Bochum. Das als Schlaftstelle für Obdachlose genutzte Fliednerhaus hat viele Baumängel. Ein medizinischer Hilfsdienst will dort nicht mehr arbeiten.

  • Im Schnitt kommen täglich 40 Personen, um dort geschützt zu übernachten
  • FDP/Stadtgestalter hatten Anfang Februar Baumängel vor Ort begutachtet
  • Stadt sucht nun eine neue Unterkunft, die schon ab Herbst zu nutzen ist

Die städtische Schlafstelle für Obdachlose „Fliednerhaus“ am Stadion muss wegen baulicher Mängel und Schimmelbefalls geschlossen werden. Schon jetzt sind einige Räume nicht mehr nutzbar und bleiben gesperrt. Auf eine Anfrage von Susanne Mantesberg-Wieschemann (FDP/Stadtgestalter) hatte dies Sozialdezernentin Britta Anger auf der letzten Sitzung des Sozialausschusses eingeräumt. Die Stadt sucht bereits eine neues Gebäude, um dort eine Schlafstelle einzurichten.

Gesundheitliche Gefährdung für Bewohner und Mitarbeiter

Susanne Mantesberg-Wieschemann gegenüber der WAZ: „Wir haben das Haus Anfang Februar besichtigt und waren über den Zustand erschrocken.“ Sie sieht dort eine erhebliche gesundheitliche Gefährdung für Bewohner und Mitarbeiter. Ihre Fraktion möchte gern ein „ganzheitliches Konzept“ für die soziale Wiedereingliederung von Wohnungslosen etablieren, was jedoch von der Mehrheit im Ausschuss abgelehnt worden ist.

Blick in eines der Zimmer der Notschlafstelle. Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 2013.
Blick in eines der Zimmer der Notschlafstelle. Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 2013. © Franz Luthe

Christiane Caldow, die bei der Diakonie für die Obdachlosenbetreuung zuständig ist, bekräftigt, dass dringend ein neues Haus gesucht werde. „Wir sind aber optimistisch, dass dies recht schnell umgesetzt werden kann.“ Sie lobt die Zusammenarbeit mit der Stadt und hebt hervor, dass es zu keiner Zeit einen Mangel an Schlafstellen gegeben habe. Es treffe aber zu, dass ein medizinischer Hilfsdienst seine Arbeit wegen der Mängel in dem Haus eingestellt habe, aber an anderen Stellen weiter aktiv bleibe. Dies hatte auch die Fraktion aus FDP und Stadtgestaltern angesprochen.

Seit mehr als zehn Jahren Schlafstelle für Obdachlose

Das Fliednerhaus, das seit mehr als zehn Jahren als Schlafstelle für Obdachlose genutzt wird, nutzen im Schnitt von 40 Menschen pro Nacht. Nach Auskunft der Diakonie sei die Zahl der noch nutzbaren Zimmer in diesem Gebäude für diese Anzahl von Menschen ausreichend. Laut Sozialdezernentin Anger lohne eine Sanierung des in die Jahre gekommenen Gebäude nicht mehr. Die Stadt habe bereits ein konkretes Objekt ins Auge gefasst. „Wir hoffen, dass wir ab Herbst diese neue Unterkunft nutzen können“, so Britta Anger.

Keinen sehr einladenden Eindruck macht das Fliednerhaus. Eine Sanierung des maroden Gebäudes lohnt nicht.
Keinen sehr einladenden Eindruck macht das Fliednerhaus. Eine Sanierung des maroden Gebäudes lohnt nicht. © Dietmar Wäsche

Dezentrale Struktur der Hilfe

Eine wie in anderen Städten etablierte zentrale Einrichtung für Wohnungslose sieht Anger eher skeptisch. „Dies ist nur eine Option unter mehreren.“ Bisher sind die Wohnungslosenberatung, ein Aufenthalt für den Tag, die Schlafstelle für Obdachlose und „Schlaf am Zug“ für junge Menschen ohne Wohnung an verschiedenen Orten in der Stadt untergebracht.

Susanne Mantesberg-Wieschemann hatte im Antrag ihrer Fraktion unter anderem eine räumlich nähere Ansiedlung von Schlaf- und Beratungsstellen angeregt. Dies war aber von der Mehrheit im Ausschuss ebenfalls abgelehnt worden.

>>> Hilfsangebote für Obdachlose und arme Menschen

In Bochum gibt es umfangreiche Hilfsangebote für Menschen in Armut und Wohnungslosigkeit. Die Schlafstellen sind dabei nur ein Mosaikstein.

  • Es gibt außerdem Beratungs - und Unterstützungsangebote, unter anderem von Caritas, Diakonie, im Kirchen-Café Pauluskirche, der Suppenküche (Stühmeyerstraße 33) und weiteren Trägern.

  • Es gibt darüber hinaus eine kostenlose ärztliche Beratung an verschiedenen Orten, die von den Obdachlosen regelmäßig genutzt wird. Info: www.diakonie-ruhr.de