaufen sich auf mehr als 63 Millionen Euro

In wenigen Tagen startet in Weitmar die letzte Etappe zur Renaturierung des längsten Bochumer Baches, des 8,7 Kilometer langen Marbaches. Dann wird die Großbaustelle für ein mächtiges Kanalbauprojekt in Weitmar eröffnet. Danach wird der Marbach auf voller Länge abwasserfrei sein.

Beschaulich und friedlich gluckert der Marbach durchs Wiesental. Selbst dann, wenn er, wie gestern, stark angeschwollen ist. Er entspringt unweit der Straße An der Holtbrügge in Weitmar, fließt später durch Stahlhausen und Hamme und mündet in den Hüller Bach in Hofstede, der wiederum in die Emscher fließt. Teilweise verläuft er unterirdisch verrohrt, teils offen, allerdings durch eine Solschale aus Beton begradigt und eingezäunt.

Bach war jahrzehntelang eine Schmutzbrühe

Der Marbach am Mittwoch im südlichen Bochumer Wiesental, nahe Wasserstraße. Dort ist er noch ursprünglich.
Der Marbach am Mittwoch im südlichen Bochumer Wiesental, nahe Wasserstraße. Dort ist er noch ursprünglich. © Foto: Bernd Kiesewetter

Jahrzehntelang war er eine Köttelbecke, eine dreckige Brühe. Regen-, Quell- und Grundwasser mischte sich mit Abwasser. Das hat sich inzwischen fast komplett geändert. Im Zuge des Jahrhundertprojekts Emscher-Umbau, an dessen Ende im Jahr 2020 eine komplett abwasserfreie Emscher und auch saubere Zuflüsse stehen, wurde auch der Marbach renaturiert. Vor 13 Jahren hat die Emschergenossenschaft damit in Bochum begonnen. Bis Ende 2013 wurde für 53 Millionen Euro direkt neben dem Marbach ein weiteres Rohrsystem in die Erde gebracht, sozusagen Zwillingsrohre. In diesen Rohren mit bis zu 3,60 Meter Innen-Durchmesser fließt nun das Abwasser, das vorher den Marbach verschmutzte.

In den nächsten Monaten wird kräftig gebuddelt

Diese Renaturierung erfolgte aber nur zwischen der Mündung in Hof-stede und der Hattinger Straße. Im quellnahen Verlauf südlich der Hattinger Straße, im Wiesental, wird weiterhin Abwasser in den Marbach eingeleitet. Diese kleine Reststrecke wird nun aber in den nächsten Monaten vom Abwasser abgekoppelt.

Das Tiefbauamt wird auf der Kreuzung Kulmer-/Friederikastraße eine 16 Meter breite Grube buddeln und sowohl in Richtung Norden (unter der Hattinger Straße hindurch) als auch in Richtung Süden, ins Wiesental hinein, neue Abwasserrohre mit 2,40 Meter Durchmesser vortreiben – unterirdisch, in nicht offener Bauweise. Der Kanaltunnel verläuft bis zu den Teichen. Die Wiese selbst wird nur für eine Start- und eine Zielgrube geöffnet. Baukosten: 2,6 Millionen Euro.

Bach ist ökologisch noch nicht verbessert

Im Herbst 2018 soll der Kanalbau fertig sein. Doch dann wird trotzdem noch weitergebaut. „Jetzt haben wir den Marbach zwar abwasserfrei, aber noch nicht ökologisch verbessert“, sagt die Ingenieurin Maren Goldbeck von der Emschergenossenschaft. Deshalb werden ab 2019 im Marbach die Beton-Solschalen entfernt, um wieder ein naturnahes Bachbett und Ufer zu bekommen. Kosten: acht Millionen Euro. Und wer weiß: Vielleicht siedeln sich dort dann wieder Kleinlebewesen wie Bachkrebse an, nachdem dort jahrzehntelang alles biologisch tot war. Ein schöner Spazierweg wird der Marbachverlauf aber wohl nicht werden. „Aufgrund der Enge wird da nicht viel möglich sein“, sagt Maren Goldbeck.