Bochum. . Müll vermeiden, Energiefresser abschaffen: Ein Vorreiter im Bermuda-Dreieck wurde von der Energie-Agentur NRW mit einer Auszeichnung bedacht.

Die Uralt-Kühlung und die Außen-Heizstrahler als Energiefresser, das scheinbar unausrottbare Marmeladen-Döschen und der Plastikhüllen-Keks zur Frühstücks- und Kaffeezeit: Mit dem Umweltschutz ist es in Teilen der Gastronomie nicht weit her. Doch es habe ein Umdenken eingesetzt, beobachtet die Energie-Agentur NRW und hat jetzt einen Vorreiter im Bermuda-Dreieck ausgezeichnet.

Seit 2011 wurden landesweit 40 Bars, Restaurants und Diskotheken, die sich um den Klimaschutz verdient machen, mit dem „Green Club Label“ gewürdigt. Der Bahnhof Langendreer war gleich zum Start dabei. Als zweiter Betrieb in Bochum folgte nun das „Three Sixty“: die 1998 eröffnete Sportsbar mit 75 Beschäftigten im Dreieck.

Küche umgebaut mit Zentralheizung

Tatsächlich habe man in den letzten Jahren erheblich investiert, sagt Geschäftsführer Christian Bickelbacher. Der Umbau der Küche mit Zentralkühlung und energiesparenden Geräten, LED-Lampen statt Strahler, Elektroauto bis hin um Recyclingpapier: „Umweltschutz wird bei uns groß geschrieben“, betont Bickelbacher, der weitere Bars und Restaurants besitzt.

Das „Three Sixty“ mit Geschäftsführer Christian Bickelbacher (3.v.r.) wurde mit dem „Green Club Label“ der Energie-Agentur NRW ausgezeichnet.
Das „Three Sixty“ mit Geschäftsführer Christian Bickelbacher (3.v.r.) wurde mit dem „Green Club Label“ der Energie-Agentur NRW ausgezeichnet.

Bickelbacher sei kein Einzelfall, berichtet Michael Müller, Berater der Energie-Agentur NRW. Immer mehr Gastronomen setzten auf Energieeffizienz. Der Umwelt zuliebe. Aber natürlich auch, um Kosten zu senken. „Allein die Kühlung, die rund um die Uhr läuft, macht bis zur Hälfte der Ausgaben aus“, weiß Müller, der das „Green Club Label“ als Ansporn versteht. Jede Investition in neue Technik mache sich mittelfristig bezahlt.

Reichlich Nachholbedarf erkennt dabei Heinz Bruns (Haus Kemnade) als Sprecher des Hotel- und Gaststättenverbandes. Das Umweltbewusstsein sei zwar vorhanden, wie etwa die zunehmende LED-Beleuchtung oder die längst selbstverständliche Mülltrennung zeigten. Für größere Anschaffungen indes fehle kleineren Pachtbetrieben oft das Geld. Folge: ein „erheblicher Investitionsstau“.

Zwiespalt um Plastikmüll

Im Zwiespalt sieht Bruns sich und seine Kollegen beim Dauerbrenner Plastikabfall. Zwar sei auch er kein Freund von verpackter Marmelade, Butter oder Kaffeemilch in Dosen. Andererseits: „Werden die Lebensmittel offen gereicht, müssen wir sie wegschmeißen, wenn sie nicht verzehrt wurden. Verpackt können wir sie wieder benutzen. Was ist einem da lieber?“

Alles andere als lieb sind Patrick Matuszewski die Heizstrahler, die zwischen Herbst und Frühling gerade im Bermuda-Dreieck auf vollen Touren laufen – „auch, wenn nur wenige Gäste draußen sind“, ärgert sich der jüngst gewählte BUND-Vorstand. Heinz Bruns kann die Kritik an den „Klima-Killern“ verstehen. Doch: Die Strahler seien der mitunter verzweifelte Versuch, Kunden im Zuge des Nichtrauchergesetzes zu halten.

>>>>Lob und Kritik: Was erleben Sie beim Ausgehen?

Kennen auch Sie Lokale und Restaurants, die etwas für den Umweltschutz tun? Oder ärgern Sie sich über das Gegenteil: Wirte und Gäste, denen die Natur total egal zu sein scheint?

  • Wir freuen uns auf Ihr Lob und Ihre Kritik: per Post an die WAZ-Redaktion, Huestraße 25, in 44787 Bochum, per E-Mail an redaktion.bochum@waz.de.