Bochum. . Hunderte Lehrlinge feiern bei Freisprechungsfeier des Ruhr-Handwerks ihren Abschluss. Als Gesellen tragen sie nun Verantwortung für ihr Werk.
Wie viele Haare er wohl in den letzten Jahren geschnitten hat, wie viele Zöpfe geflochten oder Köpfe frisiert? Das weiß Timo Scheuplein nicht genau, wohl aber: „Ich würde die Ausbildung zum Friseur immer wieder machen“. Ihm gefiel besonders der Kontakt zu Kunden in seinem Beruf und die vielfältigen Herausforderungen. Jetzt beginnt für den Lehrling der Ernst des Lebens.
Die Freisprechungsfeier markiert nicht nur das Ende der Ausbildungspflichten, sondern den Beginn des Gesellen-Daseins. „Ich habe schon eine Festanstellung gefunden“, so Scheuplein, der seine Ausbildung am Gisela-Vogel-Institut gemacht hat. Auch bei Stefan Huven steht der weitere Weg schon fest: „Ich habe eine Stelle in Recklinghausen gefunden“, erzählt der Elektroinstallateur, während im Hintergrund laute Musik dröhnt.
„Gerne wäre ich auch Versicherungsdetektiv oder Polizist geworden“
Eine Ausbildung zum Elektroinstallateur zu machen, sei anfangs eine notgedrungene Entscheidung gewesen. „Ich brauchte einfach eine Ausbildung, gerne wäre ich auch Versicherungsdetektiv oder Polizist geworden“, so der 21-Jährige. Dass es nun in Richtung Elektronik ging, bereut er kein Stück: „Es ist sehr abwechslungsreich. Ich hoffe, es macht mir weiterhin so viel Spaß“, sagt Huven, der dicht gedrängt in der Menschenmenge steht.
Die Ausbildung von Berufsschullehrer und Konditormeister Werner Luthe liegt schon Jahre zurück „Mit jungen Menschen theoretisch und in der Backstube zu arbeiten hält fit“, findet er. In den letzten Jahren hat er einige Veränderungen beobachtet: „In meinem Jahrgang gab es von 36 Lehrlingen zwei Frauen, heute ist bei 20 Lehrlingen ein Mann dabei“, so der 65-Jährige.
Frank Schwätzer ist Betriebsleiter einer Heizungssanitärfirma. Zwei seiner Schützlinge feiern heute ihren Abschluss. „Es ist toll zu sehen, wie aus einem Jungen ein erwachsener Mann wird“, so Schwätzer. Ihm sei es wichtig, dass der Lehrling zuverlässig ist und die Chance, die man ihm gibt, angemessen nutze.
„Die Bedeutung des Handwerks ist riesig“
Auch die Kommunalpolitik will den Absolventen den nötigen Respekt zollen. „Ich komme seit vielen Jahren. Die Bedeutung des Handwerks ist riesig, es ist das Rückgrat der deutschen Wirtschaft“, so der Bochumer Landtagsabgeordneter Serdar Yüksel (SPD). Und Landtagspräsidentin Carina Gödecke (SPD) pflichtet bei: „Handwerk ist Zukunft. Ich wünsche den Absolventen, dass sie nicht vergessen, wo sie herkommen, sich für andere einsetzen und ihren Weg im Leben machen.“
Auch Ausbilder, Betriebsinhaber, Eltern, Freunde und Ehrenamtsträger feierten mit den Gesellen.
Die Kreishandwerkerschaft Ruhr ist die Interessenvertretung von 30 Fachinnungen in Bochum und dem Ennepe-Ruhr-Kreis. Mit über 5770 Handwerksunternehmen bezeichnet sich das Ruhr-Handwerk als „die Wirtschaftsmacht von nebenan“.