Bochum. . Der Baubranche droht ein Nachwuchsmangel. Da freut sie sich über Lehrlinge wie Adriano Ancora (20), der mit Begeisterung Maurer werden will.
- Es gibt immer weniger Gesellen in der Handwerksbranche. Adriano Ancora (20) aber ist einer, der unbedingt Maurer werden will
- „Ich bin nicht der Typ, der still sitzen kann. Ich muss mich bewegen und sehen, was ich mache“, sagt er
- Leute wie ihn wünscht sich die IG Bau öfter, denn zunehmend gehen die Schulabgänger in einen nicht-handwerklichen Beruf
Der Händedruck von Adriano Ancora (20) lässt keinen Zweifel aufkommen: Dieser junge Mann mit den sportlichen Oberarmen kann kräftig zupacken. Das muss er auch in seiner Lehre und seinem späterem Beruf. Er will Maurer werden.
Die Gewerkschaft IG Bau wünschte, dass sich noch viel mehr für einen Handwerksberuf wie diesen entscheiden würden. Die Anzahl der Gesellen-Prüfungen sank in NRW zwischen 2010 und 2015 um 13 Prozent. Die IG Bau Bochum-Dortmund spricht von einem „besorgniserregenden Trend“. Immer mehr Schulabgänger würden lieber an die Uni statt in einen Handwerksbetrieb gehen.
„Ich bin nicht der Typ, der still sitzen kann“
Der Bochumer Adriano Ancora, Spross einer Handwerkerfamilie, ist da ganz anders. „Ich bin nicht der Typ, der still sitzen kann. Ich muss mich bewegen und sehen, was ich mache“, sagt er mit fester Stimme. „Man sieht am Ende des Tages, was man gemacht hat: ein schönes Sichtmauerwerk, etwas geklinkert. Und man ist immer an der frischen Luft.“ Sven Bönnemann, stellvertretender Regionalleiter der IG Bau, war früher selbst 15 Jahre am Bau tätig. „Die Arbeit ist sehr abwechslungsreich, meistens jedenfalls.“
Ancora ist einer von 87 Bau-Azubis in Bochum. Nach einem Realschulabschluss mit Qualifikation hat er eine Tischler-Lehre begonnen. „Das war nur Fenster- und Türen-Einbauen. Irgendwie langweilig.“ Nun lernt er Maurer bei der Baufirma Echterhoff-Holland in Bochum-Werne. Die Ausbildung findet in der Firma statt, in der Berufsschule und in der Akademie des Handwerks an der Springorumallee. Dort packte Ancora auch am Mittwoch wieder kräftig an. Er und seine Kollegen bauten ab 7 Uhr früh ein Häuschen mit Kalksandsteinen.
Wind und Wetter sind kein Problem
Ancora ist sich bewusst, dass er auch bei Wind, Kälte, Nässe und Lärm kräftig arbeiten muss. Das scheint aber kein Problem zu sein. Pragmatisch sagt er: „Es gibt für alles eine Lösung.“ Außerdem betont die IG Bau: „Beim Bau denken viele an extremes Malochen. Doch in den letzten Jahren hat sich viel getan. Maschinen und digitale Technik erleichtern das Arbeiten.“ Später will sich Ancora noch weiterbilden: Maurer-Meister werden und auch „eventuell Bauleiter“.
Die Bezahlung der Bau-Lehrlinge ist relativ gut, jedenfalls im zweiten und dritten Lehrjahr (1115 und 1400 Euro). Jetzt im ersten Lehrjahr geht Ancora mit 755 Euro nach Hause. Als Geselle geht es später ab dem zweiten Jahr mit gut 19 Euro Stundenlohn weiter.
Allerdings gibt es ein großes Problem, das andere so nicht haben. Nur 95 Prozent schaffen es, meist wegen der Strapazen des Berufs, bis zur regulären Rente. Das bedeutet massive Abschläge bei der Altersversorgung. Auch schon während des Berufes gibt es hin und wieder Lohneinbußen, wenn wetterbedingt am Bau nicht gearbeitet werden kann.