Bochum. . 20 Prozent (505) aller Grundschul-Kinder möchte auf die Realschule wechseln. In diesem Schuljahr mussten sogar Kinder abgewiesen werden.
- Zehn Realschulen gab es in Bochum, nun sind es noch fünf. Sie aber sind gefragt
- 20 Prozent aller Grundschüler, also 505, wollen im nächsten Schuljahr auf diese Schulform
- Realschulleiter sind voller Selbstvertrauen: „Wir leisten tolle Arbeit. Wir sind das wahre G9“
Bundesweit wird darüber diskutiert, ob zukünftig nicht zwei Schulformen ausreichen: Gesamtschulen und Gymnasien. In Bochum zeichnet die Abstimmung mit den Füßen ein anderes Bild. Die Realschulen der Stadt, fünf sind es immerhin noch, zehn waren es ehedem, werden wieder beliebter. Zum kommenden Schuljahr mussten neun Kinder an der Hans-Böckler-Realschule und neun an der Pestalozzi-Realschule abgewiesen werden.
Sie sind dann an einer anderen Realschule untergekommen. „Das hat uns dir Abweisung etwas leichter gemacht“, sagt Silvia Zens, Leiterin der Pestalozzi-Realschule. „Ich hätte am liebsten alle Kinder genommen.“ Am Ende waren es 118. Damit wird die Pestalozzi-Realschule ebenso wie die Annette-von-Droste-Hülshoff-Schule, die Anne-Frank-Schule und die Realschule Höntrop mit vier fünften Klassen ins Schuljahr 2017/2018 starten. Nur die Hans-Böckler-Schule startet dreizügig.
Eltern wissen nicht, was kommt
Deren Leiter, Walter Sembritzki, hat eine einfache Erklärung für die wieder höhere Nachfrage nach dieser Schulform. „Die Realschule ist die sichere Bank in unsicheren Zeiten. In diesem kleinen System kann man auch schwierigere Schüler auffangen. Die Eltern wissen, was sie an der Realschule haben. Sie wissen aber nicht, was kommt, also wie sich die Schullandschaft entwickeln wird.“ Ob sie vielleicht nach der Landtagswahl wieder völlig neu geordnet wird. „Keine Frage“, sagt Sembritzki, „die Schullandschaft bedarf einer Überarbeitung. Ich sehe nicht, dass es in die Richtung geht, dass es nur noch zwei Schulformen gibt. Aber niemand hat einen Plan, was in den nächsten zehn Jahren passiert.“
Was an den Realschulen der Stadt aktuell passiert, wissen die Schulleiter natürlich ganz genau. „Wir leisten tolle Arbeit mit guter Qualität“, sagt Zens und verweist auf besondere Angebote. „Die drei Profilklassen unserer Schule – Sport, bilingual, naturwissenschaftlich-technisch, den Ganztag mit Mittagsangebote und AGs sowie die individuelle Förderung durch Lerncoaching, zusätzlichen Förderunterricht, besondere Förderangebote für die Sportler.“
Ähnlich formuliert das Joan Krebs-Schmid, Leiterin der Anne-Frank-Schule. „Wir fördern viel, wir unterstützen die Schüler.“ Die Stadt brauche die Realschulen. „Eltern, die sich für die Realschule entscheiden, geht es gut. Eltern, die ihre Kinder zunächst auf ein Gymnasium schicken und dann merken, dass die Kinder dort nicht zurecht kommen, können dann ihr Kind nicht sofort auf einer Realschule unterbringen. Wir haben jetzt schon übervolle 6. Klassen und eine Warteliste für Schüler.“ Das große Plus der Realschule sei, dass alle Wege offen seien. „Wir sind das wahre G9. Bei uns haben die Kinder mehr naturwissenschaftlichen und gesellschaftswissenschaftlichen Unterricht. 60 Prozent wechseln nach der Klasse 10 auf ein Gymnasium oder ein Kolleg und machen ihr Abitur.“